Kunst Die Hände in Unschuld waschen

Trier · Die Jahresausstellung der éditions trèves kommt durchwachsen daher

 Installation „Rearrangement“ von Xiaoyin Wang und Alexander Harry Morrison.

Installation „Rearrangement“ von Xiaoyin Wang und Alexander Harry Morrison.

Foto: TV/Eva-Maria Reuther

Ihre traditionelle Jahresausstellung präsentieren die éditions trèves in der Tufa Trier. Neben den Projekten von  zwei Künstlergruppen zeigt die Schau Arbeiten von sechs Künstlern sowie dem Künstler-Duo Xiaoyin Wang und Alexander Harry Morrison.  Malerei, Fotografie und Zeichnung treffen sich dabei im zweiten Obergeschoss des Hauses mit Mixed  Media und Installation.

Gleich eingangs in der sogenannten Galerie erwartet den Besucher eine Art fotografischer Auslese.  Acht Fotografen haben seinerzeit das Tufaprojekt „Meine liebe Scholle“ betreut, das im Zusammenhang mit dem Kultursommerthema „Heimaten“ realisiert wurde.  Als Stadtrundgang der anderen Art sollte es einen neuen Blick auf die altbekannte Heimat Trier ermöglichen. Was den Fotokünstlern dabei erinnerungswürdig erschien, und was sie erlebten, haben sie in Farbe oder Schwarz-Weiß im Bild festgehalten. Dabei fallen besonders die ausdrucksvollen Fotos von Tom Klein ins Auge.

Den großen Ausstellungsraum nebenan dominiert  als zweite Gruppenarbeit das eindrucksvolle Riesenmobile  eines mächtigen Fischschwarms aus Holzschnitten. Das Werk des Künstlerkollektivs Pulp 19 Collective, dem Alexander Harry Morrison und ehemalige Studenten der Hochschule Trier angehören, ist für die diesjährige Illuminale Trier entstanden und war auch dort zu sehen.

Ansonsten bleibt der Eindruck dieser Jahresausstellung auffallend schwach. Fast ärgerlich schlicht  präsentiert sich gleichermaßen inhaltlich wie ästhetisch Nicolas Krewers interaktive Installation „Die Hände in Unschuld waschen“, zu der er in einer Kabine ein weißes Waschbecken hochkant auf eine weiße Säule gestellt hat. Der goldgerahmte Spiegel gegenüber verspricht „Porno“. Dass der Künstler die verwendeten Ausschnitte aus Pornoheften „selbst geschöpft“ hat, wie die Handreichung zur Ausstellung mitteilt,  unterstreicht noch das sich als Gesellschaftskritik und Selbstbefragung ermächtigende Kunstgewerbe.

Engagiert aber extrem blass und wirr in der ästhetischen Aufbereitung und künstlerischen Überformung bleibt auch Bettina Ghasempoors Mixed Media Allerlei aus Foto, Wachs, Pflanzen- und Insektenteilen sowie allerhand lyrischen Versatzstücken, mit dem pompösen Titel „PPP Politisches Parkett & Personalisierungsstrategie“.  Kaum überzeugen können auch Jessica Fraschts Fotografien „Liquid Body“.  Ohne weltverbessernde Allüre kommt anrührend wie überzeugend dagegen Silke Auroras Ölgemälde „Zwiegespräch“ daher. Einmal mehr überzeugen auch Rita Gierens dynamische Zeichnungen. Farbstark und poetisch leuchtet Martina Kefers „Flower Power“.

Als verräumlichte Zeichnung, Performance oder Bewegtbild kann man die Installation „Rearrangement“ von Xiaoyin Wang und Alexander Harry Morrison aus Stühlen und Pappe verstehen. Das Werk wird laufend neu arrangiert, wie schon der Titel  besagt. Der einmalige Besucher der Schau merkt davon allerdings leider nichts. Was schade ist, da sich gerade über diese Arbeit wunderbar eine Diskussion über Zeitgeist und Zeitlosigkeit des Kunstwerks anstoßen ließe. Wie heißt es doch: „Denn alle Kunst will Ewigkeit“.

Bis 13. Oktober ist die Schau dienstags, mittwochs und freitags von 14 bis 17 Uhr zu sehen, donnerstags von 17 bis 20 Uhr, samtags, sonntags und feiertags von 11 bis 17 Uhr. Mehr Infos: www.tufa-tier.de

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