Die Moral von der Geschicht‘

Dumm gelaufen für Florian Gerster: Der Mann, der im Auftrag des Kanzlers die Arbeitslosigkeit bekämpfen sollte, ist nun selbst arbeitslos. Und ausgerechnet der Minister, der die Kompetenz des Chefs der Bundesagentur für Arbeit bis zuletzt in den höchsten Tönen gelobt hatte, musste ihn entlassen.

Ein weiterer Tiefschlag für die rot-grüne Bundesregierung, die Probleme offenbar anzieht wie die Motten das Licht. Fairerweise muss man zugeben, dass Gerster auch Opfer einer Kampagne war. Selten hat sich die öffentliche Meinung so massiv auf einen Amtsträger eingeschossen, und selten ist dem Inhaber eines solch wichtigen Jobs dermaßen der Rückhalt verweigert worden. Allerdings: Zu verdanken hat dies Gerster nahezu ausnahmslos sich selbst. Er hatte durchaus eine Chance - die er allerdings nicht nutzte. Anstatt den Umbau der Nürnberger Mammutbehörde sensibel anzugehen und ein Gefühl für die Befindlichkeit der vier Millionen Arbeitslosen zu entwickeln, entpuppte er sich als schroffer Technokrat der Macht. Als selbstgefälliger Elefant im verächtlich betrachteten Porzellanladen. Hochmut kommt vor dem Fall. Wenn sich der Nachfolger des Geschassten diese Moral von der Geschicht‘ hinter die Ohren schreibt, wird er Erfolg haben. Bleibt nur zu hoffen, dass auch die Politik aus der Affäre ihre Lehren zieht: Wer den Menschen schmerzhafte Reformprozesse zumutet, sie aber nicht mitnimmt, wird immer scheitern. nachrichten.red@volskfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort