Wenn nur noch Magie und Wunder helfen

Manchester/Düsseldorf · Die Hypothek wiegt schwer: Schalke 04 verlor das Halbfinal-Hinspiel gegen Manchester United 0:2 und steht heute (20.45 Uhr/sky und Sat.1) in der Champions League vor dem Aus. Doch aufgegeben hat sich der Revierclub noch lange nicht.

Manchester/Düsseldorf. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Doch es bedarf schon des "Wunders von Old Trafford" oder einer Wiederholung der magischen Nacht von Mailand - sonst endet die wundersame Europa-Reise des FC Schalke 04 in Manchester. "Entscheidend ist, ob wir uns es selber zutrauen", sagte Trainer Ralf Rangnick. Zu gerne würde der Magath-Nachfolger sein Team auch noch ins Londoner Wembley-Stadion führen, wo am 28. Mai der Champions-League-Sieger 2011 gekürt wird.
Rangnick setzt vor dem Halbfinal-Rückspiel bei der Millionen-Auswahl von Manchester United auf die Rolle des krassen Außenseiters: "Mit uns rechnet kaum jemand", sagte er nach der 1:4-Pleite in der Fußball-Bundesliga bei Bayern München. Und beschwor förmlich die Erinnerung an das glanzvolle 5:2 in der Runde der besten Acht bei Titelverteidiger Inter Mailand herauf: "Wir müssen es am Mittwoch besser machen als in München, wenn wir eine Chance haben wollen, das Wunder zu schaffen."
Doch Skepsis überwiegt, zumal das 0:2 von Gelsenkirchen die denkbar schwerste Hypothek ist, die Schalke mit auf die Insel nahm. "Wenn wir so auftreten wie in München, können wir nichts holen", argumentierte Schalke-Torwart Manuel Neuer. "Warum sollten wir kapitulieren? Im Fußball sind schon viele Dinge passiert" - Rangnick will sich im Glauben, in Old Trafford das Unmögliche doch noch möglich zu machen, nicht beirren lassen.
Allerdings begann die Mission am Dienstag mit Hindernissen und fast zweistündiger Verspätung, weil die Pass-Unterlagen der Nicht-EU-Bürger Jefferson Farfán, Atsuto Uchida, Ali Karimi, Junmin Hao und Edu nicht komplett waren. So mussten die Behörden in aller Eile Ersatzdokumente ausstellen, ehe die Mannschaft mit Flug "AB 1000" in Düsseldorf abheben konnte. "Wir hatten alle Unterlagen fristgerecht eingereicht. Uns trifft keine Schuld", erklärte Pressesprecher Thomas Spiegel.
Die Generalproben der Kontrahenten gingen daneben. Schalke war bei den Bayern chancenlos, die "Red Devils" unterlagen beim FC Arsenal mit 0:1 und müssen wieder um den Gewinn der englischen Meisterschaft bangen. Dennoch spricht nahezu alles gegen Schalke: Manchester ist in der aktuellen Spielzeit zu Hause in allen Wettbewerben noch ungeschlagen, musste aber in der Königsklasse gegen die Glasgow Rangers (0:0) und den FC Valencia (1:1) in Old Trafford Punkte lassen.
Schalkes letzte Chance basiert auf einer simplen Vorgabe: ein frühes Tor erzielen und "körperlich noch einmal über das Limit zu gehen", wie Innenverteidiger Christoph Metzelder forderte. "Wir müssen aggressiv und kompakt gegen den Ball spielen. Das tut weh und macht keinen Spaß."

RAUL - DER KöNIG DER KöNIGSKLASSE


Die letzte große Fiesta? So hat sich der König der Königsklasse sein Abdanken nicht vorgestellt. Wird das erwartete Aus im Halbfinale bei Manchester United die letzte große Fiesta von Schalkes Superstar Raúl auf internationaler Bühne? Nach drei Champions-League-Triumphen mit Real Madrid hofft der Spanier auf eine Sensation, aber sein 144. Auftritt in Europas Beletage könnte sein letzter sein. Scheidet der 33-Jährige im "Theatre of Dreams" von Old Trafford gegen den englischen Rekordmeister aus, wird eines der ruhmreichsten Kapitel europäischer Fußballgeschichte wohl für immer geschlossen. 143 Einsätze für Real Madrid und für Schalke, 71 Tore - das soll es nicht gewesen sein für den Rekordmann des Kontinents. Bis zuletzt träumt Raúl vom Finale am 28. Mai im Londoner Wembley-Stadion - getreu seines Credos: "Fußball ist Fußball. Da ist alles möglich." dpa

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