Fußball Irgendwie, vielleicht ...

Zur Berichterstattung über die 0:6-Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der Nations League gegen Spanien schreiben Thomas Jäckels und Franz-Josef Hontheim:

Das Debakel von Sevilla muss Konsequenzen haben. Wenn beim DFB jetzt immer noch nicht jeder begriffen hat, dass der deutsche Fußball ins Nichts taumelt, ist die Verbandsspitze nicht mehr zu retten. Seit der WM 2018 ist keine Entwicklung erkennbar, die jungen Spieler zahlen das Vertrauen, das ihnen Bundestrainer Joachim Löw schenkt, nicht zurück. Die Personalpolitik ist das eine, das man Löw vorwerfen muss, das andere: die taktischen Vorgaben. Wenn Körpersprache und Laufleistung nicht stimmen, hat der Bundestrainer weder die richtige Ansprache vorgenommen noch das Mannschaftsgerüst standhaft ausgerichtet. Schlimmer noch: Dass keine Korrektur in der Pause fruchtete, nährt die Zweifel noch. Erreicht Löw die Spieler noch? Es geht um die Art und Weise, wie die Mannschaft unter Löw Fußball spielt: hinten behäbig und abenteuerlich positioniert, vorne planlos im Pressing. Niemand stellt infrage, dass Löw 14 Jahre lang als Bundestrainer Großes geleistet hat. Darum hat man ihn nicht wirklich zur Rechenschaft gezogen, als die Weltmeisterschaft vor zwei Jahren schieflief. Dem Leistungsgedanken aber kann sich Löw nicht entziehen: Die aktuelle Kurve zeigt nach unten. Es braucht einen neuen Impulsgeber, der diese alles andere als schlechte Ansammlung von Einzelspielern spieltaktisch, aber auch mental zu einer verschworenen Einheit formt, bei der sich niemand der Verantwortung entzieht, den Adler auf der Brust zu tragen. Ansonsten droht ein zweites 2018. In Vereinen hätte man längst die Notbremse gezogen.

Thomas Jäckels, Riveris

Ohne die sportliche Katastrophe des Spanien-Spiels beurteilen zu wollen kann ich die Interviews vom „Bundes-Jogi“ einfach nicht mehr hören. Hat er doch nach dem Spanien-Spiel innerhalb von kurzer Zeit mindestens zwölf Mal das Wort „irgendwie“ benutzt. Was bedeutet denn „irgendwie“ in diesem Zusammenhang eigentlich? Irgendwie das, irgendwie jenes, irgendwie ist nichts, oder alles, oder irgendwie doch irgendwie irgendwas? Hat Joachim Löw denn keinen Berater, der ihn mal darauf hinweist, dass er dieses „irgendwie“ einschränkt oder sein lässt? Aber irgendwie war die Leistung der Mannschaft irgendwie auch schrecklich, oder irgendwie vielleicht doch nicht. Denn er hat ja schließlich zuvor zweimal gewonnen. Wenn ich Spieler eines solchen Trainers wäre, gingen mir diese nichtssagenden Floskeln sehr auf den Geist. Aber vielleicht haben wir es ja bald geschafft, und der „Irgendwie-Trainer“ ist irgendwie, irgendwann und irgendwo weg.

Franz-Josef Hontheim, Trier

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