Kunstwerk der Woche Spannende Balance zwischen Natur und Kultur

Sein „Innerer Drache“ wacht vor der Kreisverwaltung in Bitburg. Als ein sich aus einer rohen Basalthöhle windendes, gezacktes Ungeheuer, das trotz des schweren Gesteins leicht und dynamisch wirkt, stellt sich die Skulptur von Albert Hettinger dar.

 Albert Hettinger, Kleine Basaltskulptur.

Albert Hettinger, Kleine Basaltskulptur.

Foto: TV/Eva-Maria Reuther

Entstanden ist das Werk für eine Biennale in Japan.

Es war nicht der einzige Auslandsauftrag. Der Bitburger Bildhauer ist schließlich einer, der zwar fest in der Region verortet ist, aber dennoch stets global unterwegs blieb. Arbeitsaufenthalte in Korea, Kanada oder Frankreich sind neben dem japanischen Inselstaat nur einige Stationen seiner Biografie. Eine schwere Krankheit hat in den letzten Jahren das Schaffen des Bildhauers eingeschränkt.

„Die Arbeit an großen Steinen ist vorbei“, stellt der Künstler mit nüchterner Härte fest. Mit „großen Steinen“ sind die riesigen Basaltblöcke von ehedem gemeint. Untätig war Hettinger dennoch nie. Und auch der Basalt, sein bevorzugtes heimatliches Gestein ist ihm geblieben.

Handlich sind dagegen die Formate geworden. Eine Reihe feinsinniger Objekte sind in den Jahren der Pandemie entstanden, in denen sich wiederfindet, was Hettingers großformatige Arbeiten ausmacht. Auch sie leben von der Spannung zwischen dem rohen Material mit seiner von der Natur und der Zeit geradezu malerisch gestalteten Oberfläche und dem kultivierten Stein, der durch die Einwirkung des Künstlers Form und Gestalt erhält.

In Hettingers Skulpturen hängt stets das eine mit dem anderen untrennbar zusammen. Natur und Kultur halten sich darin in spannender Balance. Dass aus dem sensiblen Gefüge keine statische kalte Konstruktion wird, verhindert allein die Lust am Spiel, der homo ludens (spielender Mensch), der in jedem Künstler steckt. „Der Zufall und das Spielerische sind für mich im Arbeitsprozess sehr wichtig“, erklärt Hettinger.

Vom Basalt, einem Urgestein der vulkanischen Eifellandschaft, das aus glühender erkalteter Magma entstanden ist und in dem Erdgeschichte und Zeit fassbar werden, geht für den Bildhauer eine große Faszination aus. Die Arbeit mit seinem archaischen Werkstoff bedeutet für ihn ein Ringen mit einem eigenständigen natürlichen Partner. „Ich gehe mit dem Stein eine Verbindung ein“, sagt der Künstler. Und zwar eine, bei der sich keiner von beiden verlieren darf.

So ist es denn auch kein Wunder, wenn Hettinger über den Abschluss seiner Arbeit resümiert. „Ist das Werk vollendet, gehen Basalt und Bildhauer wieder ihrer eigenen Wege“.

Eva-Maria Reuther

Kontakt: a-hettinger.de

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