Urlaub Trotz Klimadiskussion: Flugreisen und Kreuzfahrten weiter gefragt

Trier/LUXEMBURG · Reisebüros sehen kaum Veränderungen bei Reiseverhalten. Der Luxair-Chef geht von steigenden Ticketpreisen aus. Verkehrsexperte: Luftverkehr wird sich ändern.

 Düsseldorf: Ein Flugzeug startet am Flughafen in Düsseldorf vor der untergehenden Sonne.

Düsseldorf: Ein Flugzeug startet am Flughafen in Düsseldorf vor der untergehenden Sonne.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

In sechs Wochen beginnen die Sommerferien. Viele haben ihren Urlaub bereits geplant, einige werden vielleicht erst noch buchen. Die Diskussion um mehr Klimaschutz und weniger klimafeindliches Kohlendioxid (CO2) scheint jedoch bei den meisten Urlaubern keine allzu große Rolle zu spielen, wie eine stichprobenartige Nachfrage bei einigen Reisebüros in der Region ergeben hat. Einbrüche oder Rückgänge bei Flugbuchungen gebe es keine, heißt es. „Mit authentischem ökologischen Bewusstsein werden wir kaum konfrontiert“, sagt Patrick Licznerski vom  Reisebüro Pütz in Bitburg. Allerdings versuche man bei Flugstrecken unter einer Stunde Kunden zum Beispiel auf die Bahn umzuleiten. Aber wirklich nachgefragt werde umweltfreundlicher Tourismus nicht, sagt Licznerski und verweist auf die boomenden Kreuzfahrten und das, obwohl „jedermann  bekannt ist, dass eine Schiffsreise eine Umweltsünde ist“. Auch Cindy Hoffmann-Rogowski vom Reisebüro Kammerer in Wittlich bestätigt eine „gleich hohe“ Nachfrage nach Kreuzfahrten. Die Kunden fragten selten nach ökologischen Hotels oder Zielgebieten. „Wir können keine Flugscham erkennen“, so die Reiseexpertin. Mit Flugscham ist der bewusste Verzicht aufs Fliegen, und zwar aus Klimagründen, gemeint. Verbreitet ist er vor allem in Schweden. Von dort kommt die jugendliche Umweltaktivistin und Erfinderin der Schülerproteste Fridays for Future. Der Verkehrsexperte Heiner Monheim glaubt, dass diese Bewegung vor allem bei den heute Jugendlichen in absehbarer Zeit zu einem Umdenken beim Urlaubsverhalten führen wird, „um ein ökologisch gutes Gewissen zu haben“. Monheim: „Der Luftverkehr wird sich verändern.“ Fliegen werde teurer, und das führe zu einer „Verkehrsberuhigung am Himmel“.

Dass Tickets durch höhere Abgaben für CO2 teurer werden, davon ist auch Adrien Ney, Chef der luxemburgischen Fluggesellschaft Luxair überzeugt. Die Preise könnten mittelfristig um bis zu zehn Prozent steigen. „Billigtickets wird es nicht mehr geben.“ Ney geht aber nicht davon aus, dass aufgrund der Klimadiskussion weniger geflogen wird.

Auch Jörg Scharff, Inhaber eines Reisebüros in Speicher (Eifelkreis Bitburg-Prüm), ist überzeugt, dass die Menschen weiter verreisen werden: „Der Urlaub  hat immer noch einen sehr hohen Stellenwert.“ Allerdings stellt er fest, dass immer mehr Kunden ein schlechtes Gewissen plagt. Viele fragten nach einem ökologischen Ausgleich für ihre Reise und  ob sie für die entstandene CO2-Belastung an eine Umweltschutzorganisation spenden könnten. Monheim, der lange Zeit in Trier gelehrt hat, nennt das aber ein „klimapolitisches Feigenblatt“: „Der CO2-Ausstoß wird dadurch nicht reduziert.“

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