Leserbrief Eine Künstlerin mit höchst eigenständiger Bildsprache

Miriam Zadil

Zum Artikel „Gestickte Gewaltphantasien“ (Trierischer Volksfreund, 20. Mai):

Die Autorin deutet die Ausstellung der Stickarbeiten von Miriam Zadil als einen „dämonischen Ort der Lüste“.

Ihrer Ansicht nach versucht die Künstlerin, ihre Obsession mittels textiler Handarbeiten abzuarbeiten. Mit dieser eng gefassten Interpretation geht sie aber meiner Meinung nach an den Intentionen der Künstlerin vorbei. Miriam Zadil beschäftigt sich mit der griechischen Mythologie. Sie macht die Allgegenwärtigkeit sexueller Gewalt und kriegerischer Brutalität zum Thema ihrer Arbeiten. Denn die mythischen Gräuel wiederholen sich.

Heute erleben wir sie beispielsweise in der Ukraine. Miriam Zadil bedient sich der Satire. „Bei aller Grausamkeit und allem Blutvergießen gelingt es der Künstlerin, das Schöne und Skurrile aus den Narrativen herauszuschälen“ (Christiane Opitz, Kunstkritikerin Hamburg). Trotz allen Blutes darf der Betrachter lachen.

Leider übersieht die Autorin diesen Aspekt. Beispielsweise ist die entsetzliche Medea als blaues Eierschneiderwesen dargestellt. In der Rechten hält sie ein hart gekochtes Ei. Gleich wird das Küchengerät niedersausen. Miriam Zadil ist eine Künstlerin mit höchst eigenständiger Bildsprache.

Der Journalistin  ist es aus meiner Sicht nicht gelungen, diese Sprache zu entschlüsseln.

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