Der Frühling ist die Hochzeit der Windpocken

Windpocken (Varizellen) können das ganze Jahr über auftreten, in den Frühjahrsmonaten erreichen die Erkrankungsraten jedoch jedes Jahr einen Höhepunkt. Besonders gefährlich ist die Krankheit bei Jugendlichen, immungeschwächten Menschen und vor allem bei Schwangeren.

Berlin. Windpocken sind eine weltweit verbreitete, sehr ansteckende Krankheit, die durch das Varizella-Zoster-Virus hervorgerufen wird. Im Frühjahr nehmen die Krankheitsfälle regelmäßig zu. Das zeigen die Daten der Arbeitsgemeinschaft Masern und Varizellen (AGMV), die seit dem Jahr 2005 ein deutschlandweites Überwachungssystem für Varizellen eingerichtet hat.

Die Ansteckung erfolgt von Mensch zu Mensch durch direkten Körperkontakt oder seltener mit der Atemluft (Tröpfcheninfektion). Etwa zwei Wochen nach der Ansteckung tritt der typische Hautausschlag auf, meist zusammen mit Fieber. Starker Juckreiz begleitet den Ausschlag. Werden die Pusteln aufgekratzt, kann es zu Narben kommen.

Zweiterkrankung Gürtelrose



Der Ausschlag breitet sich normalerweise vom Rumpf über Arme und Beine sowie den Kopf aus. Der Erkrankte ist üblicherweise zwei Tage vor Auftreten des Ausschlages bis fünf Tage nach Auftreten der letzten frischen Bläschen ansteckend. Bei gesunden Kindern sind schwerwiegende Komplikationen, wie eine Gehirn- oder Lungenentzündung, eher selten. Demgegenüber haben Jugendliche und jüngere Erwachsene ein höheres Risiko, schwer zu erkranken.

Besonders gefährdet sind alle ungeschützten Patienten, deren Immunsystem nicht richtig arbeitet, entweder durch eine angeborene, erworbene oder eine durch Medikamente bedingte Störung der Abwehr. Bei Kindern, die an Leukämie erkrankt sind, verlaufen Windpocken unbehandelt häufig tödlich.

Nach dem Abheilen der Krankheit verbleiben die Viren in den Schaltstellen der Nerven und können vor allem im höheren Lebensalter oder bei Abwehrschwäche wieder aktiv werden und eine schmerzhafte Gürtelrose (Herpes zoster) hervorrufen. Eine Gürtelrose wird also durch den gleichen Erreger hervorgerufen wie die Windpocken, ist aber immer eine Zweiterkrankung. Ein Patient mit Gürtelrose kann also einen anderen Menschen nicht mit Gürtelrose anstecken, sondern nur mit Windpocken.

Gefahr in der Schwangerschaft



Gefährlich sind Windpocken auch für Schwangere, die bisher weder an Windpocken erkrankt waren noch eine Windpockenimpfung erhalten haben. Bei Infektionen bis zur 20. Schwangerschaftswoche können schwere Fehlbildungen beim Ungeborenen auftreten. Erkrankt die Mutter um den Geburtstermin, können Windpocken beim Neugeborenen lebensbedrohlich verlaufen. Auch Menschen mit Gürtelrose können über die Pusteln das Virus auf ungeschützte Schwangere übertragen, die dann das Risiko haben, an Windpocken zu erkranken. red

EXTRA: PRäVENTION



Seit dem Jahr 2004 wird die Varizellen-Impfung von der Ständigen Impfkommission (Stiko) für alle Kinder ab elf Monaten als Standardimpfung empfohlen. Die Arbeitsgemeinschaft Masern und Varizellen hat danach erste Erfolge der Impfung auf die Erkrankungshäufigkeit an Windpocken beobachtet: Seit Einführung der Impfempfehlung seien die Meldezahlen für Neuerkrankungen deutlich gesunken. red

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