Wurzel des umgestürzten Baums im Trierer Nells Park war krank

Trier · Die Wurzel der Buche, die am Sonntag im Trierer Nells Park umgestürzt ist, war von einem holzzersetzenden Pilz befallen. Wie die Stadtverwaltung Trier am Montag gegenüber volksfreund.de sagte, wäre der Baum aber trotz Krankheit nicht von selbst umgefallen, sondern wegen des an ihm von zwei Männern befestigten Balanciergurts. Die Stadt hat daher Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet.

 Zwei Bäume im Abstand von etwa 80 Metern wollten zwei Männer mit einer Slackline im Nells Park verbinden. Der kleinere Baum hielt dem nicht stand. Foto: Feuerwehr Trier

Zwei Bäume im Abstand von etwa 80 Metern wollten zwei Männer mit einer Slackline im Nells Park verbinden. Der kleinere Baum hielt dem nicht stand. Foto: Feuerwehr Trier

(woc) "Halb zogen sie ihn, halb sank er hin": So lässt sich, frei nach Goethes Gedicht "Der Fischer", wohl zusammenfassen, warum am Sonntag im Nells Park ein Baum unter der Last eines an ihm befestigten Balanciergurts umgestürzt ist (der TV berichtete): Denn der Baum war zwar krank, aber nicht so sehr, dass er bei normaler Belastung, also auch bei Wind um Sturm, von selbst umgefallen wäre. Die bis zu 1,5 Tonnen Zugkraft, die durch das Spannen der Slackline laut Baumgutachter des städtischen Grünflächenamts an ihm zerrten, überstand er allerdings nicht.

Zwei Männer hatten am Sonntagnachmittag versucht, im Nells Park in Trer-Nord eine Slackline zu spannen. Laut städtischem Grünflächenamt, das für die Bäume im Nells Park zuständig ist, sollte dabei der etwa 2,5 Zentimeter breite Balanciergurt über eine Länge von etwa 80 Metern zwischen zwei Bäumen festgezurrt werden. Dafür seien so genannte Ratschengurte benutzt worden. Laut Baumgutachter der Stadt hätte mit Hilfe dieser mechanischen Geräte eine Zugkraft von bis zu 1,5 Tonnen auf die Baumstämme gebracht werden können.

Der größere der beiden Bäume hat diesen Kräften standgehalten. Der kleinere nicht. Die 13 Meter hohe Pfennigbuche, deren Stamm einen Durchmesser von rund 30 Zentimeter hatte, stürzte um. Dabei brach der Stamm nicht durch, vielmehr riss er ein Teil der Wurzel mit aus dem Boden. Verletzt wurde niemand.

"Der Baum war nicht ganz gesund", erklärte Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt Trier, am Montag auf Nachfrage des TV. Der Baum habe "Ansätze von Weißfäule am Stamm" gezeigt. Als Weißfäule wird ein holzzersetzender Pilz bezeichnet. "Die Pilzerkrankung des Baumes war für einen Laien nicht zu erkennen", betont Frühauf. Auch die Wurzel sei bereits angegriffen gewesen. "Die Schäden waren bekannt und im städtischen Baumkataster vermerkt", sagt Frühauf. "Der Baum war im vorigen Jahr auch schon zurückgeschnitten worden. Die Erkrankung war allerdings nicht so weit fortgeschritten, dass die Standfestigkeit der Buche bei normaler Belastung - auch bei Wind und Sturm - gefährdet gewesen wäre!"

Dass der Baum umfiel, sei damit Schuld der beiden Männer, die die Slackline befestigen wollten. "Selbst wenn der Baum ganz gesund gewesen wäre, wäre er für eine solche Belastung nicht geeignet gewesen. Ein Baum, an dem eine Slackline befestigt werden kann - insbesondere über eine Strecke von 80 Metern -, sollte nach Einschätzung unseres Grünflächenamts mindestens einen Umfang von 120 Zentimetern haben. Die Pfennigbuche hatte nur einen Umfang von 93 Zentimetern." Weil die beiden 25 und 30 Jahre alten Männer fahrlässig gehandelt hätten, will die Stadt Anzeige wegen Sachbeschädigung erstatten.

Einer der Slackliner hat sich am Montag per Facebook beim Trierischen Volksfreund gemeldet. "Der Baum schien ganz gesund und stark zu sein", schreibt der Mann. "Es tut uns sehr leid, dass es passiert ist. Wir Slackliner legen immer viel Wert darauf, dass die Bäume von unserer Acitivity ganz und gesund davonkommen. Wir verwenden ganz exakte Richtlinien, wie man beim Slacklinen die Bäume schützen kann." Unglückliche Unfälle könnten trotzdem passieren. Der Slackliner war bis zum heutigen Montagnachmittag für Rückfragen der Redaktion über Facebook nicht zu erreichen.

Nachtrag: Im Artikel, der am Sonntag auf volksfreund.de erschienen ist, hieß es, der Baumstamm habe einen Durchmesser von 15 Zentimetern gehabt. Diese Angabe beruhte auf einer Schätzung der Feuerwehr. Das städtische Grünflächenamt hat am heutigen Montag nachgemessen und eine Stammdicke von rund 30 Zentimetern festgestellt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort