Eine schreckliche Gewalttat, die fassungslos macht

Kinderbeuern · Eine 27-jährige Frau wird im Eifelort Kinderbeuern Opfer einer brutalen Gewalttat. Fünf Tage liegt die Leiche im Schlafzimmer. Ihr Freund, der mutmaßliche Täter, verlässt das Haus in dieser Zeit kaum noch. Ein 19-Jähriger, der mit seiner Mutter und deren Lebensgefährten im gleichen Mietshaus wohnt, und seine Schwester, beste Freundin der Getöteten, entdecken die Leiche am Samstag im Schlafzimmer.

Kinderbeuern. Nur wenige Menschen in dem 1075-Einwohnerort Kinderbeuern haben die 27-jährige Frau gekannt. Erst im Mai vergangenen Jahres ist die gelernte Altenpflegerin aus dem sächsischen Görlitz ins Alftal gezogen und hat in der Straße Wittlicher Talweg eine Wohnung bezogen. Wenige Wochen später zieht ihr sechs Jahre älterer Freund in die Wohnung. Schnell freundet sich die junge Frau mit der 24-jährigen Jennifer Kneepkens an. Sie werden beste Freundinnen. Jennifers Mutter Elke Feiten, deren Lebensgefährte und ihr Bruder Ralf wohnen eine Etage über den neuen Mietern. Sie pflegen einen engen und freundschaftlichen Kontakt zu der jungen Frau. Über ihren Freund, der zuletzt keiner Arbeit nachgeht, wissen sie kaum etwas. "Jeder fand den unsympathisch", sagt Elke Feiten. Für sie beginnt das Drama am Dienstagabend. Nach einem Schwimmbadbesuch verabredet sie sich mit der 27-Jährigen für den nächsten Tag fürs Fitnessstudio. Am späten Mittag klingelt Elke Feiten an der Wohnungstür. Niemand öffnet. Minuten später ruft der 33-Jährige sie aus der Wohnung an. Seine Freundin habe im Altersheim kurzfristig die Spätschicht übernommen, danach werde sie für ein paar Tage in ihre alte Heimat Görlitz fahren, behauptet er. Der Mann weiß, dass seine Freundin täglich mit Jennifer telefoniert und sich beide ständig im Internet über facebook austauschen. "Sagen Sie ihrer Tochter, dass meine Freundin nicht da ist", murmelt er.
Am Samstag klingelt Elke Feiten erneut an der Wohnung - immer wieder. Irgendwann öffnet der 33-Jährige die Tür. "Wo ist deine Freundin? Ihr Auto steht in der Garage", fragt die Nachbarin. Der Mann antwortet: "Im Osten. Sie ist mit einer Arbeitskollegin dorthin gefahren." Elkes Tochter Jennifer glaubt das nicht. Ihre Freundin hätte ihr das gesagt, ist sie sich sicher. Sie macht die Arbeitskollegin ausfindig. Die weiß nichts von einer Reise nach Görlitz.
Elke Feiten, ihr Lebensgefährte, Sohn Ralf und Tochter Jennifer beschleicht ein ungutes Gefühl. Sie wollen jetzt wissen, was los ist. Gemeinsam gehen sie die Treppe hinab, klingeln an der Tür. Der offenbar unter Drogen stehende Mann öffnet. Die Nachbarn lassen sich nicht mehr abwimmeln und betreten die Wohnung. Die Schlafzimmertür ist abgeschlossen, der Türrahmen und das Schlüsselloch sind mit Silikon abgedichtet. Ralf Feiten tritt die Tür ein. Nur der Fuß der jungen Frau ist sichtbar. Ralf Feiten zieht die Bettdecke weg, erschrickt und wendet sich sofort wieder ab. Die Haut der Frau ist dunkel verfärbt, Leichengeruch steigt ihm in die Nase. Sofort alarmiert er die Polizei, während seine Mutter und ihr Lebensgefährte auf den 33-Jährigen einreden. "Ich bin krank, holt die Polizei. Ich bin froh, dass jetzt alles raus ist", jammert er. Er macht keinerlei Anstalten zu flüchten. Die Polizei kommt mit einem Großaufgebot. Beamte nehmen den mutmaßlichen Täter in Gewahrsam. Noch am Samstag reisen die Eltern der toten Frau aus Sachsen an. Sie werden ihre Tochter in Görlitz bestatten.

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