Freiheit gewinnen

Alle (Halb-)Jahre wieder sind unsere Straßen voller Sperrmüll - auch für mich immer wieder Anlass, den Keller oder Speicher zu inspizieren, zu überlegen, was noch brauchbar ist. Mit jedem Stück sind Erinnerungen verbunden, und mancher an sich nutzlose Gegenstand hat deshalb doch noch seinen Wert.

Ich entdecke jedes Mal längst vergessene "Schätze" - aber auch anderes, was längst hätte entsorgt werden sollen. Mich zu verabschieden von Dingen, die man ja vielleicht noch einmal brauchen könnte, fällt mir wie auch vielen anderen nicht immer leicht. Und doch ist das eine gute Übung, denn mit jedem Gegenstand, den wir bereit sind wegzugeben, ist auch ein Stück Freiheit gewonnen. Befreiung von materiellem Besitz, der oft unser Denken blockiert und uns die Maßstäbe für unser Handeln verlieren lässt.

Gut, dass es die Sperrmüllabfuhr gibt, die uns hilft, immer wieder Platz zu schaffen, Unnötiges und Nutzloses zu entrümpeln. Auch gut, dass eine solche Entrümpelung unserer Seele möglich ist.

Eine Bestandsaufnahme unseres Lebens kann auch da helfen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, uns von nutzlosen Gedanken und Plänen zu verabschieden. Unter Umständen können wir dabei aber auch alte, verschüttete Ideen wiederentdecken, um sie endlich zu verwirklichen. Wenn wir dabei neue Fähigkeiten entwickeln, unsere verschütteten Talente entdecken und für das Leben nutzbar machen, ist dieser Blick in unser Inneres ein Gewinn.

Von anderem können wir uns getrost verabschieden und das, was schiefgelaufen ist, loswerden - zum Beispiel in der nach katholischem Verständnis sakramentalen Beichte, in Bußgottesdiensten, im Schuldbekenntnis im Abendmahls- oder Eucharistiegottesdienst. Wenn wir dabei ehrlich mit uns selbst sind, wird diese Entrümpelung unser Leben wieder übersichtlicher, freier und erlöster machen.

Werner Bühler, Pastoralreferent i.R. Wittlich

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