Defekte Gene Schuld an Brustkrebs - Aufwendige Tests können Risiko feststellen

Trier · Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Frauen vorsorglich die Brust entfernen lassen, um nicht an Brustkrebs zu erkranken. Auch in Deutschland. Betroffen sind Frauen, bei denen bestimmte Gene nachgewiesen werden.

BRCA1 und BRCA2. Die Buchstabenkombination steht für das englische Wort breast cancer - Brustkrebs. Die Abkürzungen sind Namen für Gene im weiblichen Körper, die, falls sie defekt sind, Brustkrebs auslösen können. Frauen, die eins der verändertenGene in sich tragen, bekommen mit bis zu 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit Brust- oder Eierstockkrebs. Und diese Gen-Veränderung ist vererbbar. Betroffene Frauen können also das Krebsrisiko an ihre Töchter übertragen.

So war es wohl auch bei der US-Schauspielerin Angelina Jolie. Bei der 37-Jährigen wurden bei einem Gentest das Gen BRCA 1 nachgewiesen. Vermutlich vererbt von ihrer Mutter, die mit 56 Jahren an Brustkrebs gestorben ist. Aus Angst, das gleiche Schicksal zu erleiden, hat sie sich zu einem radikalen Schritt entschieden. Sie ließ sich beide Brüste amputieren - vorsorglich, bevor eine Erkrankung bei ihr festgestellt worden war.

Kein Einzelfall. "Für Frauen mit den sogenannten Brustkrebsgenen BRCA1 oder BRCA2 sind die operative Entfernung von Brustdrüsen und Eierstöcken offenbar der sicherste Weg, um Krebserkrankungen zu vermeiden", hieß es vor drei Jahren im Deutschen Ärzteblatt unter Verweis auf eine internationale Studie. Auch in Deutschland entschieden ein Drittel der Frauen, bei denen ein erhöhtes Krebsrisiko festgestellt werde, zu dem Eingriff, sagt der Gynäkologe Werner Harlfinger, Landesvorsitzender des Verbandes der Frauenärzte. "Eine solche Operation ist nicht ungewöhnlich", sagt der Mainzer Frauenarzt. Wegen der seelischen Belastung würden alle Frauen, bei denen nach einem entsprechenden Genttest ein erhöhtes Krebsrisiko festgestellt worden sei, psychologisch betreut. Es sei keine leichte Entscheidung für die Betroffenen, sich für eine vorsorgliche Operation zu entscheiden. Aber die ständige Angst und Gewissheit, irgendwann auf jeden Fall an Krebs zu erkranken, belaste die Frauen enorm. Ihre Psyche leide, oft sei der Druck dann irgendwann so groß, dass sich einige der Betroffenen zu dem Eingriff entschieden, weiß Harlfinger auch aus seiner eigenen Praxis. Mittlerweile sei die plastische Chirurgie soweit fortgeschritten, dass der Wiederaufbau einer Brust problemlos möglich sei.
Über 2000 Neuerkrankungen.

Jährlich erkranken in Rheinland-Pfalz rund 2000 Frauen an Brustkrebs. Um die Zahl zu reduzieren, gibt es seit 2007 ein sogenanntes Mammographie-Screening: Frauen ab 50 Jahren erhalten alle zwei eine Einladung zur Brustkrebsvorsorge. Verpflichtend ist diese von Krankenkassen bezahlte Vorsorge allerdings nicht. In der Region finden die Untersuchungen in Wittlich und im Brustzentrum des Trierer Mutterhauses statt. Bei der Mammografie wird die Brust mittels Röntgenstrahlung auf Veränderungen untersucht. Bei 95 Prozent der Frauen werden keine Hinweise auf Brustkrebs festgestellt. Werden Auffälligkeiten festgestellt, erfolgen weitere Untersuchungen etwa durch Ultraschall und je nach Befund auch eine Gewebeprobe. "Je früher Brustkrebs erkannt, wird desto besser sind die Heilungschancen", sagt Harlfinger, der die Chancen auf 80 Prozent schätzt. Der Trierer Frauenarzt Heinrich Hackenberg empfiehlt den Frauen, alle zwei Jahre zur Krebsvorsorge zu gehen. Auf jeden Fall bedeute eine Brustkrebs-Diagnose nicht unbedingt, dass die Brust entfernt werden müsse. Ziel der Behandlung sei auf jeden Fall die Brust zu erhalten.

Die meisten Fälle von Brustkrebs in der Region werden im Trierer Mutterhaus behandelt. 2010 wurde dort insgesamt 502 Mal die Diagnose gestellt. Bei 378 Frauen die Brust erhalten.

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