Unterm Strich – die Kulturwoche Kochen und Künste beim ersten Date

Trier · Kino war gestern. Disco ist auch ziemlich einfallslos. Museum oder Theater – Vorsicht, könnte zu intellektuell und damit abtörnend wirken. Worum geht‘s hier eigentlich? Ums erste Date.

  Roland Trettl findet es wichtig, beim ersten Date gemeinsam zu kochen.

Roland Trettl findet es wichtig, beim ersten Date gemeinsam zu kochen.

Foto: dpa/Bodo Marks

Geübte Premieren-Dater wissen um die Wirkung der Balzfütterung, will sagen: Man lädt die Herzensdame zum Lieblingsitaliener ein. Das hat den Vorteil, dass der Werbende gleich am ersten Abend beweisen kann, dass er mit Messer und Gabel zu hantieren imstande ist.

Wenn er dann auch noch den Unterschied zwischen Primitivo und San Giovese kennt, dürfte einer erfolgreichen Nacht nichts mehr im Wege stehen. Trotzdem gibt’s noch eine Steigerung. Und die besagt: Nicht nur gemeinsam essen, sondern auch gemeinsam kochen. Der deutsch-italienische Fernseh-Koch Roland Trettl (48) rät beim ersten Date unbedingt dazu, „gemeinsam zu kochen“. Es gebe kaum etwas, das mehr über den anderen aussage, als zu sehen, wie sensibel er würze, forme, rühre und wie sinnlich er mit seinen Händen sei.

Da ist sicher was dran. Aber nicht alle Männer sind eine maskuline Form von Lea Linster oder die deutsche Ausgabe von Jamie Oliver. Und ein bisschen mehr als eine Tiefkühlpizza in den Ofen schieben oder eine Dose Pichelsteiner in den Kochtopf kippen sollte schon sein. Kleiner Tipp: Essen auf Rädern.

Natürlich nicht die Seniorenversion, sondern der Luxus-Catering-Service. Und wenn’s dann nach der Fütterung auch mit dem Rest klappt, kann man ja irgendwann mit der Wahrheit herausrücken. Vielleicht beim gemeinsamen Frühstück. Es sind schließlich nicht die schlechtesten Beziehungen, die auf einer Schwindelei aufgebaut sind.  

Es muss nicht immer Rembrandt oder Picasso sein. Man kann sich auch mal mit Kunst aus der zweiten oder dritten Riege zufriedengeben. So geschehen in Düsseldorf. Aus einem Auto, das vor einer Kunstgalerie geparkt war, ist ein Gemälde gestohlen worden. Nichts, was Kunsthändler und –hehler jetzt in helle Aufregung versetzen müsste. Der Name Hubert Salentin (1822 – 1910), ein Vertreter der Düsseldorfer Malerschule, dürfte eher bei Experten eine Glocke zum Läuten bringen. Allein die Beschreibung seiner Werke klingt schon ziemlich süffisant: „Er malte mit Vorliebe gemütvolle Genreszenen aus dem bäuerlichen Leben in Westdeutschland, die sich durch korrekte Zeichnung und lichte Farbgebung bei flüssiger Behandlung auszeichnen“, schreibt das Kunstfachblatt Wikipedia. Die „Wallfahrt nach Kevelaer“, etwa 120 Jahre alt, hat dennoch einen Liebhaber aus der Unterwelt gefunden. Etwa 40 000 Euro soll das eher deprimäßig wirkende Bild wert sein. Der spektakuläre Kunstraub geschah bereits im Juni, aber da die Polizei bis heute keine heiße Spur hat, wendet sie sich nun an die Öffentlichkeit.

Womit möglicherweise die Italiener alarmiert wurden. Denn die weigern sich standhaft, Leonardo da Vincis berühmte Zeichnung „Der Vitruvianische Mensch“ – das ist der Mann mit ausgestreckten Armen und Beinen in zwei überlagerten Positionen – in den Norden zu schicken. Es soll zwar  nicht nach Deutschland, sondern in den Louvre gehen. Wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete, reagierte das Verwaltungsgericht der Region Venetien damit per einstweiliger Verfügung auf eine Klage des italienischen Traditionsvereins Italia Nostra (deutsch: Unser Italien). Das klingt jetzt ein bisschen wie AfD all‘italiana, aber weit gefehlt: die Leute sind wirklich zum größten Teil Intellektuelle und ernsthaft an Kunst und Kultur Interessierte. Das italienische Kulturministerium bezeichnete die Entscheidung von Italia Nostra in einer ersten Reaktion als „völlig unverständlich“, aber der Verein hatte offensichtlich erfolgreich argumentiert, dass so wichtige Kulturgüter auf Grundlage einer alten Verordnung nicht außer Landes gehen dürften. Könnten ja geklaut werden, siehe Düsseldorf.

Andererseits wäre das vielleicht doch ein neues Thema für die AfD, nachdem die alten nicht mehr ziehen: Schutz deutschen Kulturguts. „Gemütvolle Genreszenen aus dem bäuerlichen Leben“ ist doch genau deren Ding. Wenn dann erst mal überall Blockwarte vor deutschen Kunstgalerien stehen, kann auch einer „Wallfahrt nach Kevelaer“ nichts mehr passieren. no/dpa

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