Konzert Konstruktion und Emotion

Trier · Im Mittelpunkt Messiaen: Trierer Basilika-Orgelkonzert mit Bernhard Haas.

 Immer präsent, doch nie zu fassen – in Messiaens Abschlussstück des „Orgelbuchs“ sind unterschiedliche Vogelstimmen zu hören.

Immer präsent, doch nie zu fassen – in Messiaens Abschlussstück des „Orgelbuchs“ sind unterschiedliche Vogelstimmen zu hören.

Foto: TV/Martin Möller

Was ist das für eine zugleich irritierende und faszinierende Musik! Wenn Bernhard Haas an der großen Trierer Basilika-Orgel erst den einleitenden und später den abschließenden Satz aus Olivier Messiaens „Livre d’Orgue“ spielt, dann vertieft er sich eindringlich in ein Miteinander aus Konstruktion und Emotion.

Zunächst die spröde, fast abweisende Einstimmigkeit in den „Wiederholungen durch Vertauschung“, die musikalische Motive verschiebt wie auf einem Schachbrett. Und dann der zarte Klangreichtum in den „64 Zeitdauern“. Müßig zu überprüfen, ob Haas da tatsächlich jedes 64-stel exakt realisiert hat. Denn anders als das erste Stück entfalten die vielfältigen Vogelstimmen zum Abschluss von Messiaens „Orgelbuch“ eine eigenständige und dabei höchst emotionale Verbindung von Nähe und Ungreifbarkeit. So, wie Vögel akustisch immer präsent sind, und doch nie zu fassen.

Nicht nur Messiaen, sondern auch weite Teile des übrigen Programms waren für die rund 200 Besucher ein Anlass aufzuhorchen. Vielleicht hätten Präludium und Fuge von Camille Saint-Saëns profitiert von mehr spätromantischer Klangfülle und dabei die Tendenz zu akademischer Neutralität verloren. Wie es überzeugender geht, hatte Haas direkt davor mit César Francks „Prière“ gezeigt und darin Introversion und Gefühlskraft eng verbunden.

Und Regers „Präludium, Fuge und Basso ostinato“ – dieser Komposition gab Haas einen Tonfall mit, der erstaunt und dann begeistert. Da war nicht mehr der spätromantische „Akkordarbeiter“ Reger am Werk, sondern ein Komponist, der die Orgelkomposition virtuos beherrscht und dabei immer wieder seinen fränkischen Humor durchblicken lässt.

Die Überraschung des Abends indes gelang Bernhard Haas zu Beginn. „Ganz spontan“ – so der Organist zum TV – hatte er sich entschieden, Bachs „Pièce d’Orgue“ auf der kleineren, älteren Schuke-Orgel zu spielen und das einzigartige Instrument wieder im Konzert zum Klingen zu bringen. Vielleicht gelingt es einmal, ein Programm mit Musik vom 15. bis zum 18. Jahrhundert ausschließlich auf dieser Orgel zu spielen.

Das nächste Konzert im Basilika-Orgelzyklus ist am Mittwoch, 24. Juli, 20.30 Uhr: „Orgelträume aus Osteuropa“. Ruth Forsbach spielt Musik aus Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Siebenbürgen/Rumänien.

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