Glaube im Alltag Wenn nicht jetzt, wann dann?

Geht es Ihnen auch manchmal so?

 Foto: Ilse Rosenschild

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Sie wollen schon lange etwas tun, was Ihnen eigentlich wichtig ist. Jemanden anrufen, der vielleicht schon lange auf ein Lebenszeichen von Ihnen wartet. Bei jemanden vorbei schauen, der sich über einen Besuch sicherlich sehr freuen würde – und wenn es in der Corona-Zeit auch nur das Gespräch mit Abstand an der Haustür bleibt.

Es findet sich immer ein Grund, es jetzt gerade nicht zu tun. Man hat ja Anderes und Wichtigeres zu erledigen. Oder das Wetter ist zu schlecht. Oder man hat heute schon so viel gearbeitet. Oder es ist ja schon so spät... Im Aufschieben und im Gründe - dafür - finden sind wir oft wirklich gut. Aber tun wir uns – und Anderen - damit wirklich einen Gefallen?

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ – dieser Satz des deutschen Dichters, Publizist und Pädagogen Jean Paul hat mich zum Nachdenken gebracht. Wenn ich weiß, dass jemandem ein Gespräch gut tut, wenn das Zuhören für einen von Sorgen oder Trauer geplagten Menschen wichtig ist, wenn eine kleine Hilfe im Alltag eine große Erleichterung für den Anderen darstellt oder wenn eine Spende für Menschen in Not wirksam hilft – warum warten? Wenn nicht jetzt – wann dann? Lassen wir doch zukünftig aus dem Impuls „Man müßte ja eigentlich...“ ein entschiedenes „Das mach ich jetzt!“ werden. Ganz grundsätzlich! Sie werden sehen – es fühlt sich gut an! Die Freude des Besuchten. Das Sich-verstanden-Wissen des Belasteten und das sichtliche Getröstet-sein des Traurigen, die Dankbarkeit des Hilfesuchenden und das gute Gefühl, Gutes getan zu haben. Und ganz nebenbei: Man schiebt es nicht mehr vor sich her... „Wenn nicht jetzt – wann dann?“ – dies ließe sich sogar noch ergänzen durch ein „Wenn nicht ich – wer dann?“ Denn wenn ich meinen Glauben ernst nehme, bin ich jeden Tag aufs Neue gefordert, stellt sich mir die Aufgabe, meinen Dienst am Nächsten zu leisten und nicht darauf zu hoffen, ein Anderer wird das ja bestimmt schon tun....

Und vielleicht zuletzt sogar noch einen Schritt weiter gedacht: In mitmenschlichen Beziehungen noch Offenes und Unausgesprochenes, dass das eigene Leben belastet, wartet vielleicht auch darauf, geklärt zu werden. Wenn nicht jetzt.... Später, ja! Das geht bei allem Beschriebenen auch. Aber dann kann es vielleicht zu spät sein. Für Andere. Und auch für mich ....

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