Umwelt Wittlich wappnet sich gegen Starkregen und Hochwasser

Wittlich · Das Konzept steht: 65 Einzelmaßnahmen könnte die Stadt umsetzen, um das Stadtgebiet künftig besser gegen Starkregen und Überschwemmungen zu schützen. Dabei sind auch die Bürger gefragt.

 Ein Anfang der 1960er Jahre aufgenommenes Bild aus der Wittlicher Burgstraße zeigt Wassermassen und überflutetet Straßen  in der Wittlicher Innenstadt, die damals infolge eines Unwetters auftraten..

Ein Anfang der 1960er Jahre aufgenommenes Bild aus der Wittlicher Burgstraße zeigt Wassermassen und überflutetet Straßen  in der Wittlicher Innenstadt, die damals infolge eines Unwetters auftraten..

Foto: Peter Daus

Es regnet seltener, aber wenn es denn regnet, dann schüttet es oftmals intensiver, als es mancherorts gut wäre: Neben der Dürre macht sich der Klimawandel – wer kann ihn noch leugnen – in den vergangenen Jahren auch durch Starkregenereignisse bemerkbar. Wenn innerhalb kürzester Zeit mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter niederprasseln, schwellen kleine Rinnsale in Minuten zu gefährlichen Sturzbächen an, die ganze Ortschaften verwüsten. Das eindrucksvollste Beispiel für die Zerstörungsgewalt solcher Starkregen-Ereignisse erlebte die Region im Juni 2018. Am härtesten traf es dabei den kleinen Eifelort Dudeldorf im Eifelkreis (unsere Zeitung berichtete).

Innerhalb kurzer Zeit fielen dort rund 120 Liter Regen pro Quadratmeter. Durch Dudeldorf wälzte sich eine schlammige Flutwelle: Zerstörung und Schäden in Millionenhöhe waren die Folge. Bereits nach vergleichsweise kleineren Starkregenereignissen kam es 2016 und 2018 auch entlang des Sterenbaches in Wittlich-Lüxem zu großflächigen Überschwemmungen. Betroffen waren eine Vielzahl an Gartengrundstücken, Häusern und auch die innerörtlichen Straßen. Zudem war die unterhalb des Stadtteils verlaufende Bundesstraße 49 überflutet und musste zeitweise gesperrt werden.

Noch weitere Starkregenfälle und Hochwasser haben die Stadt Wittlich in der Vergangenheit heimgesucht. Deshalb hatte der Bauauschuss 2018 ein umfassendes Vorsorgekonzept für die Stadt und alle Stadtteile in Auftrag gegeben. Auf der Sitzung des Bauausschusses am Montagabend war es dann so weit: Die Geografen des Planungsbüros Hömme präsentierten erstmalig den Entwurf ihres Vorsorgekonzeptes.

Kurz gesagt steht dort drin, wo es durch Starkregen und Übershwemmungen in der Stadt zu Problemen kommen kann und was die Stadt sowie auch die Anlieger dieser Problemzonen dagegen tun können.

Insgesamt zählt das Vorsorgekonzept für das gesamte Stadtgebiet 65 Maßnahmen, um die Auswirkungen von Starkregen und Überschwemmungen künftig zu minimieren. Das Konzept liefert damit eine Hülle und Fülle an Maßnahmen, die unternommen werden können, um Straßen, Häuser und Gärten zu schützen: Flußläufe, Einflüsse und Rohre sollen modelliert, Überschwemmungsräume verändert, Rechen vergrößert oder entfernt und Fußwege verlegt werden. Treibholz, das die Lieser in die Stadt spült und das sich gerne an Brückenpfeilern und Durchlässen festsetzt und diese verstopft, solle bestenfalls schon außerhalb des Stadtgebiets durch große Rechen abgefischt werden, empfehlen die Planer. Doch damit sind erst wenige Beispiele aus dem umfassenden Maßnahmenkatalog genannt, den das Planungsbüro erstellt hat. Welche größeren Maßnahmen, die aufgrund notwendiger Grundstückskäufe oder Baumaßnahmen auch die Stadtkasse belasten werden, tatsächlich umgesetzt werden, das wird im Einzelfall der Stadtrat zu entscheiden haben. Gegenüber den privaten Grundstückseigentümern, denen das Vorsorgekonzept manchenortes ebenfalls zu Vorsorgemaßnahmen rät, hat die Stadt allerdings einen entscheidenden Vorteil: Für ihre Schutzmaßnahmen stellt das Land eine finanzielle Förderung zwischen 25 und 60 Prozent in Aussicht. Privatpersonen gehen dagegen leer aus. „Da, wo größere Teile der Stadt durch Privatgrundstücke gefährdet sind“, erklärte Bürgermeister Joachim Rodenkirch im Bauauschuss, „werden wir durch Privatgespräche intervenieren müssen“. Wo Maßnahmen auf privaten Grundstücken notwendig werden, will die Stadt demnach den Dialog suchen. Allerdings hat die Stadt keine Handhabe, Privatpersonen zur Umsetzung der Vorsorgemaßnahmen zu verpflichten. „Was wir hier beschließen, hat Verbindlichkeit“, sagte Rodenkirch vor der Abstimmung, „aber die Umsetzung und Priorisierung der Maßnahmen mit Zeitplan und Kosten werde in jedem Einzelfall in den Gremien diskutiert und beschlossen“.

Der Bauausschuss stimmte dem Konzeptentwurf zur Hochwasser- und Starkregenvorsorge mit Maßnahmenliste, Prioritäten sowie den Empfehlungen zur zeitlichen Umsetzung einstimmig zu.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort