Kolumne Eifel-Einsichten Statusmeldung

Ein Grund, warum ich nicht in den Plinker-Plinker-Smilie- Daumen-hoch-Daumen-runter-Trullala-Internetzwerken, den sozialen, herumlungere, ist die unnötige Arbeit, die man damit hat, permanent etwas in die virtuelle Welt zu drücken, damit man in ihr vorkommt, denn, so meine Befürchtung, wer da nicht vorkommt, glaubt, sein Leben sei sinnlos.

Kolumne Eifel-Einsichten
Foto: TV/Schramm, Johannes

Ein Beispiel sind die, das heißt wirklich so, „Status“-Meldungen von Leuten. Oft auch von Leuten, für die man sich gar nicht interessiert (oder nicht mehr, gibt’s ja auch). Und überhaupt: Status. Das Schönste auf der Welt ist doch, keinen Status zu haben. In keiner Hie­rarchie aufzutauchen. Nirgendwo einsortiert zu sein. Sondern einfach nur der, der man ist. Oder die. Oder ... dingens.

Aber nein: Statusmeldung. Da wird dann täglich ein Foto (Katze, Hund, salbungsvoller Spruch mit Sonnenuntergangbild, Teller Suppe) geladen, reingestellt, geposted, auf das man dann klicken soll. Und die hochladende Person sieht natürlich, dass man da draufgeklickt hat und ERWARTET JETZT EINE ZUSTIMMENDE REAKTION, ABER SCHNELL, denn sonst ist man BELEIDIGT.

Irre. Nix für mich. Denn: Es ist so schön, da überall nicht vorzukommen. Und sich all das Ja-Nein-Herzchen-Hass-Gebimmel einfach egal sein zu lassen. Und vor allem: niemandes „Follower“ zu sein. Wie arm ist das denn? Ich folge niemandem. Mein Status: besorgt.

Allerdings dann auch, betrifft Katzenfotos, wenigstens einmal doch hocherfreut. Sandte mir doch Alfred Pick aus dem schönen Lierfeld, hoch auf dem Hügel über Lünebach, ein gar zuckersüßes Bild von daheim – mit den besten Neujahrswünschen und der Nachricht: „Bei uns im Haus liest jeder die Tageszeitung“ – das ist ja heute schon fast ein Alleinstellungsmerkmal – und dem Zusatz: „Für manche scheint es aber sehr ermüdend zu sein.“ Lieben Dank! Bilddokument anbei.

Ist das nicht schön? Auf meine Rückfrage, wie die Katzen denn heißen, erfahre ich, dass sie gar keine Namen haben: „Ob es damit zu tun hat“, ergänzt Alfred, „dass sie keiner Religionsgemeinschaft angehören“ (und daher auch keinen, auweia, Katerchismus haben), „oder ob wir uns nicht auf einen Namen einigen konnten“, wisse er auch nicht mehr.

Egal: So lass ich mir ein Katzenfoto gefallen. Wobei: Den TV vollzuschreiben (vor allem die super Kolumnen! Daumen hoch! Daumen hoch! Sonst ist mein Leben sinnlos!), kann hier und da noch ermüdender sein, als ihn zu lesen.

TV gelesen, eingepennt: die Lierfelder Katzen.

TV gelesen, eingepennt: die Lierfelder Katzen.

Foto: Alfred Pick

Wenn ihr mich fragt: In einer Welt, in der sogar die Lierfelder Katzen den TV lesen, ist noch nicht alles verloren. Da denk ich dankend an die Gesamtleserschaft und ändere flott meinen Status in: einigermaßen beruhigt. Frohes Lesen, schönes Wochenende, net rennen.

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