Pflege von Menschen soll männlicher werden
Trier · „Pflege – ein Frauenberuf?!“ lautete das Thema des 6. Trierer Pflegestammtisches am Montagabend im Restaurant Warsberger Hof. Gemeinsam mit Sozialministerin Malu Dreyer (SPD) haben rund 50 Betroffene und Mitarbeiter sozialer Einrichtungen über die Belastung von Frauen in der häuslichen und professionellen Pflege diskutiert.
(cweb) Die häusliche Pflege von Angehörigen, aber auch die Pflegeberufe seien von Anfang an weiblich dominiert gewesen, sagte Sozialministerin Malu Dreyer zu Beginn des sechsten Trierer Pflegestammtisches. Für diesen Umstand machte Dreyer das noch immer schlechte Image der Pflegeberufe bei jungen Männern verantwortlich.
Männer seien bisher vor allem dann bereit, Pflegetätigkeiten zu übernehmen, wenn die eigene Partnerin bedürftig werde, stellte die Ministerin fest. Daher müsse über Wege nachgedacht werden, das Thema Pflege insgesamt männlicher zu machen. Einige Stammtisch-Besucherinnen, die zu Hause ein Familienmitglied pflegen, beklagten den gesellschaftlichen Druck und die moralische Verpflichtung, als Frau die Pflege von Eltern oder Ehepartnern automatisch übernehmen zu müssen. Zudem erhielten Männer häufig mehr gesellschaftliche Anerkennung, wenn sie pflegerische Tätigkeiten übernähmen.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, Anne Hennen, forderte in ihrem Diskussionsbeitrag, die Pflege gleichmäßig auf alle Schultern zu verteilen. Der Aufbau unterstützender sozialer Netzwerke vor Ort stelle dazu einen wichtigen Schritt dar.
Sozialministerin Dreyer verwies zum Abschluss der Diskussion auf ein aus ihrer Sicht zentrales Problem im Pflegesektor: Damit sich auch Männer mit diesem Berufsfeld identifizieren könnten, müssten die Geschlechter ihr Rollenverständnis stärker angleichen. Ein ähnliches Fazit zog auch Moderator Prof. Bernd Krönig vom Haus der Gesundheit: Die Pflege wird zunehmend zu einem Problem werden, das sich nicht von einem Geschlecht allein lösen lässt.