Open-air-Konzert Von Lust und Last der Liebe

Trier · Der Trierer Opernchor bescherte den Besuchern des Theaters mit den „Liebesliederwalzern“ von Johannes Brahms einen beschwingten Sommerabend im Brunnenhof.

 Dirigiert den Trierer Opernchor bei den Liebesliederwalzern im Brunnenhof: Chordirektor Martin Folz.

Dirigiert den Trierer Opernchor bei den Liebesliederwalzern im Brunnenhof: Chordirektor Martin Folz.

Foto: Martin Möller

Johannes Brahms gilt als streng, abweisend, manchmal als konstruiert – kurz: menschlich und musikalisch als eher unbequemer Zeitgenosse. Aber  im Trierer Brunnenhof demonstrierten der Opernchor und sein Direktor Martin Folz am sommerlich warmen Mittwochabend:  Mit den „Liebeslieder-Walzern“ und den „Neuen Liebeslieder-Walzern“ zeigt sich der Komponist  von einer ganz anderen Seite. Es ist der freundliche, ja beschwingte Brahms, der sich vor circa 100 Besuchern präsentierte. Mit dem „Lob der Musik“ von Michael Praetorius bis zum Volkslied aus den Ardennen hatte man vorher das Pflichtprogramm erledigt.  

Und dann vertieften sich Chor und Martin Folz in die Kompositionskunst von  Brahms und die zahlreichen Nuancen seiner Walzer. Wer hätte gedacht, dass sich im Dreivierteltakt so viele Feinheiten verstecken können! Martin Folz und sein Chor  haben ein Gefühl dafür entwickelt. Bei ihnen geben sich diese Walzer mal verträumt, mal hochdramatisch, mal melancholisch, mal sogar ironisch und oft mit einer Heiterkeit, die man dem Komponisten gar nicht zugetraut hätte. Gewiss, gelegentlich verlegten sich die Sängerinnen und Sänger auf eine Klangfülle, die im Theater notwendig, in solch einem Freiluftkonzert aber eher überflüssig ist. Da zeigt sich auch: In der zurückliegenden Corona-Zwangspause und unter den besonderen Bedingungen der Aufstellung in diesem Konzert sind Qualitäten wie Homogenität und  präzise Intonation wieder verlorengegangen. Aber Folz, gemeinsam mit Malte Kühn auch am Klavier, suchte und fand gemeinsam mit dem Chor den plastischen, mitreißenden  Ausdruck, der Probleme und Schwächen vergessen macht.

Zumal Silvia Lefringhaus in der Doppelrolle als Sängerin und Moderatorin brillierte. Sie philosophierte locker und ohne akademischen Beiklang über die Liebe und die Last, die sich  oftmals mit der Lust verbindet, und hatte dafür zahlreiche Beispiele ganz unterschiedlicher Couleur parat. Und dass sie bei einer solch komplizierten Materie wie der Liebe frei vortragen konnte, wurde im Publikum besonders anerkennend vermerkt. So gelang es, etwas vom Kern dieser Komposition freizulegen. Es ist Musik, die traumhaft sicher auf dem schmalen Grat zwischen künstlerischem Anspruch und Popularität balanciert. Das macht die Liebeslieder-Walzer so einzigartig. 

 Brillant in der Doppelrolle als Sängerin und Moderatorin: Silvia Lefringhaus.

Brillant in der Doppelrolle als Sängerin und Moderatorin: Silvia Lefringhaus.

Foto: Martin Möller

Der Beifall nach gut einer Stunde subtiler Musik und fesselnder Moderation klang anerkennend und freundlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort