Luxemburg Heimarbeit könnte Umwelt und Luxemburg-Pendler entlasten

Luxemburg/Trier · Knapp 40 000 Pendler aus Deutschland arbeiten im benachbarten Luxemburg. Für viele ist die tägliche Fahrt ins Großherzogtum eine Geduldsprobe. Könnte Heim- und Telearbeit den Stress erleichtern?

 Eingesetze Verkehrsmittel zur Arbeit in Luxemburg

Eingesetze Verkehrsmittel zur Arbeit in Luxemburg

Foto: TV/Schramm, Johannes

Das Trierer Meinungsforschungsinstitut T.I.P. Biehl & Partner hat einen interessanten Ansatz gewählt, um die Situation der deutschen Luxemburg-Pendler zu durchleuchten. Oliver Thömmes von Biehl & Partner erklärt dem TV die Idee: „Wir haben eine kleine und spontane Online-Umfrage zum Thema Heim- und Telearbeit gestartet.“

Die Untersuchung hat keinen repräsentativen Charakter, zeigt aber doch einige Tendenzen, wie der Autor erklärt. Heim- und Telearbeit, Mobilität und Berufstätigkeit, Wohnen und Arbeiten seien Themen, die das Leben vieler Menschen berühren, unter den Aspekten Zeit, Freizeit oder auch Vereinbarkeit von Beruf und Familie prägen oder gar dominieren. In Zeiten von Fridays for Future, einer intensiven Klimadebatte und massiven Veränderungen des Mobilitäts- und Verkehrssektors seien die Themenkomplexe Pendeln und Heim- und Telearbeit auch als Umweltthemen relevant.

Rund 150 Grenzgänger haben an der Aktion teilgenommen. Die Ergebnisse sind interessant. Der aktuelle Status von Heim- und Telearbeit zeigt eine gewisse Lücke zwischen Angebot und Annahme.

In über 60 Prozent der Unternehmen, in denen die Befragten beschäftigt sind, ist Heim- oder Telearbeit bereits geübte Praxis. Allerdings – im Vergleich zu diesen 60 Prozent – ist nur für 36 Prozent der Umfrageteilnehmer Heim- oder Telearbeit gelebter Berufsalltag, heißt es in der Studie.

Thömmes sieht hier ein gewisses Potenzial: „Diese Differenz zwischen Unternehmenspraxis einerseits und dem tatsächlichen Berufsalltag andererseits liegt zumindest nicht grundsätzlich an den ausgeübten Berufen und einer grundsätzlichen Nicht-Eignung von Tätigkeiten zur Heim- oder Telearbeit aus Arbeitnehmersicht.“ In einer  Selbsteinschätzung zur Eignung der eigenen, ausgeübten Tätigkeit zur Heim- oder Telearbeit zeige sich, dass über 80 Prozent der Teilnehmer die eigene Tätigkeit als geeignet für Heim- und Telearbeit ansehen.

Dies könnte den Grenzgängern erhebliche „Zeitvorteile“ bringen. Der häufige Stau bei Anreise und Abfahrt schlägt ordentlich zu Buche. Laut Thömmes könnte eine Ausweitung von Heim- oder Telearbeit auf das von den Teilnehmern der Studie für möglich gehaltene Potenzial, wöchentlich eine durchschnittliche Zeitersparnis von vier bis fünf Stunden bescheren. In der Umfrage gaben Frauen einen durchschnittliche Anfahrtsweg von 62 Kilometern (einfache Strecke) zur Arbeit im Großherzogtum an, bei den Männern waren dies 52 Kilometer. Den dazu benötigten durchschnittlichen Zeitaufwand bezeichnen die Befragten für die einfache Wegstrecke zur Arbeit mit 58 Minuten.

Dabei sitzen die Grenzpendler bei der Fahrt zum Job meist alleine im Auto (siehe Grafik). Thömmes: „Im grenzüberschreitenden Berufsverkehr ist das Auto das mit weitem Abstand das meistgenutzte Verkehrsmittel. Inwiefern sich das durch die Einführung des kostenlosen Nahverkehrs innerhalb Luxemburgs in naher Zukunft ändern wird oder ändern kann, wäre jedenfalls ein zwingender Bestandteil im Falle der Durchführung einer weiteren Erhebung.“

Laut der Studie würde auch die Umwelt gewinnen. Der Autor berechnet für die 9000 Pendler aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm eine mögliche Ersparnis von fast zwei Millionen Kilogramm CO2.

Der Autor verweist in der Studie auch auf die unterschiedliche steuerliche Belastung der Luxemburg-Pendler. Während Frankreich und Luxemburg sich auf eine neue Reglung geeignet haben, die französischen Pendlern zukünftig erlaubt, bis zu 29 Tage in Frankreich zu arbeiten, ohne steuerliche Nachteile hinnehmen zu müssen, sieht das für deutsche Grenzgänger anders aus. Das Steuerabkommen zwischen Deutschland und Luxemburg sieht bisher vor, dass deutsche Arbeitnehmer am Ort des Arbeitsplatzes besteuert werden und bisher 19 Tage im Jahr innerhalb Deutschlands arbeiten können, ohne dass dies zu einer Besteuerung des Einkommens in Deutschland führt.

Zeitersparnis für die Berufstätigen, eine Reduzierung des Verkehrs und damit verbunden eine Umweltentlastung, das sind Punkte, die nach Ansicht von Autor Thömmes die Potenziale der Heim- und Telearbeit in der Grenzregion aufzeigen.

„Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ und nicht übertragbar. Sie entsprechen einer kleinen, regional sehr eng gefasste Zufallsstichprobe“, schränkt der Autor selbst ein. Doch ein Fingerzeig ist die Auswertung allemal.

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