Leserbriefe Rasanter Verlust

Zum Artikel „Schluss mit Gift im Garten“ (TV vom 19. April) meint Ludwig Neumann:

Wenn man die Berichte über Glyphosat liest, stehen einem die Haare zu Berg. Mit Frühlingsanfang beginnt die Spritzsaison auf vielen Äckern und Feldern. Pestizide sollen Pflanzen vor Schädlingen und Pilzbefall schützen, doch die Ackergifte sind keineswegs harmlos. Pestizide gefährden als Rückstände in Lebensmitteln die menschliche Gesundheit. Töten nicht nur „Zielorganismen“, sondern auch Nützlinge wie Bienen und andere Bestäuber. Zerstören die Nahrungsgrundlage für Insekten, Vögel und andere Feldtiere und tragen so zum Artensterben bei. Landen über Verwehungen auch bei biologisch bewirtschafteten Feldern, Gärten und Gewässern.

Ökologisch arbeitende Landwirte zeigen täglich, wie man gesunde Lebensmittel ohne den Einsatz giftiger Pestizide erzeugt. Doch die Bundesregierung zögert, den Pestizid-Einsatz einzudämmen und so etwas für den Gesundheitsschutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt zu tun.

Ziel des ökologischen Landbaus ist es, Lebensmittel zu produzieren, ohne Menschen, Natur und Tiere auszubeuten. Die natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser, Artenvielfalt werden auf der einen Seite für die Lebensmittelproduktion genutzt, auf der anderen Seite aber auch geschützt und gepflegt. Denn damit Landwirtschaft dauerhaft funktioniert, muss im Rahmen der ökologischen Belastungsgrenze gearbeitet werden. Nur auf diese Weise können die natürlichen Ressourcen auch für die kommenden  Generationen erhalten und die Weltbevölkerung mit ausreichender Nahrung versorgt werden.

Heute ist die Wirtschaftsweise des Ökolandbaus in der EU-Öko-Verordnung festgesetzt. Sie bildet den rechtlichen Rahmen, an den sich alle Biobauern in Europa halten müssen. Der ökologische Landbau verzeichnet innerhalb der letzten Jahrzehnte einen stetigen Zuwachs. So haben sich die ökologischen Flächen verdreifacht. Trotzdem liegt ihr Anteil gerade mal bei sechs Prozent.

Die wichtigsten Gründe für den rasanten Verlust von Artenvielfalt und Zerstörung von Lebensräumen sind die Vergiftung und die Vermüllung der Umwelt – auch durch die industrielle Landwirtschaft. Wenn Julia Klöckner den Privatleuten Glyphosat verbietet, sind das zwei Prozent des gesamten Verbrauchs. Was geschieht mit den 98 Prozent, die in der Landwirtschaft verbraucht werden?

Ludwig Neumann, Kell am See

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