Buch Humorvolle Lehrermemoiren

Hans-Wilhelm Rumpel ist Oberstudienrat am Sankt-Laurentius-Gymnasium in Daun und die Pensionierung ist in Reichweite. Am Elternsprechtag bemerkt er gerade noch rechtzeitig, dass sein Hosenlatz nicht geschlossen ist.

 Wolf-Henry Sturts satirische Betrachtungen „Erinnerungen eines Lehrers – Schule ist, wenn man trotzdem lacht

Wolf-Henry Sturts satirische Betrachtungen „Erinnerungen eines Lehrers – Schule ist, wenn man trotzdem lacht

Foto: tv/Verlag Stephan Moll

Und als die Eltern von „Kevin Sch.“ aus der 9b an der Reihe sind, lässt er sich irrtümlich lobend über den braven Kevin Scherhage anstatt über den ungezogenen Kevin Schibolsky aus.

Er vergisst die Pausenaufsicht, mit Vorliebe an Tagen, an denen im Lehrerzimmer Geburtstagsfrühstück serviert wird. Rumpel werde immer debiler, meint dann sein Kollege Dittelbrunn hinter vorgehaltener Hand. Doch muss er nach einem intensiven Gedankenaustausch beim Leherausflug einräumen, dass Rumpel durchaus hintergründig humorvoll und philosophisch ist.  Hans-Wilhelm Rumpel ist einer der Protagonisten in Wolf-Henry Sturts Erstlingswerk „Erinnerungen eines Lehrers“.

Und nicht erst, wenn Dittelbrunn auf Seite 176 seinem Kollegen bescheinigt, hintergründig humorvoll und philosophisch zu sein, hat sich dem Leser genau diese Beschreibung als herausragendes Merkmal des Buchs offenbart. Ob bei den bereits erwähnten Veranstaltungen Elternsprechtag, Aufsicht und Lehrerausflug (nach Trier), nicht weniger auf der Studienfahrt mit Schülern (nach Berlin) und bei der Kreuzfahrt mit Kollegen (über die Ostsee).

Tiefe Einblicke in Schule gewähren auch die Kapitel über die Beschwerde einer Mutter, die Begegnung zweier Referendarinnen mit ihrem Fachleiter in der Sauna und die Frage nach dem politischen Standort von Lehrern.  Zur Wiedererlangung des inneren Gleichgewichts nach 36 Jahren als Lehrer an einem Gymnasium in der Vulkaneifel habe er das Buch schreiben müssen, erklärt Wolf-Henry Sturt „um meine Pension möglichst lange genießen zu können“.

Sehr gut, Herr Sturt! Denn ob der Leser zur Lehrer-, Eltern- oder Schülerschaft gehörte oder noch gehört, er wird seine Freude haben an den mal komischen, mal nachdenklich stimmenden Erlebnissen. „Ähnlichkeiten mit noch lebenden oder bereits anderswo weilenden Menschen sind rein zufällig, aber beabsichtigt“, betont der Autor.

Brigitte Bettscheider

 Wolf-Henry Sturt: „Erinnerungen eines Lehrers – Schule ist, wenn man trotzdem lacht“, 270 Seiten, Stephan Moll Verlag, 10,90 Euro.

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