Trierisch Balaawern

Für das hochdeutsche Wort Tropfen gibt es im Trierischen zwei Begriffe, nämlich Drobben und Dröbbs. Sie sind weitgehend austauschbar.

Man kann sagen en Drobbe Waaser oder en Dröbbs Waaser, en Drobben Ässisch oder en Dröbbs Ässisch. Ett gött kaa rischdije Rään, ett sönn nuren e paor Dröbbsen. = Es wird nicht augiebig regnen, es sind nur ein paar Tropfen. Maach naoch e paor Drobbe Maggi aon de Zobb. = Gib noch etwas Würzaroma zur Suppe. Guter Wein ist aber niemals e guden Dröbbs, sondern immer e guden Drobben. Dagegen gibt es für das Verb tropfen nur eine einzige Über-setzung, nämlich dröbbsen. De Kraonen (Wasserhahn) dröbbst, de Kaondel (Dachrinne) dröbbst oder de Naos (Nase) dröbbst, was sie zu einer Dröbbsnaos macht. Wenn es nur wenig regnet, heißt es ett dröbbst. Das wird übertragen auf Angelegenheiten, die sehr langsam vorangehen. Wie giet dann dein neije Laoden? Ett dröbbst ald su! = Wie läuft denn dein neues Geschäft? Na ja, manchmal schaut einer rein! Tröstlich ist folgende Redens-art: wenn ett nött laaft, dann dröbbst ett ewen, was etwa das Gleiche bedeutet wie Kleinvieh macht auch Mist. Wer allerdings dröbbsnaaß ist, hat nicht etwa nur ein paar Dröbbsen abbekommen, sondern ist bis auf die Haut durchnässt. Wer betrübt ist, ist bedröbbst, und meistens ist der Gemütszustand auch daran zu erkennen dass diese Person bedröbbst kuggt. Ein Einfaltspinsel oder je-mand, der der Härd nött naogiet (immer hinterher trottet), wird Dröbbsdrölles genannt. Das Schimpfwort ist aber vermutlich nicht vom Wort dröbbsen abge-leitet, und auch ein Ursprung von dem Ort Trippsdrill im Landkreis Heilbronn ist unwahrscheinlich. Vielmehr ist es wohl so, dass sich im 19. Jahrhundert ein Büttenredner im Trierer Karneval den Namen für den von ihm verkörperten Tölpel ausgedacht hat und dieser Name populär geworden ist. Horst Schmitt ist Autor des Trie rer Wörterbuchs, das im Trier-Verlag erschienen ist. Mit Josef Marx hat er über 10 000 Stichwörter in Hochdeutsch-Trierisch und Trierisch-Hochdeutsch zusammengetragen. Die beiden Autoren erläutern in unserer Kolumne "Trierisch balaawern" Besonderheiten der Trierer Mundart.

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