Alles für die Tonne

Dass die Bundesregierung darum bemüht ist, mehr Wertstoffe aus dem Müll dieser Republik zu fischen, ist löblich. Seltene Metalle, wie sie beispielsweise für die Herstellung von Mobiltelefonen notwendig sind, sind viel zu kostbar, um sie nicht wiederzuverwerten.

Dass auch Entsorger großes Interesse daran haben, wertvolles Material, das sich gut verkaufen lässt, zu sortieren, zeigt ein Rechtstreit zwischen einem privaten Unternehmen und der Stadt Bochum. Dem Unternehmer war es gar nicht recht, dass Bochum den Wertmüll - und damit die Rohstoffe - selbst einsammeln wollte. Ein neues Gesetz könnte für Klarheit sorgen.

Doch die neue Wertstofftonne, die bis 2015 eingeführt werden soll, wird nicht den gewünschten Effekt haben. Und wie teuer das Projekt den Bürger zu stehen kommt, ist noch nicht abzusehen.

Mülltrennung zur einfacheren Verwertung von Rohstoffen ist keine neue Idee. Auch das duale System, also der grüne Punkt und die gelben Säcke, ist Anfang der neunziger Jahre eingeführt worden, weil man so besser an wiederverwertbare Materialien herankommen wollte. Doch das System ist kompliziert und verwirrend. Nicht alle Verpackungen, auf denen der grüne Punkt zu sehen ist, gehören in den gelben Sack. Und es gibt Material, das hineingehört, obwohl kein grüner Punkt aufgedruckt ist. Trotz aufwendiger Werbekampagnen ist es nie gelungen, die Verbraucher zum korrekten Sortieren zu bewegen. Viele Abfälle landen in der falschen Tonne. So werden Stoffe verbrannt, die dafür viel zu schade sind. Ob das aus Unwissen, Bequemlichkeit oder aus Trotz geschieht, ist zweitrangig. Warum sollte das Trennen mit noch mehr Tonnen besser klappen als vorher?

Die neuen Tonnen, die sich zu den Behältern für Restmüll und Papier gesellen, werden viele Hausbesitzer und Mieter vor unlösbare logistische Aufgaben stellen: Wo sollen die neuen Tonnen untergebracht werden? In der Garage oder gleich im Vorgarten?

Außerdem ist das System zu pauschal. Es geht nicht auf die regionalen Gegebenheiten ein. Dass es gleichwertige und bequemere Alternativen zum dualen System gibt, hat das Pilot-Projekt des Zweckverbands Regionale Abfallwirtschaft gezeigt. Abgesehen von Papier könnten die Bürger in Trier und der ganzen Region ihren Abfall einfach in eine Tonne werfen - ganz ohne schlechtes Gewissen.

sl.gombert@volksfreund.de

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