Kolumne Eifel-Einsichten Rein theoretisch

Ich will ja niemandem zu nahe treten (guter Coronawitz, nicht? Das hier ist Logbucheintrag 18). Aber: Wollt ihr noch eine bekloppte Theorie hören? Auf die Gefahr hin, dass mir einer die abkauft? Wahrscheinlich sogar wieder die orangefarbene, von selbstempfundener Großartigkeit aufgeschwemmte Pestilenz im Weißen Haus, wie vor ein paar Wochen schon?

Kolumne Eifel-Einsichten
Foto: TV/Schramm, Johannes

Ich will ja niemandem zu nahe treten (guter Coronawitz, nicht? Das hier ist Logbucheintrag 18). Aber: Wollt ihr noch eine bekloppte Theorie hören? Auf die Gefahr hin, dass mir einer die abkauft? Wahrscheinlich sogar wieder die orangefarbene, von selbstempfundener Großartigkeit aufgeschwemmte Pestilenz im Weißen Haus, wie vor ein paar Wochen schon?

Also: In den vergangenen Coronawochen hat man zwar die allerliebsten Verschwörungsmythen gehört (wie auch in den Jahrhunderten davor, nur eben nicht so prominent und nicht von so herrlichen Knalltüten wie heute. Lauter Leute, bei denen, wie Lichtenberg sagen würde, Vernunft und Einbildungskraft „in einer sehr unglücklichen Ehe“ leben). Oder besser: hören müssen. Weil viele ihrer Verfechter ... IMMER. SO. SCHREIEN. Und was finde ich da gerade? Das hier, Robert Musil, „Über die Dummheit“: „Wenn etwas auf einen Menschen einwirkt, das zu stark für ihn ist, sei es ein jäher Schreck oder ein anhaltender seelischer Druck, so kommt es vor, dass dieser Mensch plötzlich ,etwas Kopfloses’ tut. Er kann zu brüllen beginnen ... eine berstende Neigung zum Zerstören, zum Schimpfen oder zum Jammern kann ihn erfassen.“ Danke, Herr Musil.

Eine Verschwörungsenthüllungsfraktion aber hielt sich bisher bedeckt wie der Eifeler Novemberhimmel: Die Chemtrail-Warner (Chemtrail: ein Kompositum aus Chemical, Chemikalie, und Contrail, Kondensstreifen). Das sind die, die glauben, dass ein Flugzeugkondensstreifen am ansonsten blauen Himmel beweist, dass die Regierung ein Gift auf uns runterblasen lässt, um uns ruhigzustellen. Und das Klima zu verändern. Oder beides. Oder andersrum, auf jeden Fall: schlimm (und das ist noch nichts gegen die Theorie mit den humanoiden Reptilienwesen, die uns mit Strahlen kontrollieren).

Jetzt fliegt da aber nix, da oben. Und im Moment sind ja so viele so dermaßen am Überdrehen, dass sie offenbar nicht mehr ruhiggestellt werden können. Das heißt (Stimme in raunenden Verschwörungsmodus schalten): Die Chemtrail-Leute ... haben ... recht! (Achtung: Das war ein Joke. Wehe, irgendeiner glaubt mir das und verbreitet das jetzt! Stimm-Verschwörungsmodus schnell wieder aus!).

Tatsächlich macht einen das alles auch selber ziemlich jeck. Schon beginne ich mich, coronasorgenumnebelt und verschwörungstheoretikerverängstigt, wieder zu verlesen. Dieser Tage schlug mir folgende Zeile ins angststarre Gesicht: „Merz steckt erneut Menschen an.“ Und ich so: Moment, der ist doch gar nicht mehr infektiös. War aber dann auch nicht der finstere CDU-Fritzemann, sondern ein Nerz, ein niederländischer. Und jüngst erfand ich, mich erneut schwer verlesend, das Mischgetränk zur Pandemie: Aerosol Spritz.

Ich muss jetzt aufhören, es gibt zu viel zu tun. Erstens braucht mein Schreibtisch dringend eine Neue Weltordnung. Und zweitens steht draußen ein humanoides Reptilienwesen, das mir per Gedankenstrahlen den Tagesbefehl von Bill Gates und Angela Merkel einimpfen will. Und es sieht aus wie ... Damian Schwickerath! Hilfe! ... Wie? Was? Der Befehl lautet ... ach so, kein Problem:

Et jit net jerannt.

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