Leserbrief Forderungen des Bauernverbandes sind ein „vergiftetes Paket“

Landwirtschaft

Zum Artikel „Bauern fordern Umdenken in der Agrarpolitik“ (TV vom 24. März):

Was ist eigentlich los beim Deutschen Bauernverband, dass sich die Funktionäre meines Erachtens ausgerechnet den Krieg in der Ukraine für ihre Zwecke zunutze machen wollen? Da muss die Verzweiflung, kein Gehör mehr zu finden, groß sein, dass man zu so einer schäbigen Methode greift.

Fakt ist, dass sich immer mehr Verbraucher für regionale und nachhaltig erzeugte Nahrungsmittel begeistern können und auch der Handel immer mehr auf Bio und tiergerechte Produktion setzt.

Was macht der Bauernverband? Er verkündet weltweite Nahrungsmittelknappheit. Er fordert eine Intensivierung in der Produktion, Wegfall von Auflagen zur Verbrauchersicherheit, und Maßnahmen zum Klimaschutz könne man gerade nicht gebrauchen. Doch mit oder ohne die Umsetzung ihrer Forderungen: Wir können die Nahrungsmittelknappheit in der Welt nicht ausgleichen.

Der Bauernverband möchte damit aus meiner Sicht eine seit Jahrzehnten verfehlte Politik für die Bauern und die Umwelt vertuschen. Die Neuausrichtung der Agrarpolitik in Berlin stört wohl die Geschäfte der Funktionärsclique mit dem Agrarbusiness.

Die Fakten einer verfehlten Agrarpolitik liegen ganz offen. Intensivlandwirtschaft führt zu erheblich weniger Ertrag. Der übermäßige Einsatz von Düngemitteln und der chemischen Keule führt zur Degeneration von Böden, also einer Verschlechterung der Bodenstruktur. Intensivlandwirtschaft führt zu Humusverlust, der Boden verliert Speicherkapazität und trocknet in der Folge schneller aus.

Dies ist alles längst wissenschaftlich belegt und kann daher nicht mehr wegdiskutiert werden. Das hiesige System gilt meines Wissen als eines der teuersten der Welt. Drittweltstaaten geraten so immer mehr ins Hintertreffen, weil sie sich ein solch teures und in sich ineffektives System gar nicht leisten können. Insofern vernichten wir Arbeitsplätze und gerechte Nahrungsmittelproduktion in der Dritten Welt.

Eigentlich gäbe es keine Knappheit, wenn nicht ein sehr hoher Anteil aller erzeugten Produkte in die Tierhaltung abfließen würde. Würden unsere Überflussgesellschaften hier umsteuern, hätten wir in diesem Bereich meines Erachtens weltweit gesehen keine Probleme mehr.

Grünland zugunsten von Ackerflächen umzuwandeln, ist einer der problematischsten Vorschläge überhaupt. Weideflächen und Grassteppen sind große CO²-Speicher. Ihre Zerstörung fördert daher den Temperaturanstieg und damit die Klimaerwärmung und verringert an Stelle dessen die Nahrungsmittelproduktion.

Kurz: Die Forderungen des Bauernverbandes sind ein ,,vergiftetes Paket“, von dem keiner einen Vorteil hat, schon gar nicht die Bauern, die ordentlich und nachhaltig wirtschaften.

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