Grauer Herbstnebel, bunte Zufälle

Welches Neue-Musik-Festival kann schon John Cage ignorieren? Die rainy days der Luxemburger Philharmonie jedenfalls stellen den Meister der klingenden Zufälle zum 100. Geburtstag ins Zentrum eines einfallsreichen Programms.

 Bald in Luxemburg: Sopranistin Measha Brueggergosman. Foto: Veranstalter

Bald in Luxemburg: Sopranistin Measha Brueggergosman. Foto: Veranstalter

Luxemburg. Auf dem Titel des Philharmonie-Faltblatts zum November animiert Sopranistin Measha Brueggergosman mit leicht verklärtem Blick und in traditioneller Optik zum Konzert mit dem WDR-Orchester unter Jukka-Pekka Saraste und den "Vier letzten Liedern" von Richard Strauss (21. November). Auf der Rückseite toben sich die bunten icons aus, und der Text zum Neue-Musik-Festival rainy days verkündet programmatisch "good luck" - viel Glück. Es geht natürlich um John Cage, den großen Mann der Zufallsmusik. Vom 24. November bis zum 2. Dezember steht er in Mittelpunkt eines Programms, das zwischen Haydns "Abschiedssinfonie" und einer Uraufführung des Luxemburger Zeitgenossen Marcel Reuter eine Menge origineller Klang-Kompositionen parat hat. Dazu gibt eine Veranstaltung der "Backstage"-Reihe "Zweimal hören" die Parole aus "Keine Angst vor Cage" (8. November). Und wer die kleine, quadratisch-bunte Broschüre durchschaut, die dem Monatsprogramm beiliegt, der bekommt eine Ahnung davon, wie philosophisch-reflektiert und originell zugleich der Meister klingender Zufälle war.
Traditionell-erbaulich gibt sich das November-Programm auf den Kirchberg selbstverständlich auch. Das Scottish Chamber Orchestra und Pianistin Maria Joao Pires starten mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 17, Wagner und Beethoven in den Monat (5. November). Wenige Tage später präsentiert Saxofon-Legende Sonny Rollins sich und seine Band (8. November). Das Pittsburgh Symphony Orchestra unter Manfred Honeck und Violin-Solist Nikolaj Znaider vertiefen sich in das Violinkonzert von Sibelius und Tschaikowskys Fünfte (10. November). Stargeiger Nigel Kennedy versucht sich an einem Spagat zwischen Bach und Pop (18. November). Cecilia Bartoli singt - nein, keine populären Schmankerln, sondern Arien des weiland Düsseldorfer Hofkapellmeisters Agostino Steffani (1654-1728, 20. November). Mit Marta Argerich (23. November) und Grigory Sokolov (26. November) beglücken zwei Klavier-Titanen das Publikum im Großen Saal. Und wem das zu leise ist, den erwartet bei der NDR-Bigband mit Al Jarreau zweifellos knackiger Sound (17. November).
Auch die Luxemburger Orchester sind aktiv. Das Orchestre Philharmonique konzentriert sich unter Gastdirigenten Kazushi Ono und mit Klaviersolist Francois-Frédéric Guy auf Strawinsky, Saint-Saens und Debussy (16. November). Und im Konzert der Solistes Européens unter Chef Christoph König ist Mendelssohns "Schottische" zweifellos ein Höhepunkt (19. November).

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