Unsere Vereine Von Klassik bis zu Chartsongs

Densborn · Hip Hop, Techno, R’n’B oder laute Rockmusik sind beliebt bei den meisten jungen Menschen im Teenageralter. In Densborn aber hat ein junger Mann im Februar 2008 mit gerade einmal 17 Jahren den Kirchenchor Densbara Elia Lauda gegründet.

 Der Kirchenchor Densbara Elia-Lauda.

Der Kirchenchor Densbara Elia-Lauda.

Foto: Raimund Bläsius

Kein Zufall, wie seine noch junge Biografie zeigt. Simon Hell, heute 28 Jahre alt, kommt aus einer musikalischen Familie, in der alle Mitglieder mindestens ein Instrument spielen und in der schon immer viel gesungen wurde. Mit sechs Jahren begann er, leidenschaftlich Klavier zu spielen, aber mit 13 Jahren ließ die Lust langsam nach. „Ich bemerkte, dass er Spaß daran hatte, Harmonien zu spielen, und kam auf die Idee, ihn zur Ausbildung im Orgelspiel zu Christoph Schömig, Regionalkantor im Bistum Trier, nach Prüm zu schicken. Hier geriet er in die richtigen Hände, wurde gefördert und gefordert. Der Spaß am Musizieren kehrte zurück und ist bis heute ungebrochen“, sagt Richard Hell, Vater des jungen Kirchenchorgründers.

2008 absolvierte Simon Hell die C-Ausbildung für Kirchenmusiker, in der unter anderem Chorleitung unterrichtet und geprüft wird. Mit dem nötigen Werkzeug im Kopf gründete er dann den Kirchenchor in seiner Heimatgemeinde Densborn, wo zu dieser Zeit kein Kirchenchor mehr existierte. So trafen sich 15 Sängerinnen und Sänger zur ersten Probe. Die Skepsis gegenüber einem so jungen Chorleiter verebbte schnell: Innerhalb von drei Jahren wuchs der Chor auf 50 Sangesfreunde an. „Ich war natürlich schon ein wenig stolz, dass das alles so erfolgreich verlaufen ist. Hier ist aber auch das Engagement unseres Pastors Gerhard Schwan zu nennen, der mich von Anfang an in meinem Vorhaben unterstützt und mir, wo es nur ging, den Rücken gestärkt hat“, sagt Simon Hell.

„Vieles war auch schlichtweg Neuland für Pastor Schwan“, erzählt Manuela Brück, die Vorsitzende des Chors. „Trompeten, Gitarren und Percussion in einem regulären Gottesdienst, das muss man sich auch trauen und eingetretene Pfade verlassen. Aber unser Pastor ist den neuen Weg mit uns gegangen und ist heute einer unserer glühendsten Fans. Und auch wenn viele Chöre im Umland Jubiläen von 100 Jahren und mehr feiern, sind wir eben besonders stolz auf unsere zehn jungen Jahre, weil das zeigt, dass man auch heute noch erfolgreich einen Kirchenchor gründen kann.“

Pastor Schwan ist immer noch begeistert: „Wenn in einem Chor Menschen zwischen 17 und 80 vom Glauben singen, hat das eine große und besondere Ausstrahlung, da kommt was rüber und geht direkt ins Herz. Der Chor hat diese Anziehungskraft und Attraktivität, weil junge, frische und begeisterte Sängerinnen und Sänger dahinterstehen, und erreicht so auch Kirchenbesucher, die nicht zur immer kleiner werdenden Gottesdienstgemeinde zählen und sonst vielleicht nicht kämen.“

Zurzeit hat der Chor 40 Mitglieder, die Anzahl schwanke schon mal, sagt Chorleiter Simon Hell. „Aber da mein Chor sich, im Gegensatz zu vielen anderen Kirchenchören, besonders durch seine Altersvielfalt auszeichnet, sehe ich auch der künftigen Entwicklung gelassen entgegen. Unser Altersdurchschnitt liegt bei etwa 40 Jahren.“ Besonders schätzt er die große Flexibilität und Spontaneität, mit der die Mitglieder, besonders in Zeiten seines Studiums und Referendariats, auf seine Zeitplanung und oft sehr kurzfristigen Programmänderungen reagiert haben. „Und dass sie – bei aller Geselligkeit, die bei uns auch nicht zu kurz kommt – sehr diszipliniert und konzentriert mit mir auf gemeinsame Ziele hinarbeiten. So können wir ein hohes Niveau halten und eine große Vielfalt von schwerer Klassik über Filmmusik bis hin zu aktuellen Chartsongs zu Gehör bringen“, schwärmt Hell. Neben den Gottesdiensten während des Kirchenjahres ist der Chor auch bei Firmenfeiern und Jubiläen gefragt. Hinzu kommen Gastauftritte bei anderen Vereinen, und etwa alle zwei Jahre gibt es ein großes Konzert sowie Projekte mit anderen Chören.

Zum zehnjährigen Bestehen gaben die Sänger am 30. Dezember ein Jubiläumskonzert. Der Chor präsentierte von traditionsreichen Klassikern bis hin zu moderner Filmmusik ein anspruchsvolles Programm. Unterstützt wurden die Sänger von Musikern aus dem Umland. „Den Chorgesang instrumental aufzustocken, bietet einem nochmal ganz andere Möglichkeiten und erweitert den musikalischen Rahmen“, sagt Simon Hell. „Hier gilt es dann auch für den Chor, andere, neue Wege zu beschreiten und an der Herausforderung zu wachsen.“

Drei Fagen an Chorleiter Simon Hell

Was möchten Sie in Zukunft mit dem Kirchenchor noch erreichen?

Wir haben für einen Laienchor schon sehr viel erreicht, was man auch an unseren gut besuchten Konzerten sieht. Mein Ziel ist es, noch mehr junge Menschen für den Chor begeistern zu können, ohne dabei die langjährigen, treuen Sängerinnen und Sänger zu verlieren. Und ich möchte ein Konzert mit einem Orchester geben. Zusammen mit einem anderen Chor könnte man dann acht- bis zehnstimmige Chorwerke aufführen.

Hatten Sie in den bisherigen zehn Jahren ein besonders schönes Erlebnis?

Alle Konzerte – aber besonders das Konzert 2011, bei dem selbst 450 Sitzplätze in der Kirche nicht ausreichten und knapp 500 Zuschauer anwesend waren. Und der Besuch vom SWR-Fernsehen, das mit seiner Sendung „Hierzuland“ im Februar 2015 eine Chorprobe besucht hat. Der Chor kam im Fernsehen, und ich habe zum ersten Mal ein echtes Interview gegeben. Die Sendung hat uns in der Region noch bekannter gemacht.

Was bedeutet der Chor für Sie persönlich?

Für mich ist der Chor die Erfüllung eines Traumes und mein größter privater musikalischer Erfolg. Ich habe mein Hobby zum Nebenberuf gemacht, und es erfüllt mich mit Stolz, dass mein „Baby“, also der Chor, bis heute in dieser Fülle besteht.

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