Stadtgeschichte Bitburg Im Kettenhemd zurück in die Römerzeit

Bitburg · Sie sind begeistert von der Römerzeit, und diese Begeisterung wollen Edgar Comes und Hans Binsfeld auch bei ihren Führungen durch Bitburg wecken. Bei denen gibt es auch für Einheimische noch Neues zu entdecken.

 Von der Legionärszeit bis zur Spätantike: Edgar Comes und Hans Binsfeld führen Gäste durch Bitburg, wo es mehr als das besterhaltene Römercastell nördlich der Alpen zu entdecken gibt.

Von der Legionärszeit bis zur Spätantike: Edgar Comes und Hans Binsfeld führen Gäste durch Bitburg, wo es mehr als das besterhaltene Römercastell nördlich der Alpen zu entdecken gibt.

Foto: Bettina Bartzen

Römische Legionen erobern Gallien und unterwerfen auch die Treverer. In dieser Zeit, etwa 50 vor Christus, lässt Kaiser Augustus eine römische Fernstraße bauen, die von Lyon über Trier bis nach Bitburg und weiter Richtung Köln führt. Die A 1 der Römerzeit. Es war die Nord-Südachse Galliens, das das heutige Norditalien, Frankreich, Belgien und Teile Deutschlands umfasste. Mittendrin: Bitburg.

Ein kleines Dorf an der Stelle der heutigen Kreisstadt, Vicus Beda, dient den nach Norden marschierenden Legionssoldaten als erste Bleibe zum Übernachten nach einem 30-Kilometer-Tagesmarsch von Trier aus kommend. Trier war Kaiserresidenz. Hier traf sich die High Society der Römer. Demgegenüber war Vicus Beda natürlich bescheiden. Ein Straßendorf. Vor Ort gab es alles, was Reisende so brauchten: Herbergen, Tavernen, Sattler, Hufschmiede. Und sogar ein Theater soll es gegeben haben, wie eine Inschrift auf einem Stein zeigt.

Der Marsch von Trier ins Vicus Beda konnte recht anstrengend sein, wenn man im Kettenhemd unterwegs ist. Ein solches, originalgetreu nachgebaut, trägt heute Stadtführer Edgar Comes. „Was ich anhabe, entspricht dem, was zur Zeit von Kaiser Augustus die Legionäre getragen haben“, sagt Comes. So ein Kettenhemd wiege locker mehr als 20 Kilo. Da hat es Hans Binsfeld einfacher. Er ist, ebenfalls Stadtführer, unterwegs in einem Gewand, wie es 400 Jahre später getragen wurde, also zu der Zeit, als das Vicus Beda zum befestigten Straßenkastell umgebaut wurde – mit einer fast vier Meter dicken Stadtmauer, 13 Türmen und zwei Toren. Es war die Zeit, als die germanischen Stämme die Gegenden links des Rheins unsicher machten.

Auf diese Zeitreise nehmen die beiden Römer Edgar und Hans die Teilnehmer ihrer Stadtführungen mit. Und auch wenn die Namen nicht so richtig römisch klingen, sind die beiden tief in der Materie drin. Bei Binsfeld hat die Begeisterung für Geschichte durch das Bogenschießen angefangen. „Da kam ich dazu, mich mehr mit dem Mittelalter und der Ritterzeit zu beschäftigen.“

Dann sei ein Kollege auf den gelernten Schuhmacher zugekommen und habe nach einem Nachbau einer römischen Sandale gefragt. „Ich habe angefangen, mich mit dem Handwerk zu beschäftigen, und da war es passiert“, sagt Binsfeld. Von da an ließen ihn die Römer nicht mehr los.

Er ist Gründungsmitglied der Milites Bedensis – ein Verein, der römisches Brauchtum wachhält und der in Fließem entstanden ist, wo es Reste einer römischen Villa gibt.

Mitglied der Milites, die auf Festen auch Brot und Gebäck nach römischen Zutaten anbieten, ist auch Edgar Comes, den Geschichte, wie er sagt, schon von Kindesbeinen an fasziniert hat. Zu den Römern kam er dann „über Karneval“, da hat er mit Karli Bosse und Hans Binsfeld was auf die Beine gestellt und dann: einmal Römer, immer Römer.

Nun führen die beiden im Wechsel jeden Samstag durch Bitburgs Stadtgeschichte. Für gut eine Stunde geht es entlang der Stationen des frisch eingeweihten Archäologischen Parcours durch die Gassen der Innenstadt.

Eine Führung, die selbst Einheimischen neue Einblicke bietet. „Hey woaren mir zaleven net“, ist laut Römer Hans beispielsweise ein Aus­spruch, den er oft hört, wenn sich mal Bitburger der Führung anschließen.

„Wir erklären die Hintergründe zu dem, was man sieht, und erzählen auch mal etwas von dem, was man nicht mehr sieht“, sagt Römer Edgar. Eine Station, die er besonders spannend findet, ist die Steinsammlung, das Lapidarium, an der Römermauer.

„Ich finde diese Verbindung zwischen der römischen und der christlichen Mythologie interessant“, sagt Comes. Und diese Verbindung ließe sich an der Stelle, wo einige steinerne Zeugen auf Götter verweisen, gut erklären.

Die Art, wie die Stadt ihr geschichtliches Erbe in Szene gesetzt hat, gefällt Hans Binsfeld sehr. „Da ist alles neu aufgebaut und dann die Akustik, wenn man beispielsweise das Wasser im Brunnen plätschern hört, während das Fundstück eines Brunnensteins erklärt wird. Das macht es schon sehr lebendig“, sagt Binsfeld. Dafür, dass die Führung selbst richtig lebendig ist, sorgen die beiden. Versprochen!

Kostenlose Führungen: Die Stadt Bitburg bietet ab sofort bis zum Ende der Herbstferien jeweils samstags eine kostenlose Führung durch den Archäologischen Parcours an. Treffpunkt ist um  11 Uhr am Gäßestrepper-Brunnen. Die Organisation läuft über die Tourist-Information Bitburger Land, Telefon 06561/94340, oder Mail an info@eifel-direkt.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort