Es geht weiter, aber nicht in Trier

Trier ist ab Juli um eine Forschungs- und Beratungseinrichtung ärmer: Das Europäische Tourismus Institut (ETI) wird an eine private Firma verkauft, der Standort Trier aufgegeben. Nicht alle Mitarbeiter werden übernommen.

Trier. Im Juni endet eine fast zwanzigjährige Firmengeschichte in Trier. Diese zwei Jahrzehnte lang sorgte das ETI dafür, dass die Tourismusbranche immer wieder neugierig an die Mosel blickte. Die ETI-Mitarbeiter untersuchten das Verhalten der Pauschaltouristen, die Wirtschaftspotenz der Wanderer und Fahrradfahrer. Und sie erstellten sogar einen touristischen Masterplan für den Fuxian-See in der chinesischen Provinz Yunnan. Noch einige Wochen, dann ist Schluss damit.
Das Europäische Tourismus Institut (ETI), ein bundesweit und international agierendes Beratungsinstitut, verabschiedet sich aus der Uni-Stadt. Gegründet wurde das ETI 1991 vom Land Rheinland-Pfalz, Luxemburg und der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Ziel damals: Tourismusberatung in der Großregion. 2002 stieg das Saarland als Gesellschafter mit ins Boot.

Ende Juni übernimmt ein Unternehmen das ETI. Die Gesellschafter verkaufen ihre Anteile an Project M, ein Tourismusberatungsunternehmen mit Standorten in Lüneburg, Berlin und Stuttgart. Die Konsequenz laut Bert Hallerbach, Leiter der ETI-Marktforschung: "Der Standort Trier wird auf jeden Fall aufgelöst werden." Das Unternehmen habe kein Interesse daran, den Standort weiterzuführen, bestätigt auch Siegfried Englert, Staatssekretär im Mainzer Wirtschaftsministerium.

"Für den Standort ist das schade, für das Fach Tourismusgeografie der Uni auch", sagt Hallerich. "Wir hatten viele Praktikanten, und das ETI war oft ein Berufseinstieg." Dass dies nun vorbei ist, hat nach Angaben von Englert verschiedene Gründe. Zum Ende des Jahres laufe der Mietvertrag aus, außerdem sei der Vertrag für Geschäftsführer Professor Heinz-Dieter Quack zum 1. März ausgelaufen. Er ist seit 2001 an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel tätig. "Seit einigen Jahren gab es außerdem unbefriedigende Geschäftsergebnisse", sagt Englert. "Vor etwa drei, vier Jahren hat es angefangen wehzutun." Die Gesellschafter hätten neues Geld zuschießen müssen - schuld war unter anderem die Konjunktur. "Wir wollten nicht mit Gewalt die Gesellschaft weiterführen, nach einem neuen Geschäftsführer suchen", sagt er. Außerdem sei die Frage aufgekommen, ob eine staatliche Einrichtung überhaupt erforderlich sei. "De facto war es ein reines Beratungsgeschäft." Daher habe man im vergangenen Jahr zum ersten Mal einen Verkauf ernsthaft in Erwägung gezogen, um das ETI privatwirtschaftlich weiterführen zu lassen. Mit Project M sei man auf einen Wettbewerber gestoßen, der auf Anfrage Interesse gezeigt habe. Wo der neue Standort sein wird, ist noch nicht bekannt. "Das Unternehmen prüft Standorte im Land", so Englert, der sich auf Absprachen mit Project M bezieht. Im Blick sei die Rheinschiene, "wo mehr Umsatz zu machen ist." Laufende Projekte werden weitergeführt. Die Geschäftsführung von Project M war gestern nicht zu erreichen.

Mit dem Ende des Standorts Trier gehen neun Arbeitsplätze verloren. Zwei Mitarbeiter wird der neue Inhaber einstellen, zwei als freie Mitarbeiter übernehmen. "In dem Bereich ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen", erklärt Englert. "Wir haben die Hoffnung, dass wir mit Ausnahmen von ein, zwei Mitarbeitern kurzfristig eine Lösung finden."

Extra

Das ETI

Das Europäische Tourismus Institut beschäftigt neun Mitarbeiter und ist in den Bereichen Marketing, Forschung und Service tätig. Zu den Auftraggebern gehören vor allem Touristinformationen, Badeeinrichtungen oder sonstige öffentlich getragene Tourismus-Einrichtungen. Die Referenzliste des ETI zieren neben verschiedenen Landesministerien außerdem das Statistische Bundesamt, das Luxemburgische Statistikamt. Die Firma Project M ist in der Region keine Unbekannte: Aktuell begleitet das Unternehmen die Umsetzung des Projekts "Gesundheitslandschaft Vulkaneifel" (der TV berichtete). Außerdem auf der Referenzliste unter der Rubrik "ausgewählte Referenzen für Freizeitanlagen": das Freizeitcenter Erlebniswelt Nürburgring. (jka)

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