Fussball

Zur Berichterstattung über das 4:4 der deutschen Fußballer in der WM-Qualifikation gegen Schweden:

Der Volksmund sagt: "Wer 1:0 führt, der stets verliert". Die deutsche Nationalelf hätte diese statistisch unbewiesene Behauptung beinahe blamabel variiert: wer 4:0 führt ... Blamabel war das Spiel allemal. Sagte ich "National"-Elf? Die Mannschaft des DFB ist eine vorübergehend zusammengesetzte Gruppe von höchst eigenwilligen, hoch bezahlten Individuen, die ohne Zweifel Fußball spielen können, die augenscheinlich aber mit ihrem ausufernden Reichtum mental nicht klarkommen. Egozentrik und Arroganz beziehungsweise Überheblichkeit scheinen mir die Hauptgründe für das Desaster zu sein. Spielten Fritz Walter und Uwe Seeler noch für "einen Appel und ein Ei" oder auch ohne dies im Dress der Nationalelf, dann musste für die Teilnehmer an den Weltmeisterschaften 1954 und 1958 noch etwas anderes die Spielfreude und vor allem den Siegeswillen beflügelt haben. Vielleicht war es tatsächlich so etwas wie Nationalgefühl und das Bewusstsein, für "Deutschland" zu spielen. So kurz nach dem Kriegsdesaster und dem Holocaust galt es, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl der (alteingesessenen) Deutschen auf diesem Wege wieder aufzubauen. Vermutlich spielte das "Nationale" ebenfalls für die Weltmeister von 1974 und 1990 sowie für die Europameister von 1972, 1980 und vielleicht auch noch 1996 eine Rolle. Seit Anfang der 90er Jahre hatte sich jedoch so einiges verändert. Dieser Prozess dauert noch an. Ich erwarte von Mesut Özil oder Jérôme Boateng nicht, dass sie die deutsche Nationalhymne aus voller Brust mitsingen, wenn von "mitsingen" überhaupt gesprochen werden kann. Dabei spreche ich beiden Weltklassespielern keineswegs ab, dass sie staatsrechtlich Deutsche sind. Von "National"-Elf sollte aber wegen des uneindeutigen und emotionsbeladenen Begriffs vielleicht auch nicht mehr gesprochen werden; DFB-Team mag reichen und der Wirklichkeit näherkommen, und könnte dann "Team" nicht auch als "Temporär Engagierte auf Moneymache" übersetzt werden? Dies würde das 4:4 begreifbar machen. Michael Wilmes, Ralingen

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