Akademische Grade

Kann man, wenn man promoviert hat, erwarten, mit „Frau/Herr Doktor“ angesprochen zu werden? Es ist weder höflich noch unhöflich, auf die Frage, ob man als Promovierter mit dem Doktortitel angesprochen zu werden wünscht, mit „Ja“ zu antworten. Unhöflich sind diejenigen, die überhaupt danach fragen, falls sie nicht gerade in der gleichen Fachrichtung promoviert haben.

 Salka Schwarz.

Salka Schwarz.

Foto: privat

Möglicherweise ist jemand, der nachfragt, jedoch nur verunsichert, weil er sich nicht auskennt und eine peinliche falsche Anrede vermeiden möchte. Andere Menschen werden ausgesprochen gern die höfliche Anrede mit Titel wählen, wenn sie Sie Fremden vorstellen, um damit stolz auf die wissenschaftliche Leistung ihres Bekannten oder Mitarbeiters hinzuweisen. Auch wenn der akademische Grad nicht Bestandteil des Familiennamens ist - sonst würde er auf der Geburtsurkunde stehen und vererbt werden können - , ist es in Deutschland aus Höflichkeit üblich, in der Anrede und Anschrift akademische Titel und Grade zu nennen - schriftlich wie mündlich. Das ist sowohl für akademische Grade wie Doktor, Professor und Professorin als auch für verliehene Professorentitel an Personen, die kein Lehramt bekleiden, so. Als Doktor oder Professor kann man sich diese Anrede wünschen, sie einfordern kann man jedoch nicht - darauf hat man keinen Anspruch.

Auch wird von dem Akademiker erwartet, sich aus Bescheidenheit nicht selbst mit "Ich bin Dr. Vorname Name" vorzustellen und auch nicht handschriftlich mit seinem Doktorgrad zu unterschreiben. Darüber hinaus sollte auch der Ehepartner darauf verzichten, die oder den Titeltragende(n) anderen mit ihrem/seinem Doktorgrad vorzustellen. Lediglich dritte Personen werden dies aus Höflichkeit und aus Respekt tun.

Möchte man als Promovierter künftig von neuen Bekanntschaften - beruflich oder privat - mit seinem Doktortitel angesprochen werden, sollte man möglichst bald seine Visitenkarte übergeben, falls man nicht von Dritten bekannt gemacht wird. Man hat ja erst ab dem Moment, ab dem man darüber Bescheid weiß, dass ein Doktor vor einem steht, die Möglichkeit, ihn aus Höflichkeit auch so anzusprechen. "Herr Doktor" ohne Namenszusatz ist allerdings völlig unpassend - auch gegenüber einem Arzt. Im Anschriftenfeld eines Briefes werden schließlich alle Titel und Grade aufgeführt: "Frau Professorin Dr. med., Dr. h. c. Name". In der schriftlichen Anrede heißt es: "Sehr geehrte Frau Professorin Name" und mündlich spricht man sie dann so an: "Guten Tag, Frau Professorin Name". Professor und Professorin wird heute immer ausgeschrieben, Doktor nicht.

Aus Salka Schwarz: "Renaissance der Höflichkeit. Fragen zur Etikette im 21. Jahrhundert".

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