Gegenwind für Wind-Fan-Lemke

Wirtschafts- und Energieministerin Eveline Lemke propagiert die Energiewende und setzt auf den Ausbau der Windkraft. Doch schon bald wird der Grünen selbst der Wind kräftig ins Gesicht blasen.

Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern im Land sind stinksauer auf "Ministerin Ahnungslos", wie sie ein ranghoher IHK-Vertreter hinter vorgehaltener Hand nennt. Auch die Landesvereinigung der Unternehmerverbände (LVU) mosert.

Die Vertreter der Wirtschaft winken ab, wenn der Name Lemke fällt. Das hat zum einen damit zu tun, dass sie sich bei Gesprächsrunden Ende September (HWK) und diese Woche (IHK) herablassend und wie Bittsteller behandelt fühlten. Der Mainzer IHK-Präsident wollte schon vorzeitig den Raum verlassen. Vermisst werden bei der Ministerin Sachkenntnis und konkrete Aussagen zu Themen, die für die Wirtschaft wichtig sind, zum Beispiel zur Verkehrsinfrastruktur. Dass die Grüne Steuern- und Abgabenerhöhungen sowie höhere Energiepreise preist, fällt ebenfalls negativ ins Gewicht. Am meisten stört offenbar ihr "Hoppla-Jetzt-Komm-Ich-Auftreten". "Sie weiß alles besser, zieht im Ministerium auch kleinste Dinge an sich und schießt oft weit übers Ziel hinaus", erzählt ein Insider.
Besonders lange Gesichter machen die HWK-Hauptgeschäftsführer. Im Juni liefen sie beim Mittelrhein-Marathon mit Lemke strahlend gemeinsam ins Ziel. Man duzte sich. Wenig später kam ohne Vorwarnung ein Brief aus Mainz: Lemke kürzte die Zuschüsse für die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung um satte 40 Prozent, und das im laufenden Haushaltsjahr.

Schon sehnt sich die Wirtschaft nach dem Kuschelkurs in alten sozial-liberalen und sozialdemokratischen Zeiten. Die Drähte zur SPD glühen.

Bleibt die Frage, wie lange Lemkes Vorgänger Hendrik Hering und seine Fraktion die Hilferufe noch ungehört verhallen lassen.

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