Verbände Dehoga-Streit: An einigen Stellen köchelt’s im rheinland-pfälzischen Gastroverband weiter

Trier · Um den rheinland-pfälzischen Gastroverband scheint endlich Ruhe eingekehrt zu sein. Doch der Eindruck täuscht.

 Gereon Haumann.

Gereon Haumann.

Foto: Friedemann Vetter

Der Zoff zwischen dem rheinland-pfälzischen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga und der Trierer Industrie- und Handelskammer scheint noch nicht vom Tisch zu sein, obwohl seit Wochen öffentlich nichts mehr von den Kontrahenten zu hören ist. Auf Anfrage unserer Zeitung sagte am Dienstag Dehoga-Präsident Gereon Haumann, man wolle sich „in Sachen Dienstaufsichtsbeschwerde derzeit nicht äußern“, da es sich um ein laufendes Verfahren handele. IHK-Sprecher Sebastian Klipp hatte zuvor gesagt, man habe in der Angelegenheit seit zwei Monaten nichts mehr von dem Dehoga gehört.

Hintergrund des Streits ist ein Schreiben, das Kammer-Chef Jan Glockauer im Mai für den beim Verband in Ungnade gefallenen Traben-Trarbacher Hotelier Matthias Ganter entworfen haben soll (der TV berichtete mehrfach). Der Gaststättenverband um seinen Präsidenten Gereon Haumann sieht darin einen „krassen Funktionsmissbrauch“ und hatte angekündigt, dagegen vorgehen zu wollen.

In einem Schreiben des Dehoga-Anwalts Rolf Bietmann war von möglichen gerichtlichen Schritten die Rede. Parallel dazu hatten die Dehoga-Verantwortlichen nach eigenen Angaben das für die Aufsicht zuständige Mainzer Wirtschaftsministerium gebeten, mögliche Konsequenzen gegen den Trierer IHK-Hauptgeschäftsführer zu prüfen. Die Trierer Kammer-Verantwortlichen gaben sich gelassen. In einem unserer Zeitung vorliegenden Schreiben stellte sich IHK-Präsident Peter Adrian vor seinen in der Kritik stehenden Hauptgeschäftsführer und wies die Vorwürfe zurück. Zudem sei das Mainzer Wirtschaftsministerium für eine Dienstaufsichtsbeschwerde der falsche Adressat, weil das Ministerium zwar die Rechtsaufsicht über die Kammern habe, aber nicht die Fachaufsicht, so Peter Adrian.

Seit dem zwei Monate alten Antwortschreiben hat man in Trier nichts mehr von der Gegenseite gehört, obwohl IHK-Präsident Adrian seinem Dehoga-Kollegen bei der Gelegenheit auch noch gleich ein Gesprächsangebot unterbreitet hatte, „um über gemeinsame Lösungsansätze für dringende Themen in der Tourismusbranche zu diskutieren“.

Der Dehoga-Landesverband kommt seit Monaten aus den Schlagzeilen nicht mehr heraus. Hintergrund ist eine Klage von 20 Hoteliers und Gastronomen – die meisten davon aus der Region Trier – gegen die vorzeitige Amtszeitverlängerung von Präsident Haumann. Dem Traben-Trarbacher Hotelier Ganter warfen die Dehoga-Verantwortlichen in dem Zusammenhang „verbandsschädigendes und unehrenhaftes Verhalten“ vor und schlossen ihn aus.

Eine Entscheidung, die Mitte Mai auch von den Verbandsgremien noch einmal bestätigt wurde. Gleichzeitig gab es Rückendeckung für den wegen der vorzeitigen Amtszeitverlängerung und der üppigen Dotierung in der Kritik stehenden Haumann. Seitdem schwelte auch der Konflikt mit den Verantwortlichen der Trierer Industrie- und Handelskammer.

Der ausgeschlossene Traben-Trarbacher Hotelier Matthias Ganter hat inzwischen Klage gegen seinen Ausschluss eingereicht. Das bestätigte der 58-Jährige auf Anfrage unserer Zeitung. In Ganter sehen die Dehoga-Verantwortlichen einen der Hauptdrahtzieher des Widerstands gegen Präsident Gereon Haumann.

Über die Klage der 20 Hoteliers verhandelt Mitte Oktober das Bad Kreuznacher Landgericht. Wann über die Ganter-Klage entschieden wird, ist noch unklar.

Ebenso unklar ist, inwiefern das monatelange Gezerre im rheinland-pfälzischen Gastroverband Auswirkungen auf die Zahl der rund 4500 Mitgliedsbetriebe hat. Auf Anfrage unserer Zeitung teilte Dehoga-Chef Haumann am Dienstag lediglich mit, „dass wir in 2019 erfreulicherweise einen deutlichen Rückgang der Austritte (insgesamt zehn Prozent weniger Austritte) als im Vergleichszeitraum des Vorjahres verzeichnen konnten“. Konkrete Zahlen nannte Haumann nicht.

Zuletzt hatten nach Berichten mehrerer Medien vor drei Wochen insgesamt neun Hoteliers und Restaurantbesitzer aus Bad Kreuznach und Umgebung ihre Dehoga-Mitgliedschaft gemeinsam gekündigt. Man habe immer mehr den Eindruck, „dass der Verein die Mitgliedsbeiträge zu einem nicht mehr akzeptablen Teil nicht zur Förderung der Satzungszwecke einsetzt, sondern für überdimensionierte Gebäude sowie für überhöhte Aufwands- und Tätigkeits­vergütungen der Organe des Vereins, insbesondere des Präsidenten, verschwendet“, heißt es in dem Kündigungsschreiben wörtlich.

Scheint so, als würde der verbandsinterne Streit nicht so schnell aus den Schlagzeilen verschwinden.

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