Archäologie in Trier Archäologische Funde im Trierer Palastgarten überraschen: Wenn sich Kaisers im Nobel-Wohngebiet breitmachen

Trier · Was für New York die Upper East Side ist, das war für das römische Trier lange die Gegend zwischen heutiger Weberbach und Ostallee: exklusives Wohngebiet. Als Trier Haupstadt des weströmischen Reiches wurde, machten Kaiser & Co. genau dort, auf Triers „oberer Ostseite“, Eigenbedarf geltend.

 „Diese Mauern gehörten zu einer stattlichen Villa“, sagt Maria Carmen D‘Onza. Im vierten Jahrhundert, als Trier Kaiserresidenz war, wurde sie wohl plattgemacht.

„Diese Mauern gehörten zu einer stattlichen Villa“, sagt Maria Carmen D‘Onza. Im vierten Jahrhundert, als Trier Kaiserresidenz war, wurde sie wohl plattgemacht.

Foto: Roland Morgen

Der Trierer Palastgarten hat seinen Namen nicht von ungefähr. Die Parkanlage befindet sich vor dem Palais der Trierer Kurfürsten. Und die machten mit ihrer Residenz da weiter, wo mehr als ein Jahrtausend zuvor bereits die Römer ein Machtzentrum angesiedelt hatten. Auf dem Gebiet des heutigen Volksparks residierten ab dem späten dritten Jahrhundert die Imperatoren, angefangen mit Constantius Chlorus und seinem Sohn Konstantin I, besser bekannt unter seinem Beinamen „der Große“.

Aber wie sah der antike Palast aus? War das Regierungsviertel abgeschottet gegenüber der restlichen Stadt? Oder war der heutige „Garten“ schon in der Antike mehr Grün- als Wohnanlage?

Diesen Fragen geht die Archäologin Dr. Maria Carmen D‘Onza in einem Forschungsprojekt nach. Kernstück des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Gemeinschaftsvorhabens der Technischen Universität (TU) Darmstadt und der Trierer Abteilung der Landesarchäologie: eine frisch abgeschlossene, zweiwöchige Sondagegrabung auf der Liegewiese des Volksparks.

 Alle Funde werden fein säuberlich dokumentiert: Melina Angermaier fungiert bei der Grabung im Trierer Palastgarten auch als Zeichnerin.

Alle Funde werden fein säuberlich dokumentiert: Melina Angermaier fungiert bei der Grabung im Trierer Palastgarten auch als Zeichnerin.

Foto: Roland Morgen

Forschungsarbeit im Palastgarten Teil I: Was die Forscher unter der Erde entdeckt haben

Das Resultat: für die Projektleiterin „durchaus überraschend“. Von der am ehesten erwarteten Fortführung der beim Bau der benachbarten Stadtbibliothek entdeckten Römerstraße keine Spur. Stattdessen sind die 39-Jährige und ihr dreiköpfiges Team „in den Überresten eines sehr stattlichen Wohnhauses gelandet“. Gefunden wurde eine große Apsis mit beheiztem Boden. Diese gehörte nach Konstruktion und Raumtypus zu einem größeren, stattlichen Wohnhaus, das spätestens im dritten Jahrhundert n. Chr. in diesem Bereich der Stadt errichtet wurde – „wahrscheinlich sogar früher, aber dafür hätten wir tiefer graben müssen, was der Umfang unserer zeitlich und räumlich begrenzten Untersuchung nicht zugelassen hat“.

 Den Römerkaisern auf der Spur: Archäologische Grabung und Untersuchung im Trierer Palastgarten.

Den Römerkaisern auf der Spur: Archäologische Grabung und Untersuchung im Trierer Palastgarten.

Foto: Roland Morgen

Das Gebäude scheint laut Maria Carmen D‘Onza mindestens einmal umfangreich mit neuen Raumzuschnitten umgestaltet worden zu sein.“ Einen Beleg dafür, dass die Villa im vierten Jahrhundert noch gestanden hat, gibt es nach bisherigem Kenntnisstand nicht. Das könnte bedeuten: Sie wurde in der Trierer Kaiserzeit plattgemacht – auf Anordnung von ganz oben.

Demnach haben der Imperator & Co. sich im seit Jahrhunderten bestehenden noblen Villengebiet am östlichen Stadtrand breitgemacht. Eigenbedarf also in einer sehr prominenten Zone. Schon bei früheren Grabungen in der Nähe wurden teils bis ins erste Jahrhundert zurückreichende römische Siedlungsspuren in Form von Überresten luxuriöser Villen mit Heizung, Mosaikböden und Wandmalereien entdeckt.

Forschungsarbeit Teil II: Jetzt werden die Ergebnisse ausgewertet

Das Buddeln ist beendet, nicht aber die Forschungsarbeit: Nun stehen die Reinigung und Auswertung der Fundstücke – fast ausschließlich Keramik, aber auch einzelne Münzen – auf dem Programm. Bis Ende des Jahres soll diese Aufarbeitung der Grabung, die mit Zeichnungen und fotografisch dokumentiert wurde, abgeschlossen sein. „Dann können wir mit größerer Sicherheit sagen, was sich hier einst abgespielt hat.“

Die Ergebnisse sollen Anfang 2023 publiziert werden: „Zum einen im Jahresbericht der Trierer Zeitschrift und hoffentlich zusätzlich in einem größeren Beitrag mit Vorlage der geborgenen Funde.“ Die Auswertung und Daten würden dann in die Gesamtpublikation zum Areal im vierten Jahrhundert einfließen und in einen städtebaulichen Kontext integriert.

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