Natur Der Hunsrück bietet alten Sorten eine neue Heimat

Dhronecken · Mit einem Obstbaumlehrpfad ist das Ensemble an der Burg Dhronecken mit Naturerlebnisspielplatz und Atrium komplett. Wer nicht fit ist, was alte Obstsorten angeht, kann dort so manche Wissenslücke schließen.

 Für die Pflege der Bäume auf dem Lehrpfad  ist derzeit die Ortsgemeinde zuständig. Das Foto zeigt Ortsbürgermeister Detlef Jochem, wie er nach dem Rechten  schaut. 

Für die Pflege der Bäume auf dem Lehrpfad  ist derzeit die Ortsgemeinde zuständig. Das Foto zeigt Ortsbürgermeister Detlef Jochem, wie er nach dem Rechten  schaut. 

Foto: Ilse Rosenschild

Kennen Sie die Rote Sternrenette? Es handelt sich um einen Apfel. Aber nicht um einen gewöhnlichen Apfel. Das Obst hat am Baum zunächst eine kirschrote, und grünlich-gelbe Grundfarbe. Zunächst ist die der Sonne zugewandte Seite rot, später ist der ganze Apfel rot gefärbt. Das hat der Sorte auch den Namen „Weihnachtsapfel“ eingebracht. Wer so etwas noch weiß? Nun, zumindest die Besucher des neuen Obstbaumlehrpfades an der Burg Dhronecken. Er ist kürzlich eingeweiht worden. Und bei jedem der mehr als 50 Obstbäumen – die allermeisten sind Apfelbäume – sind Informationen über Aussehen, Geschmack, Haltbarkeit und Verwendung auf einer kleinen Tafel angebracht.

Jeder Baum ist ein Unikat. Das heißt: Keine Obstsorte auf dem Hang, der durch einen Serpentinenweg erschlossen ist, ist doppelt vertreten. Da gibt es den Weißen Winterkalvill, Hauxapfel und Apfel aus Croncels. Letzterer ist übrigens besser bekannt unter dem Begriff Eis­apfel, weil er als windfest und frosthart gilt. Freunde anderer Obstsorten kommen auch auf ihre Kosten. Zudem stehen Birnbäume – etwa Gute Graue – und Pflaumenbäume – Hauszwetschge Schäfer – auf der Streuobstwiese.

Die Bäume sind übrigens nicht frisch gepflanzt. Denn die Streuobstwiese hat eine Geschichte. Bereits vor mehr als fast 20 Jahren sollte der Lehrpfad im Zusammenhang mit dem Naturerlebnisspielplatz erstellt werden. Auch ein Sponsor – ein bekannter Brillenhersteller – wurde gefunden. Umgesetzt wurde das Projekt dann 2007.

Möglich wurde das Vorhaben auch durch die Unterstützung des Naturparks Saar-Hunsrück. Denn diese Organisation widmet sich seit einigen Jahren der Förderung von Streuobstwiesen. Mit bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten gehören diese laut Naturpark zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas.

Doch leider sind Streuobstwiesen „in den vergangenen Jahren rückläufig gewesen, und alte Obstsorten laufen Gefahr, verloren zu gehen“, sagt Vera Höfner, Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Thalfang. Um so wertvoller sei die Gestaltung des neuen Obstbaumlehrpfades. Für den Ort Dhronecken geht ein „langgehegter Wunsch in Erfüllung“, bestätigt der Ortsbürgermeister Detlef Jochem. Er schafft für ganze Familien ein besonderes Angebot, um die Faszination für die vielfältige Natur- und Kulturlandschaft zu wecken. Auch das touristische Angebot in der Verbandsgemeinde werde erweitert. Immerhin verläuft auch die zehn Kilometer lange Vitaltour am Hang vorbei.

Die Anlage des Lehrpfades hat rund 11 000 Euro gekostet. Mit rund 8800 Euro haben Naturpark Saar-Hunsrück und das Land Rheinland-Pfalz das Vorhaben bezuschusst.

Und wer pflegt die Anlage? Zunächst ist das Sache der Ortsgemeinde, erzählt Jochem weiter. Allerdings werden Paten gesucht. Man sei mit einigen Menschen bereits im Gespräch.

Und was passiert mit dem Obst? Da sind verschiedene Möglichkeiten denkbar. Die Dorfgemeinschaft könne Äpfel, Birnen und Zwetschgen pflücken. Bei großen Ernten sei es durchaus möglich, Saft oder Viez zu machen. Eine alte Kelter gebe es noch im Dorf. Sie sei allerdings nicht im Eigentum der Ortsgemeinde. In diesem Jahr stellte sich die Frage nach der Verwendung des Obstes jedenfalls nicht: Kaum ein Apfel habe diesmal an den Bäumchen gehangen.

Einen Wunsch äußert der Bürgermeister in diesem Zusammenhang: „Vielleicht hat ja jemand eine Kelter übrig und stiftet diese der Ortsgemeinde.“ Dann würde sie auch einen festen Platz am Obstbaumlehrpfad finden. Und wenn er dann schon mal beim Wünschen ist: Schön sei aus der Sicht von Jochem auch eine Wanderhütte oben am Hang. Zum einen verläuft dort ein Wanderweg. Zum anderen hat man von dort oben einen herrlichen Ausblick.

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