Radau-Pflaster soll jetzt doch bleiben

Trierweiler · Auf einer Klausurtagung haben sich politisch Verantwortliche in Trierweiler für eine Sanierung des lauten Straßenpflasters im Ortskern ausgesprochen. Damit rückt ein Austausch des Belags gegen Asphalt, für den kürzlich noch der Ortsbeirat bei einem Treffen mit Anliegern plädiert hatte, in weite Ferne.

Trierweiler. Die Anwohner von Kirchstraße, Schulstraße und Kayser-Schmetting-Straße in Trierweiler wünschen sich das Kopfsteinpflaster vor ihren Häusern dorthin, wo der Pfeffer wächst. Die Verkehrsgeräusche seien unerträglich laut, man könne kaum lüften, zudem sei es für Fußgänger auf den höhengleichen Bürgersteigen gefährlich. So lauten die Argumente gegen die verhassten Steine.
Die Forderung der Bürger, das in den achtziger Jahren mit finanzieller Beteiligung der Gemeinde verlegte Pflaster gegen leiseren Asphalt auszutauschen, schien sich noch vor wenigen Tagen zu erfüllen.
Ortsbürgermeister Matthias Daleiden war für einen Austausch des Pflasters durch die Gemeinde in finanziell machbaren Teilabschnitten (der TV berichtete), und auch der Ortsbeirat Trierweiler sprach sich bei einem Treffen mit Anwohnern mehrheitlich dafür aus.
Doch bei einer kürzlich stattgefundenen Klausurtagung unter Beteiligung Daleidens, der Ortsvorsteher von Trierweiler, Sirzenich, Fusenich und Udelfangen sowie des Gemeinderats und des Bauausschusses meldeten sich auch Gegner des Pflasteraustauschs zu Wort. Ihre Argumente: Die Gemeinde stehe keineswegs in der Pflicht, auf ihre Kosten - im Raum steht eine Summe von 800 000 Euro - den Asphalt auszutauschen.
Stürze auf Bürgersteig


Schließlich habe der Rat seinerzeit nicht ahnen können, dass das Pflaster im Laufe der Zeit einen so großen Lärm verursachen würde. Die angedachte Sanierung in mehreren Schritten führe außerdem zu einer Ungleichbehandlung der Bürger. Ärger und Unfriede seien programmiert, weil Anlieger nicht berücksichtigter Straßenabschnitte aus Kostengründen auf Jahre vertröstet werden müssten. "Wir treten anderen vor den Kopf", meint Ortsbürgermeister Daleiden.
Beigeordneter Werner Bonertz (Fusenich) verwies bei der Klausurtagung auf einen Aspekt aus dem 2008 erstellten Lärmgutachten, wonach ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern (statt 50) den Lärm fast genauso stark reduziere (um 5,6 Dezibel) wie ein Austausch des Pflasters gegen einen Asphaltbelag (um 6 Dezibel).
Die Straße nur neu mit Sand zu verfugen, davon hält Kirchstraßen-Anwohner Bernd John überhaupt nichts. "Beim nächsten Starkregen ist das wieder genauso wie vorher", sagt der Maurermeister.
Die hauptsächlich vom Schwerverkehr verursachten Wellen und Unebenheiten könne man durch eine oberflächliche Sanierung ohnehin nicht beseitigen. Maria Classen, die im Oberdorf wohnt, findet die höhengleichen Bürgersteige mit teilweise zentimeterhoch überstehenden Steinkanten gefährlich: "Drei ältere Menschen sind gegenüber von unserem Haus schon gestürzt. Eine Frau blieb an einem Stein hängen und zog sich einen Bruch zu." Die Anwohnerin findet, dass die Gemeinde ihren Beitrag beim seinerzeitigen Ausbau geleistet habe, nun solle der Landesbetrieb Mobilität (LBM) diesen Teil zuschießen.
Die Klausurtagung beauftragte Ortsbürgermeister Daleiden, mit dem LBM und anderen Fachleuten nach einer "machbaren, alternativen Straßensanierung zu suchen, die alle gepflasterten Straßenabschnitte in Trierweiler und Fusenich einbezieht". Daneben sollen verkehrsberuhigte Maßnahmen, insbesondere eine Reduzierung auf 30 Stundenkilometer, umgesetzt werden.Meinung

Politischer Zickzackkurs
Anstatt die Wogen der "Pflasterstein-Politik" in Trierweiler zu glätten, hat die Klausurtagung genau das Gegenteil bewirkt. Nun sind die Anwohner der Ortsdurchgangsstraße erst recht verunsichert. Zuerst preschen Ortsbürgermeister und Ortsbeirat vor und nähren die Hoffnung auf einen Austausch des Pflasters, dann pfeift der Gemeinderat sie zurück. Zielgerichtete Politik sieht anders aus. Das Hauptproblem liegt darin, dass es keine verlässlichen Daten und damit keine objektiven Vergleichsmöglichkeiten zu den beiden Ausbauvarianten gibt. Die Räte reden sich die Sanierungsvariante schön, indem sie vorgeben, damit alle gleich zu behandeln und Unfrieden zu vermeiden. Man könnte auch aus Sicht der Austausch-Befürworter sagen, sie behandeln damit alle gleich schlecht - und Unfrieden gibt es vermutlich so oder so im Dorf. Noch ist unklar, ob die Sanierung etwas bringt und wie teuer sie ist. Selbst einem Laien dürfte klar sein, dass man dadurch die Unebenheiten, verursacht durch tonnenschwere Lastwagen, nicht wegbekommt. Nur um des Sparens willen Flickschusterei zu betreiben ist jedenfalls keine Lösung. Sich jetzt mit Fachleuten an einen Tisch zu setzen und dann mit den Bürgern Pro und Kontra abzuwägen - das wäre allemal zielgerichteter als der Zickzackkurs, der momentan gefahren wird. a.follmann@volksfreund.de

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