Die Kulturmacher Kunst an Hecken und Zäunen Jede Kunst ist gleich wertvoll

Bei dem Wittlicher Verein kann jeder Kreative ausstellen.

 Sie gehören zu den Organisatoren von Kunst an Hecken und Zäunen: Maria Klein, Helmut Eichhorn, Martin Gesthuisen, Meggi Fritzen, Hans-Dieter Jung, Ingeborg Martin und Alina (vorne).

Sie gehören zu den Organisatoren von Kunst an Hecken und Zäunen: Maria Klein, Helmut Eichhorn, Martin Gesthuisen, Meggi Fritzen, Hans-Dieter Jung, Ingeborg Martin und Alina (vorne).

Foto: Christoph Strouvelle

Wohin mit der Kunst? Das war die große Frage, die sich Wittlicher Künstler vor 15 Jahren gestellt haben. „Wir hatten alle zu viele Bilder herumstehen und wollten diese zeigen“, sagt Birgit Amerkamp. Wer nichts hat, hilft sich dann eben selber. Aus dieser Not heraus entstand erst die Vereinigung, später der Verein Kunst an Hecken und Zäunen, sagt sie. Amerkamp ist die Gründerin des Vereins, ihr Mann Manfred war bis 2012 erster Vorsitzender.

2004 startete im Wittlicher Stadtpark die erste Ausstellung, die den gleichen Namen trägt wie der Verein. „Es war damals eine Lücke. Es gab hier keinen Kunstverein“, sagt Helmut Eichhorn. Er ist 2004 zu Kunst an Hecken und Zäunen gestoßen und übernahm 2012 den Vorsitz des Vereins.

Anlass der Open-Air-Veranstaltung sei gewesen, dass der damalige Kulturamtsleiter Justinus Maria Calleen der Künstlervereinigung angeboten hatte, den Park als Ausstellungsort zu nutzen. Ein Angebot, das zehn Künstler seinerzeit wahrgenommen haben. „Es ging uns nur darum, Bilder aufzuhängen“, sagt Amerkamp. Doch Kunst an Hecken und Zäunen hat über Jahre immer mehr Aussteller und Besucher angelockt. 2015 waren es 80 Künstler gewesen, die zwei Tage lang entlang eines Rundgangs im Stadtpark ihre Werke gezeigt haben, bei geschätzten 3000 Besuchern.Wichtig ist den Organisatoren, dass keine Jury im Vorfeld Kunstwerke wertet. „Wir haben immer gesagt, wer mitmachen will, kann mitmachen“, sagt Amerkamp. Kein Künstler werde als minderwertig eingestuft. Alle seien gleich, sagt Vereinsmitglied Hans-Dieter Jung, der ausstellt und bei der Veranstaltung mithilft.

Der Verein hat sich auch bei der Inklusion von beeinträchtigten Menschen hervorgetan. So zählt die Einrichtung Maria-Grünewald zu den Organisationen, die bei Kunst an Hecken und Zäunen ausstellen. „Da sind ganz tolle Sachen darunter“, sagt Vereinsmitglied Maria Klein. „Sie gehören dazu, weil sie die Fähigkeit haben, ganz tolle Kunst herzustellen“, sagt sie. Im Januar geht es mit der Planung los, sagt Eichhorn. In manchen Jahren habe er monatelang nichts anderes gemacht als Kunst an Hecken und Zäunen, sagt er. „Für die Stadt ist der Verein ein Geschenk. Wir haben was gemacht, was Leute anzieht“, sagt Amerkamp. Die Stadt sei anfangs zurückhaltend gewesen, habe den Verein dann aber immer mehr unterstützt. Hinzu kommen Sponsoren wie die Banken, die Aktion Mensch und Privatsponsoren, die dem Verein finanziell helfen. Doch hat der Erfolg auch Effekte, die die Vereinsmitglieder nicht beabsichtigen. So haben sie während des zweitägigen Events im Sommer für viel Atmosphäre gesorgt. Kerzen beleuchten bei Einbruch der Dunkelheit die Wege, Bäume werden farbig angeleuchtet, ein Feuerwerk sorgt für einen weiteren Höhepunkt. Mit dem Effekt, dass die Besucher mehr und mehr die Stimmung und die Atmosphäre genossen, sich aber nicht mehr für die Ausstellungsstücke interessiert haben. „Die Kunst ist dadurch nach hinten gerückt. Wir müssen schauen, wie wir das künftig konzipieren“, sagt Eichhorn.

In diesem Jahr hat die Veranstaltung Kunst an Hecken und Zäunen bereits ein anderes Bild gehabt: Weniger Aussteller haben lediglich an einem Tag am neugestalteten Lieser­ufer ihre Exponate gezeigt. Dabei sollte die Veranstaltung erst nicht stattfinden. „Wir können es nicht mehr jedes Jahr stemmen, alleine wegen der Kosten“, sagt Eichhorn. Stattdessen könnte Kunst an Hecken und Zäunen künftig alle zwei Jahre oder in unregelmäßigen Abständen ausgerichtet werden. Dann aber wieder im Stadtpark. „Der Stadtpark ist der wichtigste Mosaikstein für unsere Veranstaltung“, sagt Eichhorn. Auf die Gegebenheiten – der Wittlicher Stadtpark gilt als Wasserreservoir der Stadt und soll deshalb weniger für Veranstaltungen genutzt werden als bisher – könne sich der Verein anpassen. So könnten die Exponate mit Karren statt mit benzingetriebenen Autos an die Ausstellungsorte gebracht werden. Eichhorn: „Wir sind optimistisch. Die Stadt wird die Veranstaltungen im Park gut auswählen.“

Von Christoph Strouvelle

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