Finanzwirtschaft Schluss mit Gier und Größenwahn – Ethik ist wichtiger als Erträge!

Zum Artikel „,Harte Einschnitte’ bei der Deutschen Bank“ (TV vom 24. Mai) schreibt Ruediger Scheiffele:

Der Niedergang der Deutschen Bank AG hat bereits mit der Vorstandstätigkeit von Rolf-E. Breuer im Jahr 1997 begonnen. Spätestens aber seit der Vorstandsübernahme durch Josef Ackermann im Jahr 2002 haben Größenwahn, Gier und Inkompetenz den Abstieg der Deutschen Bank AG noch einmal beschleunigt. Eine Entwicklung, die bis zum heutigen Tag nicht gestoppt werden konnte. Ob Anshu Jain, Jürgen Fitschen oder auch John Cryan, keiner dieser Vorstände war in der Lage, der Bank wieder ein seriöses Image mit auskömmlichen Renditen zu verschaffen. Allein die Tatsache, dass die weltweit tätigen „Zockerbuden“ dieses Instituts, die dadurch auffällig waren, dass sie nicht einmal davor zurückschreckten, auch dort noch Gewinne zu generieren, wo durch ihre Wetten auf Grundnahrungsmittel  Menschen in der Dritten Welt dem Hungertod oder einer weiteren Verarmung preisgegeben wurden, zeigen mehr als deutlich, mit welch unmoralischen und unethischen Geschäftspraktiken dort gearbeitet wurde. Da kann es wirklich niemanden überraschen, dass der Aktienkurs je Aktie von ehemals 101.72 Euro (Stand Ende Dezember 2006) auf aktuell 6.28 Euro abgestürzt ist (Stand 04. Juni 2019, 22:21 Uhr). Eine Bank, die mehr als 7500 Klagen am Hals hat und bereits zu Strafzahlungen im zweistelligen Milliardenbereich verurteilt wurde, darf sich doch nicht wundern, wenn ihr die Kunden das Vertrauen entziehen und in Scharen davonlaufen.

Wenn Paul Achleitner, der bereits seit 2012 Aufsichtsratsvorsitzender ist, aktuell die Meinung vertritt, dass er nicht die Wurzel des Übels sei, dann stellt sich doch die Frage, wann er endlich gedenkt, seiner Aufsichtspflicht nachzukommen und Vorstände zu berufen, die den Anforderungen eines seriösen und wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmens genügen. Wenn aktuell von den verbliebenen 91 700 Mitarbeitern noch über 6000 über eine Million Euro im Jahr verdienen, dann scheint es doch auch aktuell noch ein nicht unerhebliches Sparpotenzial im Unternehmen zu geben. Wie viele dieser Herrschaften drei, vier, fünf oder noch mehr Millionen an Jahresgehalt vereinnahmen, wird vonseiten der Bank natürlich nicht kommuniziert. Bleibt zu hoffen, dass sich der neue Vorstandsvorsitzende Christian Sewing entsprechend restriktiv, wachsam und moralisch anspruchsvoll im Bereich des so beliebten und ertragreichen Investmentbankings engagiert und die von seinen Vorgängern getätigten Aussagen, dass die Deutsche Bank AG künftig Ethik über Erträge stellen wird, endlich beherzigt und umsetzt.

Wie lange die Anleger noch mitspielen und nicht weiter aufbegehren, bleibt abzuwarten. Auch sie tragen  eine nicht unerhebliche Mitschuld für diesen Absturz. Wer sich zu Zeiten zügelloser Gewinnmaximierung nicht dafür interessiert hat, mit welchen Geschäftspraktiken  die Erträge bei der Deutschen Bank AG erwirtschaftet wurden, sollte heute nicht jammern. Wie war das doch mit den Bäumen, die bekanntlich nicht in den Himmel wachsen?

Ruediger Scheiffele, Schutzgemeinschaft Sparkassengeschädigte (SGSGA) e.V., Trier

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