Jugendarbeit Kreis Vulkaneifel bekommt einen Streetworker

Daun · Die Finanzierung der Stelle erfolgt zunächst über ein Bundesprogramm. Das Ziel: in Kontakt mit Jugendlichen kommen, die mit den derzeitigen Angeboten nicht mehr erreicht werden.

 Auf dem Gelände der Dauner Gymnasien (hier zu sehen links das Mensagebäude des Thomas-Morus-Gymnasiums, hinten das Geschwister-Scholl-Gymnasium) hat es mehrfach Vorfälle mit einer Jugendgruppe gegeben.

Auf dem Gelände der Dauner Gymnasien (hier zu sehen links das Mensagebäude des Thomas-Morus-Gymnasiums, hinten das Geschwister-Scholl-Gymnasium) hat es mehrfach Vorfälle mit einer Jugendgruppe gegeben.

Foto: TV/Stephan Sartoris

Ruhestörungen, Vermüllen von öffentlichen Plätzen, Trinkgelage, Vandalismus, Drogenkonsum: nur einige Beispiele von Verfehlungen von Jugendlichen in der jüngsten Vergangenheit, die die Kreisverwaltung Vulkaneifel in einer Vorlage für die jüngste Sitzung des Jugendhilfeausschusses (JHA) aufgelistet hat. Auch von „verbalen und körperlichen Übergriffen gegenüber Autoritätspersonen“ ist darin die Rede. So auch geschehen vor einigen Wochen in Daun. Beamte der Polizeiinspektion (PI) Daun  sind in der Nacht auf Sonntag, 6. Februar, informiert worden, dass eine Gruppe von etwa 15 Jugendlichen auf dem Gelände der Dauner Gymnasien feiern würde. Als die Polizisten eintreffen und die Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren ansprechen, werden die Beamten attackiert, beschimpft, teilweise sogar verletzt, da einige der Jugendliche um sich treten.

Nach diesem Vorfall ist der schon seit Längerem geäußerte Ruf des Einsatzes eines sogenannten Streetworkers wieder lauter geworden, denn bisherige Sanktionen und Hilfsangebote haben laut Kreisverwaltung „zu keinen Veränderungen geführt, vielmehr zu einer Verlagerung der Problematik“. Der JHA hat nun die Notwendigkeit des Einsatzes eines Streetworkers im Kreis bestätigt. Finanziert werden soll die Stelle bis Mai 2023 über das Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“. Anschließend wird eine gemeinsame Finanzierung durch die Beteiligung des Kreises, der Verbandsgemeinden sowie der Städte Daun und Gerolstein angestrebt.

Es habe sich gezeigt, dass öffentliche Einrichtungen der Jugendarbeit „von den besagten Personenkreisen gemieden“ würden, heißt es in der Ausschussvorlage. Bisherige Interventionsmaßnahmen von Ordnungskräften und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Jugendarbeit hätten für kurzzeitige Besserungen gesorgt, seien aber – „aufgrund der fehlenden zeitlichen Ressourcen und somit einer ausbleibenden engen Begleitung der betroffenen Jugendgruppen“ – nicht von langer Dauer gewesen. Zudem habe sich die Problematik, bedingt durch die anhaltende Pandemie, deutlich verstärkt. Es sei zu befürchten, dass „weitere Gruppen sich andere Orte gestalten und dort alternativ ihre Freizeit verbringen, da sie die regulären Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit nicht in dem Maße in Anspruch nehmen können wie vor Corona“. Streetwork (Straßensozialarbeit) ist eine Methode der Sozialarbeit/Sozialpädagogik.

Die Besonderheit der Methode liegt darin, dass Sozialarbeiterinnen/Sozialarbeiter sowie Sozialpädagoginnen/Sozialpädagogen sich direkt in den Lebensraum einer Zielgruppe (beispielsweise Drogenabhängige oder Obdachlose) begeben und dort Kontakt aufnehmen und Verbindungen herstellen. „Die Streetworker begeben sich dabei als Gast in die Szene und akzeptieren die dort geltenden Grenzen und Regeln“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Dauns Stadtbürgermeister Friedhelm Marder begrüßt die Entscheidung: „Ich hätte mir zwar gewünscht, dass die Verbandsgemeinden Daun und Gerolstein jeweils einen Streetworker bekommen hätten, bin aber auch mit der nun gefundenen Lösung glücklich. Und hoffe, dass sich zeitnah auch jemand für die Stelle findet.“ Seiner Beobachtung nach ist die Zahl von Vorfällen, die der Dauner Jugendgruppe zuzuordnen seien, zurückgegangen: „Es ist ruhiger geworden.“ Das bestätigt auch Sven Lehrke, stellvertretender Leiter der PI Daun: „Ja, es ist weniger geworden. Die Gruppe ist zwar noch immer unterwegs, ist aber nicht mehr so häufig auffällig geworden.“ Zur Schaffung einer Streetworker-Stelle sagt er: „Das begrüßen wir aus polizeilicher Sicht sehr. Es kann ein guter Ansatz werden, wenn es es ein Bindeglied zwischen den Jugendlichen und den Behörden gibt.“

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