Wein-Lexikon Trollinger: Der Rotwein, der fest zu Württemberg gehört

Dieser fruchtige Rotwein wird vor allem mit Württemberg assoziiert. Der Ruf als günstiger Alltagswein sollte beim Trollinger nicht über seine Qualitäten hinwegtäuschen.

 Manch einer sagt, der Trollinger begleitet den Schwaben durch den ganzen Tag.

Manch einer sagt, der Trollinger begleitet den Schwaben durch den ganzen Tag.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Kein anderer Wein ist so eng verbunden mit Württemberg wie der Trollinger. Wer Trollinger sagt, denkt an die Schwaben. Das kann Fluch und Segen zugleich sein – aber die württembergischen Winzer haben in den letzten Jahren positiv am verstaubten Image des Vesperweins geschraubt und ihn zu einem modernen Alltags-Getränk gemacht. Gleichwohl ist er ein Alleinstellungsmerkmal für Württemberg geblieben.

Wie schmeckt Trollinger?

Ein Trollinger schmeckt fruchtig, nach dem Aroma von Mandel, Wildkirsche und einem Hauch Erdbeere, er schmeckt nicht wie ein klassischer schwerer Rotwein und ist von der Farbe her deutlich heller. Sein feinblumiger Duft verrät einen zarten Muskatton. Die meisten Weine bauen die Kellermeister in Württemberg zu frischen, kernigen und bodenständigen Tropfen aus. Eine gewisse Restsüße verleiht den harmonischen Trinkweinen zusätzliche Süffigkeit. Meist präsentieren sich die Weine im Glas in einem hellen Rot, in guten Jahren auch rubinrot. Auch Weißherbst wird aus der Trollinger-Rebe angeboten. Die modernen Trollinger werden länger auf der Maische stehen gelassen, reifen sogar im Holzfass und werden nicht geschwefelt, nachdem der Ertrag schon im Weinberg reduziert und damit mehr Kraft in die einzelne Traube gelenkt wurde.

Ist Trollinger trocken?

Ein Trollinger kann trocken sein, er wird aber auch halbtrocken ausgebaut.

Welcher Trollinger ist der beste?

Das ist natürlich – wie alles beim Wein-Genuss – Geschmackssache. Der beste Trollinger ist der, der mit etwas Zeit auf der Maische vergoren ist und dadurch eine herzhafte Gerbstoffstruktur bekommt, sagt Trollinger-Fan Andreas Braun aus Baden-Württemberg. Wenn Wein länger gärt, erhält er mehr Gerbstoffe. So arbeiten zum Beispiel die Winzer der Weingüter Aldinger, Ellwanger, Haidle oder Collegium Wirtemberg. Früher hat man die Maische erhitzt und dadurch einen sehr zugänglichen Wein mit Primäraromen bekommen. Trollinger sollte keine 13 Volumenprozent Alkohol haben, zwölf sind nach Angaben von Braun ausreichend.

Was kostet eine Flasche Trollinger?

Trollinger wird in der Regel günstig angeboten, weil sein Ertrag relativ hoch ist, kann man ihn vor allem in Württemberg für wenig Geld kaufen. Aber man sollte eigentlich schon zwischen fünf und acht Euro für einen guten Trollinger ausgeben.

Wie wird Trollinger getrunken?

Trollinger kann beziehungsweise sollte sogar leicht gekühlt getrunken werden. Früher wurde er zur Vesper in einem zünftigen Henkelglas serviert, mittlerweile wird er in bauchige Rotweingläser geschenkt. Die leichten, rassigen Weine benötigen keine mehrjährige Lagerung, sondern sind im Jahr nach der Ernte trinkreif, also kann man Trollinger auf jeden Fall jung trinken.

Was isst man zu Trollinger?

Trollinger ist ein Alleskönner, sagt der Württemberger. Er passt zu Fischgerichten wie auch zu einer kalten Vesperplatte mit Schinken, Käse und kräftigem Brot, zu Pasta ebenso wie zu einem deftigen Eintopf. In Württemberg wird er gerne schon mittags eingeschenkt, das nächste Glas nimmt man dann nachmittags zu sich, am Abend dann der letzte Schluck – der Trollinger begleitet den Schwaben durch seinen Alltag.

Warum Trollinger mit Lemberger kombinieren?

Winzer, die die Reben von Trollinger und Lemberger, ebenfalls einem typischen Wein aus Württemberg, vermischen, erhalten eine kräftige, dunkle Cuvée, weil der Lemberger mehr Farbe in die Flasche bringt.

Wo wird Trollinger angebaut?

Trollinger wird vor allem in Württemberg angebaut und gilt dort als autochthone Rebsorte. In Südtirol wird er als Vernatsch angebaut, beide Rebsorten sind miteinander verwandt, sozusagen eineiige Zwillinge. Am wohlsten fühlen sich die Trollinger-Reben auf warmen Böden, insbesondere auf Keuper oder auf Muschelkalkformationen, heißt es beim Deutschen Weininstitut. Seine späte Reifezeit erfordere eine sehr gute Lage, die möglichst frostfrei sein sollte. Trollinger ist eine ertragreiche Sorte mit Erträgen von 100 Hektoliter pro Hektar. Die Säure fällt mit sieben bis zehn Gramm pro Liter für einen Rotwein relativ hoch aus.

Welche Bedeutung hat der Trollinger in der deutschen Wein-Szene?

In Württemberg ist der Trollinger die meistangebaute Rotweinsorte vor Lemberger und Schwarzriesling. Trollinger-Weine findet man bei Betrieben außerhalb Württembergs so gut wie keine, nur 34 Hektar liegen nicht in Württemberg, so das Deutsche Weininstitut. Die Konzentration auf eines der südlichsten deutschen Anbaugebiete hat vor allem klimatische Gründe, da die Rebe eine lange Vegetationsperiode zur Reife benötigt.

Welche Geschichte verbirgt sich hinter dem Trollinger?

Die Rebsorte stammt vermutlich aus Südosteuropa und gelangte etwa ab dem 12. Jahrhundert nach Oberitalien. Von dort aus kam sie zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert nach Württemberg, später nach Südtirol, heißt es beim Deutschen Weininstitut. Erst als die Rebsorte im 18. Jahrhundert als „Schiava“ und als „Vernatsch“ in Südtirol zur meistangebauten Sorte avancierte, wurde sie "Trollinger“ getauft. Heute wird sie vor allem in Württemberg und Baden, in kleinen Mengen aber auch in anderen Anbaugebieten unter Blauer Trollinger (Trollinger) angebaut, der genetisch mit der Rebsorte Schiava Grossa (Großvernatsch) identisch ist. Die Eltern des Blauen Trollinger sind aber weiterhin unbekannt. Die größten Anbauflächen befinden sich im deutschsprachigen Südtirol.

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