Wohltuendes Wasser Das Geheimnis des Schweicher Heilbrunnens: Warum der Ort im Meulenwald schon lange ein Anziehungspunkt ist

Schweich · Mit Wunderberichten über die Heilkraft der Quelle fing 1602 alles an: Woher der Schweicher Heilbrunnen im Meulenwald und die 140 Jahre alte Kapelle ihre Anziehungskraft haben und wer sich um das Areal kümmert.

 Zum Heilbrunnen im Meulenwald bei Schweich zieht es die Menschen seit mehr als vier Jahrhunderten. Dem Quellwasser werden heilende Kräfte zugeschrieben.

Zum Heilbrunnen im Meulenwald bei Schweich zieht es die Menschen seit mehr als vier Jahrhunderten. Dem Quellwasser werden heilende Kräfte zugeschrieben.

Foto: Sandra Blass-Naisar

Was mit der Entdeckung einer Heilquelle im Jahre 1602 begann, lässt die Menschen auch heute noch zum Schweicher Heilbrunnen, idyllisch gelegen am Rand des Meulenwalds, kommen. Zu jeder Jahreszeit. Sie kommen aus dem Hunsrück, der Eifel, aus Luxemburg und von der Mosel. Als Wanderer, Pilger, mit dem Rad und mit dem Auto. 30.000 Kerzen im Jahr werden in der kleinen Marienkapelle vor der Schutzmantel-Madonna entzündet. Der Auslöser war - den Erzählungen nach - ein Mann, der durch das Quellwasser von seinem Hautleiden erlöst wurde. Was steckt hinter dem Mythos?

Einer, der es wissen muss, ist Horst Rößler aus Schweich. Seit 1997 kümmert sich innerhalb der Kolpingfamilie die Arbeitsgemeinschaft Heilbrunnen um die gesamte Anlage: den mit Sandsteinen eingefassten Brunnen, die Kapelle und um die 14 Stationen des Kreuzwegs. Eine wunderschöne, einzigartige Baumallee aus Fichten, Weißtannen und exotischen Hemlocktannen führt zum „Heiligen Born“. „Es ist ein Ort mit Atmosphäre, der zur Ruhe und Besinnung einlädt und an dem jeder zu sich selbst finden kann“, sagt Rößler, ein engagiertes, umtriebiges Schweicher Urgestein, der in Mundart-Gedichten Lokalkolorit und Zeitgeschichte festhält. Und der die Fäden bei der Pflege der Anlage in Händen hält. Einst unterstützt von 40 Helfern, sind es heute noch sieben Engagierte, die Tag für Tag vor Ort sauber machen, Blumenschmuck erneuern, Kerzen austauschen. Ja, viele Menschen, die herkommen, würden auf das Wasser schwören, weil es gut schmecke und haltbar sei. Und weil es so manchem wohl auch bei Haut- und Augenerkrankungen geholfen habe.

Der historisch versierte und interessierte Schweicher Alt-Pastor Josef Koch hat vor mehr als 20 Jahren die Geschichte des Heilbrunnens und der Kapelle aufgearbeitet. Er zitiert aus der „Limburger Chronik“, in der Johannes Mechtel von Pfalzel (1562 – 1653), Kanonikus in Limburg und später Stiftsherr an St. Paulin in Trier, ausführlich über seine Pilgerfahrt zum Heilbrunnen schreibt.

Nachdem die Geschichte von der Heilung des Mannes „aus dem Dorf zu Schweig mit rudiger Haut“ die Runde machte, strömten immer mehr Menschen von nah und fern herbei. Rund um die Quelle entstand ein Wallfahrtsrummel, wie man ihn noch nicht gesehen hatte. „Mit Zauberweibern und schlechten Priestern“. Zitat: „Des Nachts ware es ein seltzsam und ahngewohnliges Spectaculum, daß der Marketenten und Kramer-Hutten so vil Feuer waren undt weit aus leuchteten, wie bey des Moyses Zeiten in den Lauber-Hutten mochten sein gesehen worden.“ Schnell aber machte sich große Ernüchterung breit, weil viele vergeblich dort Heilung suchten und der Rummel abstoßend wirkte. Die Begeisterung flaute ab, es kamen immer weniger Pilger. Der Brunnen wurde vernachlässigt, die Kapelle verfiel mehr und mehr.

Ein Zufall war es, so schreibt Josef Koch, der dem Ort neue Bedeutung verschaffte. 1766 wurde in Schweich eine marianische Kongregation unter dem Titel „Maria Himmelfahrt“ gegründet, in enger Verbindung zur Trierer MIC von 1617. Die „Jungmänner-Sodalität“ erweckte den Heilbrunnen aus seinem Dornröschenschlaf und baute 1767 eine neue Kapelle an alter Stelle. Aber auch diese wurde im Laufe der Zeit baufällig und so errichtete die Marianische Sodalität 1883 die heutige dritte Kapelle für ganze 840 Taler.

Und was den Heilbrunnen betrifft: Er ist auch heute noch das wichtigste christliche Quellheiligtum im gesamten Kreis, ein verwunschenes Plätzchen mit großer Anziehungskraft.

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