Jubiläum „Europa und Bildung werden hier gelebt“

Trier · Die Marianische Bürgersodalität Trier hat einen Festakt ausgerichtet. Gefeiert hat sie die Tatsache,  dass die Welschnonnenkirche vor 50 Jahren in ihre Obhut gegeben wurde. Damit ist sie  die einzige Kirche des Bistums Trier, die sich in Privatbesitz befindet.

 Unter dem wachen Blick des europäischen Heiligen Pierre Fourier: Weihbischof Franz-Josef Gebert und Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe (Bildmitte) mit einem Teil der Festgäste aus Deutschland, Luxemburg und Ghana in der Trierer Welschnonnenkirche.

Unter dem wachen Blick des europäischen Heiligen Pierre Fourier: Weihbischof Franz-Josef Gebert und Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe (Bildmitte) mit einem Teil der Festgäste aus Deutschland, Luxemburg und Ghana in der Trierer Welschnonnenkirche.

Foto: TV/Marc Jeck

Zahlreiche Gäste aus Trier und dem benachbarten Ausland waren am Sonntag der Einladung der Marianischen Bürgersodalität Trier (MBS) gefolgt, den 50. Jahrestag der Übertragung des barocken Kleinods in der Flanderstraße in die Obhut der 1610 gegründeten Gebetsgemeinschaft zu begehen. Die einzige Kirche des Bistums Trier, die sich in Privatbesitz befindet, steht für ein Bildungsnetzwerk, das die erste Schulordnung Europas für Mädchenbildung hervorgebracht hat. Vor diesem Hintergrund sprach Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe in der Aula des ehemaligen Welschnonnenklosters von einer „mutigen Entscheidung“ der Marianischen Bürgersodalität Trier, die Kirche am 9. Dezember 1969 zu übernehmen, zu erhalten und hier einen Ort der Begegnung entstehen zu lassen. „ Europa und Bildung werden an diesem Ort bis heute gelebt“, so Wolfram Leibe, der das Erbe des heiligen Pierre Fourier (1565-1640) würdigte, der weiblichen Jugend in Lothringen, Luxemburg und Trier eine Schulausbildung zu gewähren.

„Vor über 300 Jahren war diese Kraftanstrengung da, Europa konkret zu leben“, sagte der SPD-Politiker. Angesichts der Tatsache, dass eine Million Kinder in Kenia noch immer keinen Zugang zur Bildung hätten, fragte der Oberbürgermeister warum es so lange braucht, die Bildung konkret zu leben. Dass die Welschnonnenkirche eine Geschwisterkirche in Luxemburg hat, wo die Protestanten ihren Glauben feiern, bezeichnete der Präsident der QuattroPole als eine „ schöne Symbolik“.

Dass die Welschnonnenkirche auch ein erhaltenswertes Baudenkmal ist, davon zeugt die viermalige Förderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD). Der Leiter des Ortskuratoriums Koblenz der DSD, Erich Engelke, erinnerte daran, dass seit 2011 die Trierer Welsch­nonnenkirche finanziell durch die private Stiftung unterstützt würde. Für die Innensanierung der Kongregationskirche der Marianischen Bürgersodalität Trier stellte der Vertreter der DSD die Summe von 35 000 Euro in Aussicht.

Als ein „Goldstück“ bezeichnete der Präses der Marianischen Männerkongregation München, Pater Peter Linster SJ, die Welschnonnenkirche während die „ Welschnonne“ Schwester Dorothea Kuld aus Essen die Geschichte der „heiligen Arche“ anhand von Bildern aufzeichnete.

„Vor 300 Jahren haben die Welsch­nonnen ihre Kloster- und Schulkirche im Schatten des Trierer Doms nur bauen können, weil sie in der Großregion Unterstützung fanden. Und 300 Jahre später, heute, sind es eben wieder die Freunde und Förderer aus der Großregion, die mithelfen, das barocke Kleinod zu sanieren und zu restaurieren. Über 4000 Patenschaften haben bisher Bürgerinnen und Bürger für die Welschnonnenkirche übernommen und dies alles ermöglicht“, unterstrich Präfekt Anton V. Wyrobisch, der die anwesenden Festgäste ermutigte, weiterhin für die Innensanierung des Trierer Kulturguts, das in besonderer Weise die Beziehungen in der Großregion zwischen Trier, Luxemburg und Lothringen ausdrücke, zu spenden.

Dem Festakt in der Aula des Auguste-Viktoria-Gymnasiums, der musikalisch durch das  Anders’ Jazztrio umrahmt wurde, war ein Pontifikalamt in der Welschnonnenkirche vorausgegangen. Auch hier war ein Hauch Internationalität zu spüren: An dem von Weihbischof Franz-Josef Gebert zelebrierten Gottesdienst nahmen neben den Ehrengästen aus Deutschland, Luxemburg und Frankreich auch Mitglieder der anglophonen Gemeinde Saarbrücken-Trier teil, die jede Woche in der Trierer Welschnonnenkirche mit Father Anthony Antwi-Boasiako das Messopfer feiern.

Der Weihbischof, der in seiner Predigt über die große Spannweite der Vision der Friedensmission bei Johannes dem Täufer reflektierte, war umgeben vom Rektor der Welschnonnenkirche und Präses der MBS, Pfarrer Ulrich Laux, Präses Pater Peter Linster und Pfarrer Anthony Antwi-Boasiako. Die Orgel spielte Domorganist Josef Still. Während des Pontifikalamtes erklang die „Pierre-Fourier-Hymne“, die der Luxemburger Domchorregens Jean-Pierre Schmit vor genau 70 Jahren komponiert hat – passend zum Fest des Heiligen aus Lothringen, das im Bistum Trier jährlich am 10. Dezember gefeiert wird.

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