Opern-Abenteuer in Bulgarien

TRIER. (DiL) Für den Komponisten Heinz Heckmann erfüllt sich ein Traum: Seine Oper "Elfenreigen" soll vom Opernhaus Burgas an der bulgarischen Schwarzmeerküste uraufgeführt werden. Das Zustandekommen des Projekts ist eine geradezu märchenhafte Geschichte.

Angefangen hat alles in Trier. Heinz Heckmann erhielt den Auftrag, für das Trierer Theater eine Märchen-Oper zu komponieren. In der letzten Spielzeit des früheren Intendanten Heinz Lukas-Kindermann sollte die Uraufführung eines heimischen Komponisten den Schlusspunkt unter eine ganze Reihe von Auftragskompositionen für Trier setzen. Doch es kam anders. Als Heckmann sein Werk vollendet hatte, stand gerade die "Unendliche Geschichte" zur Verfügung, und das Theater nutzte die Gelegenheit, den populären Stoff von Michael Ende auf die Bühne zu bringen. Für eine zweite Märchen-Oper war kein Platz mehr. Eine Zeit lang sah es so aus, als würde der "Elfenreigen", eine "abenteuerliche Reise durch das Reich der Naturgeister", im Schreibtisch enden. Schade für das "moderne Märchen", dessen Libretto die aus Butzweiler stammende Studentin Michaela Putzke geschrieben hat und das von fern thematisch an das Musical "Flori" von Thomas Schwab erinnert. Doch dann kam Krassimira Kostova, Intendantin und Chefdirigentin am Opernhaus von Burgas an der bulgarischen Schwarzmeerküste ins Spiel. Sie kannte Heckmanns Kompositionen aus dem bulgarischen Rundfunk und suchte nach einer Märchenoper, die alle Altersschichten im Publikum ansprechen sollte. Kostova erhielt einen Klavierauszug, und das blieb nicht folgenlos: "Beim Spielen entstand spontan der Wunsch in mir, Ihre Oper aufzuführen", schrieb sie dem Komponisten. Sie habe selten zeitgenössische Musik gehört, "die so originär, natürlich und ungezwungen klingen kann". Im Sommer machte sich Heinz Heckmann nach Bulgarien auf, verband seinen Urlaub mit einem Besuch in Burgas. Er fand ein Opernhaus vor, dessen Größenordnung ihn erstaunte. Ein 94-köpfiges Orchester, 50 Chorsänger, 21 Tänzer, 16 Solisten - alles in allem etwa doppelt so groß wie das Trierer Theater. Für deutsche Verhältnisse sei das Haus freilich "unglaublich arm", beobachtete der 73-Jährige. Man finanziert sich vor allem durch internationale Gastspiele im Sommer. Für kostspielige Auftragsproduktionen ist da wenig Platz. Dennoch trudelte Ende August in Trier das Angebot aus Burgas ein, den "Elfenreigen" im Dezember 2006 aufzuführen, mit der ganzen künstlerischen Potenz des Hauses. Freilich wolle man ein breites Publikum anvisieren, vor allem Kinder und Jugendliche. Deshalb bedürfe es einer bulgarischen Text-Version des Librettos. Ein nahezu unlösbares Problem, teilten die Bulgaren doch gleichzeitig mit, sie könnten die Übersetzung nicht mit eigenen Möglichkeiten stemmen. Aber Heckmann, der seine Oper nicht nur auf dem Papier sehen wollte, gab nicht so schnell auf. In einem Übersetzungsbüro ließ er eine Roh-Version anfertigen, und dann zog er die aus Bulgarien stammende Trierer Sängerin Vera Ilieva zu Rate, um das Textbuch anzupassen. Eine unlösbare Aufgabe: Ein Komponist soll einen singbaren, auf die Bedürfnisse der Musik abgestimmten Text in einer Sprache verfassen, von der er kein Wort versteht, ja nicht einmal ihre (kyrillischen) Buchstaben identifizieren kann. Nach wochenlanger Arbeit ist Heckmann sicher, dass es mit der Aufführung seiner ersten Oper klappt. Trotz der abenteuerlichen Umstände. Einen guten Grund, bald wieder nach Bulgarien aufzubrechen, hat Heinz Heckmann ohnehin: Für den nächsten Sommer hat das Philharmonische Orchester Burgas eine "Schwarzmeer-Rhapsodie" für Klavier und Orchester bestellt.

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