Gesundheit Luxemburg lockt Pfleger mit hohen Gehältern

Luxemburg · Ein Großteil der Beschäftigten in Kliniken des Nachbarlandes kommt aus Deutschland. In beiden Ländern fehlt es an ausreichend Personal. Der Chef der rheinland-pfälzischen Pflegekammer fordert Luxemburg auf, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen.

 Eine Krankenpflegerin reicht einem Patienten ein Glas Wasser.

Eine Krankenpflegerin reicht einem Patienten ein Glas Wasser.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Folgt man den Kommentaren auf der Internetseite der luxemburgischen Tageszeitung L’essentiel, müssten Krankenpfleger noch mehr verdienen. „Im Vergleich zu den Herrschaften im Bankensektor wird hier von den Pflegekräften wenigstens der Gesellschaft etwas zurückgegeben und nicht nur gescheffelt“, schreibt jemand zu der Berichterstattung über die seit 2013 gestiegenen Löhne der Krankenpfleger in Luxemburg, von rund 80 000 Euro brutto im Jahr auf rund 94 000 Euro. Jemand anderes schreibt auf Luxemburgisch: „Sie müssen nachts arbeiten, sie müssen sonntags arbeiten, sie müssen an Weihnachten und an den anderen Feiertagen arbeiten. Sie sind körperlich oft am Limit. Ich sag nur noch eins: Geschätztes Jahresgehalt Christiano Ronaldo, 227 Millionen Euro. Habt Ihr noch eine Frage?“

Von solchen Gehältern können deutsche Pflegekräfte nur träumen. Zwischen 27 000 und 47 000 Euro liegt laut Markus Mai, Präsident der rheinland-pfälzischen Pflegekammer, das jährliche Bruttogehalt hierzulande. Um angesichts des deutlichen Lohngefälles zwischen Luxemburg und Deutschland ein weiteres Abwandern von hierzulande ausgebildeten Pflegern zu verhindern, fordert er dass in der Region deren Gehälter deutlich angehoben werden auf mindestens 4000 Euro im Monat. Derzeit verdienen Pfleger zwischen 2300 und 3200 Euro brutto im Monat. Gerade in Regionen, in deren Nachbarländern höhere Gehälter in der Pflege gezahlt werden, müsste es möglich sein, die Beschäftigten außertariflich zu bezahlen, sagt Mai. Rund 760 Deutsche arbeiten in Luxemburger Krankenhäusern. Im Vergleich zur Gesamtzahl der Beschäftigten von über 8000 mag das zwar keine hohe Zahl sein. Doch diese Fachkräfte fehlten in Einrichtungen in der Region, sagt Mai. Immerhin entspreche die Anzahl der deutschen Beschäftigten in den Kliniken im Nachbarland in etwa der Anzahl der Pfleger in einem größeren Krankenhaus.

Trotz der vergleichsweise hohen Verdienste gibt es in Luxemburg zu wenig Krankenpfleger. Es gibt nicht genügend Ausbildungsplätze. Daher werden zum Teil gezielt Arbeitskräfte aus dem Ausland angelockt. Bereits 2015 warnten die Kliniken in Luxemburg vor einem akuten Mangel an Pflegekräften. Zumal ein Fünftel der Krankenhausmitarbeiter über 50 ist und damit in absehbarer Zeit in Rente. Wer nämlich in Luxemburg mindestens 20 Jahre im Schichtdienst gearbeitet hat, kann mit 57 in Frührente gehen, auch ohne 40 Beitragsjahre vorweisen zu müssen.

Bereits vor vier Jahren warnte die Pflegedirektorin des Centre Hospitalier, dem Krankenhaus in der Hauptstadt des Landes, darauf zu setzen, fast ausschließlich Pflegekräfte aus dem benachbarten Ausland zu rekrutieren. „Es geht nicht an, dass wir uns weiterhin so auf die Großregion verlassen.“ Das sieht auch Mai so. Luxemburg müsse sich deutlich mehr anstrengen, selbst ausreichend Pfleger auszubilden. „Damit wäre auch schon viel geholfen.“

Allerdings hat Luxemburg das gleiche Problem wie Deutschland. Der Beruf des Pflegers ist nicht sonderlich gut angesehen. Der vergleichsweise hohe Verdienst relativiert sich angesichts der deutlich höheren Lebenshaltungs- und vor allem Immobilienkosten im Nachbarland. Wenn der Beruf auch in Deutschland attraktiver wäre, dann würden sich mehr Menschen für ihn entscheiden, sagt Mai.

Dann wäre auch die Personalsituation trotz der Nähe zu Luxemburg und den höheren Gehältern entspannter, ist sich der Präsident der Pflegekammer sicher.

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