Interview Flogging-Molly-Gitarrist Dennis Casey - „Wir trinken heute eher Whisky als Bier“

Trier/Los Angeles · Vor dem Konzert bei Porta3 spricht Flogging-Molly-Gitarrist Dennis Casey im TV-Interview über seine Liebe zu Trier, ein eigenes Festival auf hoher See und darüber, wie das Alter Trinkgewohnheiten beeinflusst.

 Die kalifornische Band Flogging Molly mit Gitarrist Dennis Casey (ganz rechts) freut sich auf ihren Auftritt in Trier.

Die kalifornische Band Flogging Molly mit Gitarrist Dennis Casey (ganz rechts) freut sich auf ihren Auftritt in Trier.

Foto: Flogging Molly

Irische Folk-Musik vor einem römischen Stadttor – eine ungewöhnliche Kombination. Vielleicht auch deshalb konnte Flogging-Molly-Gitarrist Dennis Casey kaum glauben, dass dort Konzerte stattfinden. Dem TV hat er erzählt, wie sehr er sich auf das Konzert am Donnerstag, 20. Juni, freut, was das Besondere an deutschen Bands ist und wann er sich in die Stadt Trier verliebt hat.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Trier gemacht?

DENNIS CASEY Trier war, glaube ich, die zweite Stadt in Deutschland überhaupt, in der wir gespielt haben. Das ist schon viele, viele Jahre her. Wir haben uns damals in die Stadt verliebt und viele freie Tage dort verbracht. Wir haben auf Europa-Touren immer wieder freie Tage in Trier eingelegt und haben die Porta Nigra, das Amphitheater und den Platz beim Karl-Marx-Haus besucht. Trier gehört zu meinen Top-10 Städten auf der Welt, es ist wirklich sehr, sehr schön.

Dann ist es doch perfekt, dass ihr jetzt direkt vor der Porta Nigra spielt, oder?

CASEY Als sie mir das gesagt haben, konnte ich es nicht glauben. Ich wusste nicht, dass dort Shows gespielt werden. Das sieht sehr beeindruckend aus.

Du sagst, dass Trier eine deiner Lieblingsstädte ist. Wieso?

CASEY Ich glaube; das kann auch daran liegen, dass es nach Berlin unsere erste deutsche Stadt war. Die Stadt ist sehr alt, die römischen Ruinen sind sehr gut erhalten. Das ist sehr schön für jemanden, der an Kultur interessiert ist. Die Architektur ist beeindruckend, wie die Ruinen in das Stadtzentrum übergehen. Es ist sehr besonders.

Du kennst Trier gut, aber es kann sein, dass einige Trierer Flogging Molly nicht kennen. Für jemanden, der spontan zum Konzert kommen könnte, wie würdest du eure Musik und eure Band beschreiben?

CASEY Unsere Musik ist eine Mischung aus hoher Energie, Tradition und Herz. Sie hat einen irischen und einen rockigen Einfluss. Das ist die Musik, bei der man gerne im Biergarten sitzt, sie hört, lacht, weint und einfach eine tolle Nacht hat. Gleichzeitig hat sie zum Beispiel auf einem Festival aber auch eine hohe Energie; und man kann sehr gut zu ihr feiern. Wir mischen tiefgründige Texte mit solchen, bei denen man einfach das Leben feiert.

Ihr nutzt Folk-Gitarre, Mandoline, Banjo, Akkordeon, Fiddle und Tin Whistle, E-Gitarre, Bass und Schlagzeug. Ist es da – besonders auch beim Schreiben von Songs – manchmal schwer, das alles unter einen Hut zu bekommen, oder ist das immer wieder eine neue Herausforderung?

CASEY Zweites. Wir machen das jetzt schon so lange, dass es einfach zu dem geworden ist, was wir tun und was wir gelernt haben. Es ist eher eine Herausforderung, jemanden, der eine kleine Mandoline oder eine kleine Whistle spielt; und jemanden, der vor großen Verstärkern von E-Gitarre und Bass steht, auf eine Bühne zu bringen (lacht). Ich glaube, das bekommen wir gut hin.

Eure Musik bringt die Fans zum Singen. Ist es da schade, dass immer mehr Fans während des Konzertes auf das Filmen mit ihrem Handy fokussiert sind?

CASEY Ich werde niemandem verbieten; einen Moment festzuhalten und ihn für den Rest seines Lebens mit sich zu tragen. Sie können ja beides tun. Viele Menschen erleben heute so Musik. Mich stört das nicht. Viele stört das wirklich, es gibt Konzerte; auf denen Fans ihre Handys abgeben müssen.

Aber das werdet ihr nicht tun?

CASEY Auf keinen Fall!

Lass uns über eure Musik sprechen. Euer letztes Album „Life is Good“ war etwas ruhiger als die Vorgänger. Ist das das neue Flogging Molly; oder wird das nächste Album wieder schneller und härter?

CASEY Das ist nicht das neue Flogging Molly, es ist das Flogging Molly in dieser Zeit. Wenn ich heute ein Foto von dir mache und es dir in drei Jahren zeige, dann kann man auch sagen ‚Oh, du hast dich verändert‘. Man verändert sich immer, aber ist immer der, der man gerade ist. Der Tod meines Vaters und der Mutter eines Bandmitgliedes haben vielleicht auch einen düstereren Ton reingebracht. Vielleicht wird die nächste Platte wieder komplett anders – das kann man nicht wissen.

Habt ihr schon ein neues Album geplant?

CASEY Ja. Wir wollen uns Ende des Jahres Zeit zusammen nehmen. Zwischen den letzten beiden Alben lag eine lange Zeit (6 Jahre, Anm. d. Red), da haben wir noch einiges an Material. Wir starten Ende des Jahres, wann das Album rauskommt, kann ich noch nicht sagen.

Zwei Tage nach Trier spielt ihr das Hurricane-Festival. Was unterscheidet einen Festival-Gig von einem Auftritt, bei dem die Fans nur zu Flogging Molly kommen? Was ist dir lieber?

CASEY Beides hat seinen Charme. Es ist wie bei Kindern, da kann man auch nicht sagen, welches man lieber hat. Es ist ein phänomenales Gefühl, vor 30 000 Menschen zu spielen. Es ist unglaublich, dass sich so viele Menschen dafür interessieren, was man tut. Aber bei einem kleinen Auftritt kann man die Person direkt vor sich sehen, wie sie jedes Wort mitsingt.

Ihr habt mit der „Salty Dog Cruise“ euer eigenes Festival, bei dem ihr drei Tage auf einem Schiff durch die Karibik fahrt und verschiedene Bands auftreten. Was ist besonders daran?

CASEY Wir sagen immer lieber, was nicht besonders daran ist. Es ist ein wundervolles Festival auf dem Meer geworden. Wir haben viele großartige Bands und DJs. Außerdem sind das Essen und der Alkohol im Preis mit drin, man muss also nach dem Konzert nur in seine Kabine stolpern (lacht). Es kommt eine Menge Menschen aus der ganzen Welt, wir haben auch viele Deutsche an Bord – und wir haben auch deutsche Bands. Dieses Jahr haben wir diese Fischfilet-Band …

…Feine Sahne Fischfilet?

CASEY Ja, genau!

Was ist besonders an diesen deutschen Bands?

CASEY Wir haben mit ihnen getourt. Wir wollten eigentlich die Toten Hosen, aber ich glaube, die sind zu groß. Wir haben diese Bands auf der Tour mit den Hosen kennengelernt (2018 war Flogging Molly zu Gast auf einigen Konzerten der „Laune der Natour“-Tour der Toten Hosen, Anm. d. Red).
Wir haben damals zu den Bands gesagt: „Es wäre super, euch dabei zu haben“. Wir wollen jedes Jahr eine deutsche Band dabei haben. Ich weiß, dass die Donots und die Broilers eine gute Zeit hatten und es gerne wieder machen würden, aber wir wollen unterschiedliche Bands mitbringen.

Welche Bands hättest du mal gerne an Bord?

CASEY Da gibt es diese Band namens „Russkaja“, die habe ich in Deutschland gesehen. Und dann die Toten Hosen, die sind so eine klasse Band. Und ich liebe die Broilers. Die würde ich jedes Jahr mitnehmen, wenn ich könnte (lacht). Deutsche haben einfach kein Problem damit, wild und verrückt zu sein. Da gibt es natürlich noch viele andere großartige deutsche Bands.

Hand aufs Herz: Wer trinkt mehr Bier, deutsche Bands oder Flogging Molly?

CASEY (lacht) Je älter wir werden, desto mehr härteren Alkohol trinken wir. Wir trinken heute mehr Whisky als Bier.  Deutsche trinken mehr Bier, weil sie besseres Bier herstellen. Wenn ich hierher komme, dann gehe ich zuerst in den Biergarten und bestelle mir ein Bier. Deutsches Bier ist mein Lieblingsbier. Ihr wisst wirklich, wie man gutes Bier herstellt.

Karten gibt es unter der Tickethotline 0651/7199–996.

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