Gesellschaft Mut zur Macke

Zur Berichterstattung über Mobbing unter Schülern schreibt Victoria Porten:

Ich bin schockiert, dass im einundzwanzigsten Jahrhundert noch Argumente aus den Achtzigern benutzt werden. Der traurige Tod eines elfjährigen Mädchens in Berlin ist Anfang Februar in den Medien – auch im Volksfreund – benutzt worden, um Aufmerksamkeit auf ein  Thema zu ziehen, das möglicherweise nichts mit dem Tod der Schülerin zu tun hat. Es ist nicht bestätigt, dass es Suizid war und ebenfalls nicht bestätigt, dass es Mobbing  war.

In der Berichterstattung ist meiner Meinung nach ein Problem überspitzt worden. Dabei sind zum Beispiel Smartphones als „Teufelszeug“ karikiert worden, wie es schon mit etwa Pokémon oder Videospielen in den Achtzigern der Fall war.

Smartphones an sich sind nicht das Problem, und durch das Abschalten des Smartphones wird auch nicht das Problem an der Wurzel gepackt – ganz im Gegenteil: Es ist auch ein häufiger Grund für Mobbing.

Das Problem ist nicht das Smartphone, das Problem liegt bei den Konsumenten. Man sollte den Kindern beibringen, richtig mit Mobbern umzugehen, indem man ihnen erklärt, die eigenen „Macken“ mit Stolz zu tragen, Mobber zu ignorieren und in den Netzwerken zu blockieren.

Dabei ist anonymes Mobbing nicht einmal ein neues Problem – früherer waren es oft anonyme Telefonanrufe mit derselben Absicht.

Heutzutage ist allerdings noch schwieriger zu unterscheiden, ob es sich um Witze handelt oder tatsächlich um Mobbing – denn schwarzer Humor ist immer mehr verbreitet.

Der Lösungsansatz, Anti-Mobbing-Programme einzuführen, würde nicht viel bringen, denn Schüler würden sie nicht ernstnehmen; entweder hören sie nicht zu, da sie sich freuen, keinen Unterricht zu haben, oder fühlen sich nicht angesprochen – und wenn einer das doch täte, würde das als Mobbinggrund genutzt.

Außerdem sollten Lehrer aufmerksamer gegenüber Mobbing in einer Klasse werden, denn viele Opfer erzählen immer wieder, dass selbst ihre Lehrer mit den Mobbern lachten. Das Problem scheint weit verbreitet zu sein, da es schon ein Meme (Inside-Joke im Internet) geworden ist.

Es ist wichtig, den Kindern und Jugendlichen beizubringen, selbstbewusster zu sein und ihre „Macken“ mit Scherz und Stolz zu tragen.

Und in der Berichterstattung der Medien darauf zu achten, dass Mütter nicht in Aufruhr gebracht werden.

Victoria Porten, Salmtal

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