Das Rennen um den Chefsessel hat begonnen

Saarburg/Kirf · Kandidatenkür für die Wahl zum Verbandsbürgermeister: Die Grünen vertrauen auf den Wincheringer Matthias Pinnel. Die FWG unterstützt Mario Wolter aus Irsch. SPD und CDU haben sich noch nicht festgelegt.

Mario Wolter (Mitte) will VG-Bürgermeister werden. Unterstützt wird er von Alfons Linden (links) und Raimund Boquoi.

Mario Wolter (Mitte) will VG-Bürgermeister werden. Unterstützt wird er von Alfons Linden (links) und Raimund Boquoi.

Foto: Tobias Thieme

Saarburg/Kirf. Der Wahlkampf im Saarburger Land hat begonnen. Die Bürger wählen im Herbst einen neuen Bürgermeister für die Verbandsgemeinde (VG). Zwei Parteien haben Donnerstagabend ihre Kandidaten nominiert. Die Grünen schicken Matthias Pinnel aus Wincheringen ins Rennen. Für die Freie Wählergemeinschaft (FWG) tritt Mario Wolter aus Irsch an. SPD und CDU wollen sich in den kommenden Wochen festlegen.
Auf die Bürger der VG kommt ein Superwahltag zu. Sie stimmen voraussichtlich am 22. September über den neuen Bürgermeister ab. Am selben Tag sind auch Bundestags- und Landratswahlen. Der Termin muss noch vom Verbandsgemeinderat beschlossen werden.Bürgermeisterwahl VG Saarburg


Die Grünen haben ihren Kandidaten im Saarburger Hof gewählt. Um 19.16 Uhr steht fest: Matthias Pinnel machts. Die acht anwesenden Parteimitglieder votierten einstimmig für den Unternehmer. Es ist das erste Mal, dass die Grünen bei einer VG-Bürgermeisterwahl antreten.
Mit diesen Themen will Pinnel besonders punkten: "Wir müssen uns aus der Abhängigkeit der Energieriesen befreien. Ich bin für eine offene Genossenschaft, die lokale Stromnetze übernimmt und Anlagen wie Windräder baut", sagt der Grüne. An der Genossenschaft könnten sich Kommunen und Bürger beteiligen. Eine Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) sei ungeeignet. Außerdem will er die Vermarktung regionaler Produkte wie Lebensmittel stärken. "Wir können lokale Produzenten und Händler an einen Tisch bringen. Wenn wir mit Franzosen und Luxemburgern zusammenarbeiten, können wir dafür auch EU-Fördergeld einwerben", sagt Pinnel. Ebenfalls auf der Agenda: Die Modernisierung der Verwaltung. Pinnel meint: "Wir müssen die Ortsgemeinden und deren Bürgermeister stärken und Kompetenzen in die Dörfer verlagern." Am Herzen liege ihm auch die Jugendarbeit. Wincheringen etwa bräuchte dringend einen Jugendtreff. Pinnel rechnet sich Außenseiterchancen zu: "Das wird ein schwieriges Rennen. Ich starte nicht aus der Poleposition."
Etwa eine Stunde nach den Grünen zieht die FWG nach. Im Meuricher Gasthaus Sauerwein machen gut 35 freie Wähler Mario Wolter einstimmig zu ihrem Spitzenmann für die Wahl. Während Pinnel eher ein Kandidat der leisen Töne ist, geht Wolter in die Vollen. Seine Vorstellungsrede ist bereits eine Art Wahlprogramm. Die Parteifreunde signalisieren Zustimmung.Front gegen Stadtbürgermeister


Wolter bringt sich klar gegen Stadtbürgermeister Jürgen Dixius (CDU) in Stellung. Der ist noch nicht offiziell nominiert. Seine Wahl gilt aber als sicher. Von einer Personalunion hält Wolter nichts. "Wenn in einer Brust zwei Herzen schlagen, muss man gewichten. Diese Konstellation verdient niemand", sagt er zu einer möglichen Doppelfunktion von Dixius als Stadt- und Verbandsbürgermeister.
Wolter lehnt die Gründung einer kommunalen Energiegesellschaft als AöR nicht kategorisch ab, zeigt aber offen Skepsis: "Wir lassen nicht zu, dass die Ortsgemeinden einem unkalkulierbaren Risiko gegenüberstehen. Es geht um Millionenbeträge. Die Verwaltung sieht manche Projekte zu euphorisch." Freiwilliges Engagement will Wolter mit Geld unterstützen. "Mit mir wird es einen Ehrenamts-Fond geben", sagt der Irscher. Einsetzen will er sich auch für eine transparente Politik. "Es werden zu häufig Fäden im Hintergrund gesponnen", sagt er. "Ich will, dass mit offenem Visier gestritten wird."Meinung

Los geht\\'s!
Zwei Parteien haben vorgelegt und ihre Kandidaten für die Wahl des Verbandsbürgermeisters nominiert. Wenn sie die Bürger überzeugen wollen, müssen sie nun klare Kante zeigen! Die Zusammenarbeit der Fraktionen im Verbandsgemeinderat ist konstruktiv. Die Ratsleute gehen fair miteinander um, offener Streit ist selten. Das ist gut und soll so bleiben. Doch wer die Wähler überzeugen will, muss als Kandidat jetzt klar sagen, warum er den Job des Verbandsbürgermeisters besser machen kann als die Konkurrenten. Solange alle respektvoll miteinander umgehen, darf der Ton im Wahlkampf auch mal schärfer werden. Erste Meinungsverschiedenheiten, etwa in der Energiepolitik, werden inzwischen deutlicher formuliert als vor Wochen. Doch da kann noch etwas mehr Pfeffer in die Debatte. Die Wähler wollen jetzt wissen, woran sie sind. t.thieme@volksfreund.deExtra

Matthias Pinnel ist Unternehmer. Geboren am 14. Januar 1962 in Wincheringen Verheiratet, ein Sohn Abitur am Wirtschaftsgymnasium Trier 1983 bis 1985 Studium der BWL an der Uni Trier 1985 bis 1989 Ausbildung im Familienbetrieb mit anschließender Meisterprüfung 1989 bis 1993 in größeren deutschen und internationalen Betrieben tätig Seit 1993 wieder im Familienbetrieb 2001 Übernahme des Familienbetriebs thieExtra

Die Grünen schicken Matthias Pinnel ins Rennen (Mitte). Er hat Stefanie Nabinger und den Kreis-Grünen Sascha Gottschalk an seiner Seite.

Die Grünen schicken Matthias Pinnel ins Rennen (Mitte). Er hat Stefanie Nabinger und den Kreis-Grünen Sascha Gottschalk an seiner Seite.

Foto: Tobias Thieme

Mario Wolter ist Kriminalhauptkommissar. Geboren am 17. Oktober 1972 in Trier-Ehrang Wohnt seit 2000 in Irsch Verheiratet, zwei Töchter Abitur am Max-Planck-Gymnasium Trier Seit 1993 bei der Polizei (Wittlich-Wengerohr) 1996 bis 1999 Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Mayen Seit 1999 beim Landeskriminalamt in Mainz Seit 2004 Zentrum für internationale Zusammenarbeit der Polizei in Luxemburg thie

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