Gartenserie Beispielhafte Gartenkunst dies- und jenseits der Grenze

Kräuterinseln, Wasserspiele und Serpentinen: Nicht nur die 22 „Gärten ohne Grenzen“ bieten abwechslungsreiche Grünkultur in der Region.

Einst Benediktinerkloster, heute Hotel: Das Kloster Hornbach hat eine wechselvolle Geschichte, sein Garten wurde behutsam rekonstruiert (Bild links).

Einst Benediktinerkloster, heute Hotel: Das Kloster Hornbach hat eine wechselvolle Geschichte, sein Garten wurde behutsam rekonstruiert (Bild links).

Foto: picture alliance / DUMONT Bildarchiv/dpa Picture-Alliance / Gerald Haenel

Wasser, das die Treppenstufen hinunterfließt oder fein zwischen Betonpfeilern hinabrieselt und dabei sprudelt, plätschert und perlt: Der Garten der Sinne in Merzig bietet nicht nur bunte Farbtupfer auf sattem Grün, sondern auch viele originelle Wasserspiele, die jenseits klassischer Springbrunnen die Hörsinneszellen ansprechen. Die Anlage ist so groß wie viereinhalb Fußballfelder, bietet aber elf unterschiedlich angelegte Areale, die jeweils unter einem bestimmten Thema stehen. Ob Tast-, Wasser-, Rosen-, Farb- oder Klanggarten – von hohen und dichten Hecken eingerahmt, erfährt der Spaziergänger in jedem unterschiedliche Erlebnisse. Während zwischen Buchsbäumen und Hainbuche würziger Steppensalbei, frische Katzenminze und süße Strauchrosen ihre Aromen freisetzen, stehen im nächsten Themengarten Klang-Objekte und Steinskulpturen zwischen botanischen Raritäten. Am Ende der Anlage befindet sich ein großer Kiesgarten, in den die Wassertreppe hinabführt. Dort gedeihen heimische und exotische Stauden, Gräser und Gehölze.

Garten der Sinne in Merzig, 1. April bis 31. Oktober, montags geschlossen. Eintritt 3/4 Euro.

22 Themengärten, die Lothringer Obstsorten vorstellen, aber auch essbare Pflanzen und sogar lokale Pflaumenarten zeigen: Seit 2008 erstreckt sich der Garten der Aromen in Laquenexy, 15 Kilometer östlich von Metz. Zu entdecken gibt es in diesen „Jardins fruitiers“ unter anderem einen beispielhaften Gemüsegarten, Kräuterbeete, Beerengärten und eine Zitruspflanzensammlung, die der Besucher über eine Haselnussstrauchallee oder durch einen Zucchinitunnel erreicht. Zu den jüngsten Attraktionen gehören der Garten der Huronen-, Irokesen- und Abenaki-Indianer, eine Kooperation mit dem Botanischen Garten von Montreal, und der Garten der Maori. Beide stellen Pflanzen aus den Siedlungsgebieten und Traditionen dieser Völker vor. Die vier Hektar große Gartenanlage ging aus dem Obstversuchszentrum des Département Moselle hervor, das allein gut 650 verschiedene Apfelsorten gesammelt hat und dessen Anfänge bis 1904 zurückreichen.

Garten der Aromen in Laquenexy, 28. März bis 1. November, Eintritt 5 Euro. www.jardinsfruitiersdelaquenexy.com

Sowohl der Garten der Sinne in Merzig als auch der Garten der Aromen in Laquenexy gehören zu dem Netzwerk „Gärten ohne Grenzen“, das bei der Gestaltung Aspekte regionaler Kultur mit einem durchdachten Konzept verbindet. Das Netzwerk, dessen Förderung die EU 1998 stattgab, umfasst heute 22 Grünflächen, davon 14 im Saarland, mit dem Zweibrücker Rosengarten eine in Rheinland-Pfalz und sieben im Département Moselle. Dabei steht in jedem der blühenden Areale eine Gartenkunst, eine Epoche oder ein Thema im Fokus. So etwa im Park des Palais von Nell in Perl, wo seinerzeit der erste „Garten ohne Grenzen“ öffnete: Hier finden Besucher ein Beispiel barocker Gartenkultur, das nach alten Plänen mit niedrigen Buchsbaumhecken und geometrischen Blumenbeeten angelegt wurde. Historischer Baumbestand, Serpentinenweg, Pavillon und Aussichtsplateau wiederum charakterisieren den Forstgarten des Jagdschlosses in Karlsbrunn. Und auf die Spuren von 200 Jahren Keramikherstellung können sich die Besucher im Garten der Fayencen in Sarreguemines begeben, wo auf dem Gelände einer ehemaligen Steingutfabrik verschiedene Themengärten um Großblattpflanzen, Feuer oder Ruinenlabyrinth entstanden sind. Am Fuß der Zitadelle von Bitche erstrecken sich dann im Garten für den Frieden 21 thematische Anlagen, die von Kunstwerken verziert werden. Für die Erfüllung der Kriterien spielen botanische, kreative, landschaftliche und pädagogische Besonderheiten genauso eine Rolle wie Strukturen für Besucherempfang, Wissensvermittlung, fachkundige Pflege und themenbezogene Veranstaltungen.

 Stauden, die zum Meditieren einladen: Der Garten der Sinne in Merzig gehört zum Netzwerk der „Gärten ohne Grenzen“.

Stauden, die zum Meditieren einladen: Der Garten der Sinne in Merzig gehört zum Netzwerk der „Gärten ohne Grenzen“.

Foto: Brigitte Krauth/Brigitte Krauth, Brigitte Krauth
 Die Gärten der Aromen in Laquenexy bieten 22 verschiedene grüne Reiche.

Die Gärten der Aromen in Laquenexy bieten 22 verschiedene grüne Reiche.

Foto: Jardins Fruitiers de Laquenexy@CD57
 Das Kräuterbuch von Hieronymus Bock aus dem Jahr 1545 entstand im Zuge von Bocks Recherchen in Hornbach.

Das Kräuterbuch von Hieronymus Bock aus dem Jahr 1545 entstand im Zuge von Bocks Recherchen in Hornbach.

Foto: picture-alliance/ dpa/dpa Picture-Alliance / Hollemann

„Der Klostergarten ist ein wahrer Kraftplatz. Außer dem Summen von Bienen und Insekten und dem Glockenschlag der benachbarten Kirchturmuhr herrscht hier Stille“, verspricht Katja Driess, Pressereferentin vom Kloster Hornbach, einer ehemaligen Benediktinerabtei in der Südwestpfalz, zu der der Garten gehört. Im Sommer wiegen sich hier die Blüten von Minze, Rosen und Lavendel im Wind. Der gut 2000 Quadratmeter große Nutzgarten beherbergt mehr als einhundert Kräuter, Heilpflanzen und Gemüsearten, schließlich deckten die Klostergärten früher ein breites Spektrum an Pflanzen ab, die sowohl in der Küche als auch in der Heilkunde verwendet wurden. Der Hornbacher Arzt und Pfarrer Hieronymus Bock (1498-1554), einer der ersten deutschen Botaniker, führte hier seine Studien durch und verfasste daraufhin sein 1539 erschienenes „Kreüter Buch“. Bocks Werk lieferte anhand seiner historischen Pläne auch wertvolle Hinweise für die Rekonstruktion des Gartens, die der Städteplaner Klaus Meckler aus Kaiserslautern Ende der 90er mit der Sanierung des Klosters übernommen hatte. Im Kloster selbst befinden sich heute ein Hotel, die Touristinfo und das Klostermuseum Historama. Der Garten kann, wie die sich darin befindende, leere Grabkapelle des heiligen Pirminius, ganzjährig kostenfrei besucht werden.

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