Aus dem Archiv Juli 2019 Schüler im Land leiden unter langsamem Internet

Trier/Mainz · Moderne Tablets fehlen, das Netz ist im Unterricht vielerorts zu lahm. Lehrergewerkschaften und CDU kritisieren die Ampelkoalition für fehlendes Tempo beim Digitalpakt.

 Schüler einer 7. Klasse lernen mit iPads im Matheunterricht.

Schüler einer 7. Klasse lernen mit iPads im Matheunterricht.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Immer mehr Berufe erfordern Kenntnisse mit Computern und Tablets. Lehrergewerkschaften und die CDU zweifeln aber daran, dass die rheinland-pfälzischen Schulen die Schüler tatsächlich fit für die Zukunft machen können, und warnen davor, Kinder im ländlichen Raum abzuhängen.

Viele Schüler leiden unter lahmem Netz, zeigt die Antwort des Bildungsministeriums auf eine Anfrage der CDU-Fraktion im Mainzer Landtag. Nur 439 von insgesamt mehr als 1600 Schulen verfügen danach über Bandbreiten von mindestens 30 Megabit pro Sekunde. Anke Beilstein, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, sagt, bei solch niedrigen Geschwindigkeiten müssten sich Klassen untereinander absprechen, wann sie im Internet surfen und Unterrichtsvideos schauen.

Die Opposition macht der Landesregierung Druck, rasch die 241 Millionen Euro zu verteilen, die der Bund an Rheinland-Pfalz beim Digitalpakt auszahlt, um Schulen mit schnellem Internet und Geräten wie Tablets auszurüsten. „Wir drängen das Land schon lange, endlich aus dem Quark zu kommen.“

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) wehrt sich gegen die Vorwürfe. Sie sagt: „Wir sind sehr gut im Zeitplan und freuen uns, dass wir einen großen Schritt für die Umsetzung des Digitalpakts in Rheinland-Pfalz gemacht haben.“ Schulträger können ihre Anträge danach ab Ende September stellen. Das Land erarbeite mit IT-Anbietern Verträge, damit Geräte wie Beamer oder Displays zu guten Konditionen gekauft werden könnten.

Beilstein wittert hinter der raschen Bekanntgabe des Landes „eine Ministerin im Panikmodus“. Die CDU-Politikerin kritisiert, dass Anträge erst Ende des Jahres bearbeitet seien, Schüler von Mitteln des Digitalpakts damit viel zu spät profitierten und „millionenschwere Fehlinvestitionen“ drohten. Es fehle auch an Kräften, die die IT-Infrastruktur warten, und an der nötigen digitalen Ausbildung für rund 40 000 Lehrer. Oliver Pick, stellvertretender Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), vermisst ein Konzept des Landes. Pick, der die Grundschule in Idesheim (Eifelkreis Bitburg-Prüm) leitet, warnt davor, Strategiepapiere auf die Schulträger abzuwälzen. Regionalelternsprecher Reiner Schladweiler sagt, dass viele der Schulen mit langsamem Internet im Raum Trier angesiedelt seien. „Manche Schulen arbeiten mit Geschwindigkeiten, bei denen nicht mal zwei Klassen gleichzeitig ins Internet können“, sagt der Temmelser (Kreis Trier-Saarburg).

Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, sagt, der Digitalpakt sei „ein Schuss in den Ofen“, wenn der Bund nicht weiteres Geld nachlege. Im TV-Interview fordert der Gymnasiallehrer auch ein Zentralabitur, mehr Geld für Integration und eine Denkpause bei der Inklusion.

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